Universal Studios
Hugh Grant in: American Dreamz - Alles nur Show
Ich habe die Lust verloren
Interview: Hugh Grant in der Krise?
Hugh Grant ist ein Mann, dem die Frauen zu Füßen liegen. In "American Dreamz - Alles nur Show" zeigt sich der Brite von einer ungewohnt selbstsüchtigen und fiesen Seite. Mit uns sprach er offen über seine Ängste und warum er die Lust am Filmemachen zunehmend verliert.
erschienen am 15. 06. 2006
Universal Studios
Hugh Grant in: American Dreamz - Alles nur Show
Ricore: Basiert Tweed auf einer reelen Vorlage?

Hugh Grant: Nein. Ich habe einfach eine bestimmte Verhaltensweise von mir herausgefiltert und mich darauf konzentriert. Ich wollte sehen was passiert wenn man aus Pessimismus und Grausamkeit eine Person formt. Ich habe versucht alles darauf zu reduzieren. Ich musste nur den Akzent sprechen und ein bisschen Körpersprache einsetzten.

Ricore: Glauben Sie Tweed erhält seine gerechte Strafe?

Grant: Mein Gott ja. Wir haben eine andere Version ausprobiert. Das war meine Idee, deshalb wurde sie auch rausgeschmissen. Ich bewege die Kamera Richtung Chris Klein und im Film sieht man, dass er sich gegen die Kamera lehnt und den Zünder auslöst. Wir haben eine Version gedreht in der ich mit der Kamera den Zünder auslöse, weil ich streben will. Ich wusste, dass wird fantastisches Fernsehen.

Ricore: Sie haben mit Mandy Moore viel Sarkasmus ausgetauscht.

Grant: Das war im Drehbuch so vorgesehen. Sie gefiel mir. Ich kannte sie vor Beginn der Dreharbeiten nicht. Sie ist freundlich und ruhig. Man hat mir gesagt, dass sie nervös war. Das ist mir nicht aufgefallen. Sie wirkt gelassen und schien sich wohl zu fühlen. Das passt zu ihrer Rolle.

Ricore: Paul Weitz hat gesagt, dass sie wütend geworden sind nachdem Sie das Drehbuch gelesen haben. Warum?

Grant: Ich war nur wütend weil er gesagt hat er hätte mich zum Vorbild meiner Figur genommen. Jemand der von Abscheu, Pessimismus und Verzweiflung erfüllt ist und das sollte ich sein. Aber sonst war das Drehbuch exzellent und lustig. Typisch Paul Weitz eben. Schwarzer Humor und total verdreht.

Ricore: Wie denken Sie über Reality-TV?

Grant: Ich würde keine Show moderieren wollen. Dennoch bin ich von solchen Fernsehsendungen fasziniert. Dafür schäme ich mich, wie die Meisten. Es gibt ein paar gute Sendungen in England. Es gibt eine in die heißt Frauentausch und die gefällt mir besonders. In einer anderen tollen Sendung werden kriminelle Jugendliche umerzogen. In einer Folge musste sie eine militärische Grundausbildung über sich ergehen lassen. Das war faszinierend.
Universal Studios
Hugh Grant in: American Dreamz - Alles nur Show
Ricore: Glauben Sie Reality-TV trägt zum Aussterben großer Stars bei? Es scheint als ob sie immer weniger werden.

Grant: Darüber habe ich nicht nachgedacht. Aber jemand hat gesagt, dass Leute die sich nur für die Schauspielerei interessieren jetzt mehr Ruhe haben. Jetzt werden nur noch die Stars der Celebrity Shows von den Paparazzi gejagt.

Ricore: Sie haben gesagt Sie würden lieber Zeit mit einem Reality-TV Star verbringen, als mit einem nutzlosen Hollywoodstar.

Grant: Ich kann mich nicht erinnern wer mir diese blöde Frage gestellt hat, aber ich würde lieber eine richtigen Menschen treffen oder sogar einen durchgeknallten Menschen als einen Schauspieler. Die wären auf jeden Fall interessanter und die könnte man auch leichter verspotten. Das stimmt eigentlich gar nicht. Es ist ganz einfach jemanden in Hollywood zu verspotten. Ich habe diese Frage schlecht beantwortet. Tut mir leid.

Ricore: Hat Sie der politische Aspekt von "American Dreamz" angesprochen?

Grant: Ich habe noch nie so einen Film gemacht. Es gab zwar einen politischen Unterton in "Tatsächlich ... Liebe", aber das war eher harmlos. Ich bin kein politischer Mensch. Aber man muss sich auch nicht für Politik interessieren um zu sehen, dass George Bush nicht geeignet ist, das mächtigste Land der Welt zu regieren. Ich hatte also keine Bedenken in einem linksorientierten Film mitzuspielen.

Ricore: Warum gibt es so wenige Filme über den Irak Krieg und die Busch Regierung? Waren Sie über die letzte Szene besorgt, in der sich der amerikanische Soldat in die Luft jagt?

Grant: Wurde das nicht bereits in "Team America" gemacht? Ich habe keine Antwort darauf. Ich hatte immer den Eindruck, dass nach dem 11. September Kritik an Busch als unpatriotisch angesehen würde. Vielleicht hat sich das jetzt geändert. Ich bin mir sicher, es wird Leute geben, die etwas gegen diese Szene auszusetzen haben. Aber das ist in Ordnung so. Ich denke Humor sollte keine Grenzen kennen und sich mit allem beschäftigen dürfen. Ich bewundere Universal für diesen Film. Bei einem Independent Film wäre niemand überrascht gewesen. Umso überraschender ist, dass dieser Film von einem großen Studio gedreht wurde.

Ricore: Tony Blair befindet sich in einer ähnlichen Situation wie Busch. Hätten sie den gleichen Film gemacht, wenn er die britische Regierung für das Verhalten während dem Irak Krieg kritisiert hätte?

Grant: Ich glaube es stimmt nicht, dass die Regierung sich nicht gegen den Krieg eingesetzt hat. In England hat es viel Kritik gegeben. Es dürfte schwer werden jemanden zu finden, der zugibt den Krieg befürwortet zu haben. Es hat viele satirische Fernsehsendung gegeben, die mit dem Krieg kritisch umgehen.
Universal Studios
Hugh Grant in: American Dreamz - Alles nur Show
Ricore: Wie denken Sie über die freundschaftlichen Beziehungen zwischen Blair und der Busch Regierung?

Grant: Ich überlege gerade ob ich mich auf diese Frage einlassen soll. Es gab diese Masche, wo Leute gesagt haben ich behalte meine politischen Ansichten lieber für mich selbst. Und das tue ich eigentlich auch und nicht, weil meine Meinung so wertvoll ist. Ich habe keine Meinung dich mich langfristig überzeugt. Ich habe keine klare politische Einstellung. Ich war immer sehr skeptisch gegenüber Tony Blair. Irgendwie bin ich von ihm fasziniert, aber manchmal denke ich er ist eine Kreation der Medien. Als Schauspieler denke ich oft der spielt das doch nur. Er ist ein sehr interessanter Schauspieler, weil er an jedes Wort glaubt, das er sagt.

Ricore: Die Presse bleibt in dem Film verschont. Hat da nicht etwas gefehlt?

Grant: Es gibt genug Zielscheiben. Das ist schon in Ordnung so.

Ricore: Würden Sie gerne einen Film über die Presse machen?

Grant: Ich habe oft darüber nachgedacht, aber es dürfte schwierig sein. Es gibt kein Verständnis und jetzt verstehe ich auch warum. Wenn ein Schauspieler sich über die Presse beschwert, heißt es doch nur ihr verdient so viel Geld und eigentlich gefällt es euch. Ich glaube mit so einem Film hat man verloren. Das kommt nicht an.

Ricore: Wollten Sie berühmt werden?

Grant: Ehrlich gesagt glaube ich das nicht. Ich war ehrgeizig was Fußball angeht. Ich wollte an einer Weltmeisterschaft teilnehmen. Diese Hoffnung habe ich immer noch nicht ganz aufgegeben. Ich wollte nie im Interesse der Öffentlichkeit stehen. Vielleicht nur ein wenig Aufmerksamkeit bekommen, wenn ich mit meiner Familie essen gehe.

Ricore: Mandy Moores Filmfigur Sally würde alles tun um berühmt zu werden. Was würde Hugh Grant tun um ganz oben zu bleiben?

Grant: Ich gebe mir nicht genug Mühe. Zumindest wird mir das vorgeworfen. Ich müsste viel mehr Filme drehen. Ich lehne fast alle Drehbücher ab. Ich mache nicht das was mein Agent und mein Publizist wollen.

Ricore: In den 90ern waren Sie bei den Frauen beliebt. In diesem Jahrzehnt spielen unfreundliche Kerle. Wird das weibliche Fans nicht enttäuschen?

Grant: Na ja, das ist nicht mein wichtigstes Anliegen. In "Bridget Jones" und "About a Boy" habe ich keine verschmusten Männer gespielt und die Frauen mochten das. Übrigens fange ich morgen mit den Dreharbeiten zu einer romantischen Komödie an. Ich spiele einen Pop Star aus den 1980ern, den das Glück verlässt. Der ist ganz nett und kein Arsch.
Universal Studios
Hugh Grant in: American Dreamz - Alles nur Show
Ricore: Sie sind jetzt über vierzig Jahre alt. Beurteilen Sie ihre Karriere und was über Sie gesagt wird anders?

Grant: Vielleicht ein wenig. Man ermüdet und wird lustlos.

Ricore: Stecken Sie in einer Midlifecrisis?

Grant: Ich hatte meine schon. Schauen Sie sich meinen Aston Martin an. Wenn das keine Midlifecrisis ist dann was? Ich habe sechs Monate lang auffällige Hemden getragen. Die waren ein bisschen zu eng. Aber das ist schon fünf Jahre her. Ich denke ich bin darüber hinweg. Ich bin bei "Findet Nemo" in Tränen ausgebrochen. Vielleicht gehört das auch zur Midlifecrisis.

Ricore: Sie haben gesagt, dass Paul Weitz sich gut mit ihrer Schattenseite auskennt. Könne Sie die ein bisschen beschreiben?

Grant: Nein. Das ist schwer. Tut mir leid. Mir gefällt schwarzer Humor. Ich liebe die brutale Wahrheit. Er mag das auch. Vor allem schockiert er gern die Leute. Ich habe oft Taboo mit meinen Freunden gespielt. Ziel war es die widerwärtigsten Dinge zu sagen die einem einfallen. Am liebsten über anderer Freunde und die Familie. Der erste, der den anderen angebettelt aufzuhören, hat verloren. Das hat mir gefallen. Es war aber auch mies.

Ricore: Was gefällt ihnen an Frauen?

Grant: Mein Gott. Ich passe. Tut mir leid.

Ricore: Sind sie ein Rock n' Roller?

Grant: Um Gottes willen, nein. Ich hatte kein Talent für Musik. Deshalb ist es so ironisch, dass gerade ich einen Popstar in New York spiele. Die haben sich den Falschen für die Rolle ausgesucht.
Universal Studios
Hugh Grant in: American Dreamz - Alles nur Show
Ricore: Was bringt Sie zum Lachen?

Grant: Alles Mögliche. Wo soll ich anfangen? Fernsehsendungen wie "The Office" und "Fawlty Towers".

Ricore: Schauen Sie "Pop Idol" oder "American Idol"?

Grant: Nein. Aber ich habe ein paar Folgen auf Video gesehen.

Ricore: Warum wollen Sie nicht mehr so viel arbeiten. Haben Sie andere Interessen?

Grant: Ich habe die Lust verloren. Ich habe schon viel ausprobiert Früher hatte ich die Motivation, mich zu verbessern und zu zeigen was ich drauf habe. Aber irgendwann ist mir langweilig geworden. Der Film ist ein sehr altes Medium. Es hat sich seit den 20er Jahren nur wenig verändert. Es ist ein sehr langsamer Prozess. Sie waren doch auch an vielen Filmsets. Es ist einschläfernd. Die Langeweile wird zur Qual. Außerdem hatte ich mir gedacht, dass ich etwas Kreatives machen würde. Ich wollte ein Drehbuch oder ein Roman schreiben. Ich habe stundenlang vor dem Computer gesessen, aber es war schwer. Früher habe ich Sketche für das Fernsehen, Radio Werbung und Buchkritiken geschrieben. Aber ich habe das immer am Abend zuvor gemacht. Dann bin ich in Panik ausgebrochen. Ich habe diesen Ansporn nicht mehr. Da fällt es schwer nein zusagen wenn dich jemand zum Golfen einlädt. Ich würde sagen ich habe in den letzten anderthalb Jahren sehr viel Zeit vertrödelt.

Ricore: Suchen Sie jetzt bewusst provozierende Rollen aus?

Grant: Ich denke nicht, dass ich das bewusst mache. Aber ich lehne ganz bewusst Rollen ab in denen ich verschmuste Typen spielen soll. Ich denke davon hatte ich genug.
Universal Studios
Hugh Grant in: American Dreamz - Alles nur Show
Ricore: Haben Sie zu viel Kontrolle über ihre Filmkarriere?

Grant: Die wissen seit Jahren, dass ich die volle Kontrolle habe. Ich habe einen guten Rat beachtet. Ich habe wahrscheinlich seit sechs Monaten nicht mehr mit meinem Agenten gesprochen.

Ricore: Was gefällt Ihnen noch am Filmgeschäft?

Grant: Spontan fällt mir da nichts ein. Mir gefällt, dass es mir vorkommt als würde ich arbeiten. Ein Mann muss arbeiten sonst geht er am Ende des Tages ein. Das ist ein bisschen so wie mit Schäferhunden. Den geht es schlecht wenn sie keine Schafe jagen dürfen. Man muss sich selbst motivieren und herausfordern. Aber es macht Angst. Ich habe das vorhin nicht erwähnt. Der Hauptgrund warum ich Angst vor der Arbeit habe ist mein Lampenfieber. Mir ist das kürzlich bei ein paar Szenen passiert, die ich hätte locker über die Bühne bringen müssen. Ich bin erstarrt und mein Mund war ganz trocken wie bei einer Panikattacke. Das hat mir dermaßen Angst eingejagt, dass ich keine Rollen mehr annehmen wollte. Ich fange Morgen mit einem neuen Film an und schon wieder überkommt mich dieses Gefühl.

Ricore: Gibt es Unterschiede in den USA und England zu Arbeiten?

Grant: Es gibt keine großen Unterschiede. An einem amerikanischen Filmset gibt es mehr zu essen. Ich habe noch nie so zugenommen wie bei "American Dreamz". Dabei habe ich doch versucht abzunehmen. Ich dachte mir. ich ernähre mich nur von Müsliriegeln, weil mir das Essen in Los Angeles nicht schmeckt. Aber in jedem dieser Riegel stecken sechs Milliarden Kalorien.
erschienen am 15. Juni 2006
Zum Thema
Hugh Grant studierte Anglistik und wollte eigentlich Kunsthistoriker werden. Nach ersten Engagements auf der Theaterbühne entscheidet er sich dagegen und nimmt professionellen Schauspielunterricht. 1982 erhält er eine erste Kinorolle unter der Regie von Michael Hoffman in "Privileged". Der große Durchbruch gelingt 1994 mit der Komödie "Vier Hochzeiten und ein Todesfall" an der Seite von Andie MacDowell. Ein Jahr später kommt der Brite erstmals in die Klatschpresse, als er in Flagranti mit..
"American Dreamz" ist der Hit in Amerika. In der Talentshow duellieren und blamieren sich selbsternannte Gesangswunder. Für die neue Staffel sucht der Moderator neue Opfer, die sich vor der versammelten Fernsehnation und der knallharten Jury lächerlich machen. Aber auch der neue Jahrgang wird die TV-Macher nicht zu enttäuschen. Im Finale treten ein rappender Rabbi, eine blonde Karrieristin, ein Kriegsheld und ein gutmütiger terroristischer Schläfer gegeneinander an. Paul Weitz hat sich ganz..
2024