Jean-François Martin/Ricore Text
Ben Affleck: Comeback im Hollywoodland
Publikum hat seltsames Bild ihrer Stars
Interview: Enorm frustrierend
In "Hollywoodland" kämpft Ben Affleck als "Superman"-Darsteller George Reeves gegen die falschen Erwartungen seiner Mitmenschen. Privat erkennt der 34-Jährige Parallelen. Wir sprachen mit Affleck am Rande des Filmfestival von Venedig über Comeback, schräge Vorstellungen der Fans und die Sucht nach Berühmtheit.
erschienen am 1. 09. 2006
Jean-François Martin/Ricore Text
Ben Affleck hat Probleme mit dem Starbild der Fans
Hollywoodland. Ben Affleck
Ricore: Mr. Affleck, nach vielen schlechten Kritiken werden Sie in Venedig derzeit für Ihre herausragende Darstellung des "Superman"-Darsteller George Reeves umjubelt. Ist "Hollywoodland" Ihr lang erwartetes Comeback?

Ben Affleck: Wenn Sie das meinen. (lacht) Ich ziehe es vor, das "C"-Wort lieber nicht in den Mund zu nehmen.

Ricore: In Amerika kennt man George Reeves aus der TV-Serie, in anderen Ländern ist sein Name weitestgehend unbekannt. Könnte das ein Problem für den Film darstellen?

Affleck: Die Ikonen der amerikanischen Unterhaltungsindustrie wirken über die Grenzen unseres Landes hinaus, bis hin nach Asien und Europa. Ich bin sicher, dass andere sich genauso mit der Figur identifizieren können, wie wir Amerikaner.

Ricore: Wo wir gerade über Ikonen sprechen: Wie gut kommen Sie mit dem öffentlichen Interesse an Ihrer eigenen Person zurecht?

Affleck: Das Verhältnis zum Publikum wird immer seltsamer. Die Zuschauer bauen sich aus den Rollen, die wir Schauspieler spielen, ein fiktives Bild, wie wir in Wirklichkeit sein könnten. Das wirkt sich nicht nur auf unsere Psyche aus, sondern auch auf die Rollen, die wir spielen: Denn dadurch, dass Fans in erster Linie nur noch den Star wahrnehmen, gerät unsere schauspielerische Leistung in den Hintergrund. Das ist enorm frustrierend.
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Ben Affleck: Man muss diesen Tanz einfach mittanzen
Ricore: George Reeves ging es genauso. Erkennen Sie Parallelen?

Affleck: Es gibt Züge an George Reeves, die ich durchaus nachvollziehen kann. Aber als Schauspieler ist es ja gerade meine Aufgabe, mich mittels Nachforschungen und Vorbereitung in anderen einzufühlen. Aber ja, auch er hat - ähnlich wie ich - ein Leben geführt, das nicht leicht zu verstehen ist. Er galt als Mann aus Stahl - und dabei war er so viel mehr. Ich kann die Frustration durchaus verstehen, dass Zuschauer immer etwas in deine Person hineininterpretieren.

Ricore: Haben Sie ein Gegenmittel?

Affleck: Man muss diesen Tanz einfach mittanzen. Sollte es wirklich ein geheimes Gegenmittel gegen all das geben, so habe ich es noch nicht herausgefunden.

Ricore: Ein mysteriöser Tod - das beweist George Reeves Karriere - kann für den Kult um die Person sehr zuträglich sein. Denken Sie das auch?

Affleck: Manche sind so scharf darauf, berühmt zu werden, dass sie zu fast allem bereit sind. Gerade in Los Angeles herrscht fast flächendeckend die Mentalität, dass man auf Teufel komm raus was aus sich machen muss. Aber in meinen Augen ist ein Tod - wie soll ich es sagen - nicht unbedingt der beste Karriereschritt. Da bin ich lieber gar nicht berühmt.
erschienen am 1. September 2006
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