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Hugh Grant auf der berliner Premiere von Mitten ins Herz - Ein Song für Dich
Hugh Grant über Gerüchte
Interview: Ich mag es wie Hemingway
Die Gerüchteküche um Hugh Grants Privatleben brodelt heftiger denn je. Hat er sich von seiner Dauerfreundin Jemima Kahn getrennt? In welchem Zusammenhang steht das mit seiner angeblichen Einladung als Ehrengast auf Liz Hurleys Hochzeit? Ist sein aktueller Film "Mitten ins Herz ‑ Ein Song für Dich" wirklich sein letztes Projekt - oder alles nur Humbug der Medien? Für uns brach der 46-Jährige sein Schweigen.
erschienen am 17. 03. 2007
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Hugh Grant herzt seine Berliner Fans
Ricore: Mr. Grant, ist Ruhm eine gute oder schlechte Sache?

Hugh Grant: Es ist ein zweischneidiges Schwert. Es klingt immer saudoof, wenn man sich als Prominenter darüber beschwert, immerhin verdient man damit Geld, bekommt Anerkennung und tut was für sein Ego. Andererseits lernt man die eigene Privatsphäre erst in dem Augenblick wirklich schätzen, wenn man sie bereits verloren hat.

Ricore: Bei der Holland-Premiere Ihres Films hat sich vor kurzem eine Boulevardjournalistin mit Handschellen an Sie gekettet, Feuerwehr und Polizei mussten Sie befreien. Wie wird man mit dieser Hysterie fertig?

Grant: Ach, das war noch gar nichts! Mit so etwas kann ich inzwischen professionell umgehen. Schwierig wird es eher, wenn Zeitungen Geschichten über mich erfinden, die völlig aus der Luft gegriffen sind. Gerade in meiner jetzigen Situation bekomme ich das ganz extrem zu spüren. Weil ich mich weigere, Interviews an englische Medien zu geben, schreiben sie einfach irgendetwas. Das Problem ist, dass sich solche Geschichten über das Internet rasant verbreiten - und jeder sie für bare Münze nimmt.

Ricore: Also haben Sie sich gar nicht von Jemima Kahn getrennt?

Grant: Das einzig Richtige, das die englischen Medien im Zusammenhang mit meiner Person in letzter Zeit geschrieben haben, ist die Tatsache, dass wir uns getrennt haben. Aber da ich das nicht weiter kommentieren wollte, hat man sich die Geschichten aus der Nase gezogen. "Wie wir von einem engen Freund erfahren konnten...", "Ein Vertrauter hat erzählt..." - ihre Informationsquellen sind erstunken und erlogen.

Ricore: Also waren Sie letzten Sonntag auch gar nicht als Ehrengast auf der Hochzeit von Liz Hurley, mit der 13 Jahre liiert waren?

Grant: So ein Quatsch. Ich war noch nicht mal eingeladen, weder als Ehrengast noch als Normalo. Und wo wir gerade dabei sind: Einen Schimpansen habe ich ihr auch nicht als Hochzeitsgeschenk gemacht. Ich nehme es der Klatschpresse inzwischen wirklich übel, mit der schmuddeligen Aufbereitung des Privatlebens anderer Leute Geschäfte zu machen. Es ist ekelhaft.

Ricore: Wie gehen Sie gegen besonders üble Verleumdungen vor: Reichen Sie Klage ein, oder bringt es mehr, das ganze einfach nicht zu kommentieren?

Grant: Am Anfang meiner Karriere, gleich nach "Vier Hochzeiten und ein Todesfall", habe ich mal eine ganze Reihe von Magazinen und Zeitungen verklagt, um ihnen zu zeigen, wer der Boss ist. Ich habe zwar jeden einzelnen Prozess gewonnen, aber ihre Rache war fürchterlich: Ich bin nicht umsonst seit zwölf Jahren das Hassobjekt der britischen Medien! Inzwischen versuche ich einfach, so wenig von dem Kram wie möglich zu lesen. Durch das Internet ist das allerdings sehr schwer geworden.

Ricore: Stören Sie solche Gerüchte noch, oder wird man mit den Jahren abgehärtet?

Grant: Natürlich stört es mich! Man sagt mir immer wieder, ich solle mir nichts draus machen. Aber die stecken nicht in meinen Schuhen. Die sind es ja nicht, über die andauernd Müll verzapft wird. Daran kann man sich glaube ich nie gewöhnen.
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Romantische Komödien sind Grants Stärke
Ricore: Es gibt auch Gerüchte, Sie wollten sich eine Auszeit von der Schauspielerei nehmen...

Grant: Immer gerne! Obwohl: Momentan fühle ich mich ausnahmsweise einmal weniger nach einer Pause.

Ricore: Woran liegt das?

Grant: Wenn einer meiner Filme - wie aktuell "Mitten ins Herz ‑ Ein Song für Dich" - auf gute Resonanz beim Publikum stößt, macht mich das immer ein bisschen euphorischer, wenigstens vorübergehend.

Ricore: Trotzdem beschweren Sie sich seit Jahren über Ihren Beruf. Warum sind Sie immer noch Schauspieler?

Grant: Der Versuch, eine Rolle gut zu spielen, verschafft mir ein gewisses Maß an Befriedigung. Eine gute Komödie auf die Beine zu stellen, ist nämlich ein wahrer Albtraum. Der Gedanke, es beim nächsten Mal besser zu machen, hat auf mich sowas wie eine magische Anziehungskraft. Mein Job setzt sich also zusammen aus Enthusiasmus - und Selbstgeißelung.

Ricore: Also eine Hassliebe?

Grant: Sie sagen es.

Ricore: Was wäre, wenn der Ruhm eines Tages verblassen würde? Wenn ein anderer, jüngerer Charmeur Ihnen die Rollen vor der Nase wegschnappt?

Grant: Ich verspreche Ihnen: Ich wäre zutiefst dankbar darüber. Wenn meine Agentin mich - aus welchen Gründen auch immer - darüber informieren würde, dass meine Karriere ab sofort beendet sei, hätte ich damit nicht das geringste Problem. Der Druck wäre endlich weg von mir! Ich könnte etwas anderes ausprobieren, bevor ich zu alt dafür bin.

Ricore: Wie wäre es mit Ihrem Roman, den Sie seit Jahren ankündigen?

Grant: Sie haben Recht: Ich sollte ihn endlich mal zu Ende bringen. Langsam wird es peinlich, immer nur davon zu reden.
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Hugh Grant und Haley Bennett in "Mitten ins Herz - Ein Song für Dich"
Ricore: Oder wahlweise eine Gesangskarriere? Im Zusammenhang mit Ihrem aktuellen Film haben Sie sogar ein eigenes Album veröffentlicht...

Grant: Es ist der Anfang einer großen Musikerkarriere. Unser Album steht in den amerikanischen Downloadcharts nämlich auf Platz eins! Das macht mich zu einem größeren Popstar als Justin Timberlake. Deshalb möchte ich, dass Sie mich fortan mit einem immensen Ausmaß an Respekt behandeln.

Ricore: Können Sie denn überhaupt ein Instrument spielen?

Grant: Etwas Klavier. Andrew Lloyd Webbers Mutter hat mir im Alter von zehn Jahren für ein paar Tage Unterricht gegeben. Sie war eine nette Frau - und ich ein furchtbares Kind. Ich wollte einfach nicht und habe hingeschmissen. Im Nachhinein war das ein großer Fehler. Kinder sollten zum Klavierunterricht gezwungen werden.

Ricore: Sie sollen damals - laut ihrer eigenen Aussage - lieber im abgedunkelten Kämmerlein vor dem Fernseher gesessen haben...

Grant: Das habe ich gesagt?

Ricore: Vielleicht haben Sie einfach nur wieder vor sich hingeschwindelt - was Sie bei langweiligen Interviews ja gerne tun.

Grant: Ja, das könnte es sein! (lacht) Es ist schon immer noch so, dass ich gerne alleine bin. Aber ich werde fuchsteufelswild, wenn ich nicht trotzdem genug Einladungen bekomme. Es hat nichts damit zu tun, dass ich unbedingt hingehen will, im Gegenteil. Ich will, dass die Leute mich wollen - und ich dann absagen kann.

Ricore: Partymuffel sind Sie also auch noch?

Grant: Nein, gegen eine gute Party ist nichts einzuwenden, ganz im Gegenteil. Meine Partylaune verläuft allerdings in Phasen.

Ricore: Sie spielen in Ihren Filmen immer denselben Typ Mann, wenn auch mit leichten Variationen. Wie viel von dieser Filmfigur sind wirklich Sie selbst?

Grant: Generell versuche ich, so viel wie möglich von mir in eine Rolle einzubringen. Ich stelle mir dann vor, was wohl aus mir geworden wäre, wenn ich anstatt Schauspieler eben Popsänger geworden wäre. Rollen werden so zu einer Variation meines wahren Ichs. Warum ich das so mache? Ich bin der Meinung, dass man nur dann authentisch rüberkommt, wenn man es so macht. Steht das Schauspielen zu sehr im Vordergrund, erschöpft das die Zuschauer auf Dauer.
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Will kreativer werden: Hugh Grant
Ricore: Irgendwie scheint bei Ihren Filmen die Chemie zwischen Ihnen und den Hauptdarstellerinnen immer zu stimmen. Haben Sie einfach nur Glück oder vielleicht ein Geheimrezept?

Grant: Da spielt natürlich mit hinein, dass ich einfach ein ganz hinreißender Mann bin. (schmunzelt) Darüber hinaus ist ein gutes Drehbuch wichtig: Wenn die Geschichte Spaß macht, entsteht diese Chemie von ganz von alleine. Es ist dann vollkommen egal, ob man seinen Anspielpartner privat wirklich mag oder nicht.

Ricore: Was das Ordnungsempfinden angeht, sollen Sie und Ihre aktuelle Filmpartnerin Drew Barrymore recht unterschiedliche Menschen sein. Sind Sie wirklich so pingelig, wie man es Ihnen nachsagt?

Grant: Das hat mit pingelig sein nichts zu tun: Drews Wohnwagen war ein einziger Hippiehaufen - voller Freunde, Hunde und lauter Musik. Meine Rolle war die des miesmuffigen Engländers, der alleine in seinem abgedunkelten Wohnwagen sitzt und SMS verschickt. Kalt und leicht dunstig - so habe ich es am liebsten auch zuhause.

Ricore: Warum drehen Sie - bei so viel unterkühlter Zurückgezogenheit - nicht endlich mal ernstere, tiefgründigere Sachen?

Grant: An sich könnte ich spielen, was ich will. Vermutlich würde man mir dann weniger zahlen, aber auch das ist mir inzwischen herzlich egal. Es liegt vielmehr daran, dass ich die Schauspielerei ursprünglich angefangen habe, um etwas zu leisten, das einzigartig ist. Im Komödienbereich habe ich mir so über die Jahre einen Status erarbeitet. Im Drama-Genre würde ich mich vielleicht ganz gut schlagen, aber es gäbe etliche, die es besser könnten als ich. Jeder hat eben sein Spezialgebiet. Ich hatte auch noch nie das Gefühl, etwas in dieser Richtung beweisen zu müssen.

Ricore: Was ist dann Ihr großes Ziel?

Grant: Wieder kreativer zu werden. In den 1980er-Jahren habe ich mit Freunden meine eigene Show geschrieben, dahin will ich wieder zurück. Wenn ich zuhause sitze und an meinem Roman schreibe, erfüllt mich das viel mehr als jeder noch so tolle Drehtag.

Ricore: Also zuletzt auch noch ein Stubenhocker?

Grant: Nein, es geht hier nur um Kreativität. Wäre es mit der Schauspielerei vorbei, würde ich sicherlich noch genauso viel reisen. Ich mag es wie Hemingway - einsam und kreativ in einer seltsamen Stadt. Setzen Sie mich in Paris, Berlin, Rom oder sonstwo ab - und ich bin glücklich. Nur London macht mir schlechte Laune.

Ricore: Aber da wohnen Sie doch derzeit noch!

Grant: Vielleicht nicht mehr lange. Fuck them! (lacht)
erschienen am 17. März 2007
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Hugh Grant studierte Anglistik und wollte eigentlich Kunsthistoriker werden. Nach ersten Engagements auf der Theaterbühne entscheidet er sich dagegen und nimmt professionellen Schauspielunterricht. 1982 erhält er eine erste Kinorolle unter der Regie von Michael Hoffman in "Privileged". Der große Durchbruch gelingt 1994 mit der Komödie "Vier Hochzeiten und ein Todesfall" an der Seite von Andie MacDowell. Ein Jahr später kommt der Brite erstmals in die Klatschpresse, als er in Flagranti mit..
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