Ricore
Trinity über Babyträume und Keanus Küsse
Interview: Kanadische Dreifaltigkeit
Carrie-Anne Moss' Karriere begann in Wien: Mit 19 trällerte sich die Kanadierin durch ein halbes Jahr Gesangsunterricht am Konservatorium der Stadt. Inzwischen tanzt sie zu ganz anderen Klängen: Ihr Part als Trinity im Kassenschlager "Matrix" machte sie zum Weltstar. In "Matrix Reloaded" führt sie diese Rolle weiter - mit noch mehr Girlpower und noch mehr Sex-Appeal als in Teil eins. Gilt es doch. ob im Bett mit Keanu Reeves und als Kämpferin im Latex-Outfit, den von den Medien hochgespielten "Matrix"-Neuzugang Monica Bellucci auszustechen. Privat haben hautenge Sachen allerdings längst Pause: Carrie-Anne ist im fünften Monat schwanger und fühlt sich derzeit nur in Säcken wohl.
erschienen am 23. 05. 2003
Warner
Carrie-Anne Moss als Trinity in: Matrix Reloaded
Ricore Medien: Mrs. Moss, "Matrix Reloaded" war kein Zuckerschlecken: Beim Training für den Film verletzten Sie sich am Bein und humpelten auf Krücken. Bekommt man da nicht Angst vor den schweren Stunts?

Carrie-Anne Moss: Ich hatte furchtbare Angst, mich wieder ans Seil zu hängen. Mein Bein brauchte fast acht Wochen, bis es ausgeheilt war. Ich musste mich erst daran gewöhnen, dass ich mich nicht so stark belasten durfte. Und mir den Knöchel noch einmal zu brechen, wäre Irrsinn gewesen - es hätte die Dreharbeiten aufgehalten.

Ricore: Schon dem ersten Teil wurden alle möglichen philosophischen und esoterischen Botschaften nachgesagt. Was bedeutet Ihnen und wie deuten Sie den Film?

Moss: Es ist völlig klar, dass dieser Film viel Tiefgang hat - was er aussagt, welche Ideen er repräsentiert. Gerade in unserer Zeit ist es sehr wichtig, die Fragen zu stellen, die der Film aufwirft. Für mich persönlich war es eine unheimlich tief gehende und wichtige Erfahrung - aber ich suche ja auch immer nach solchen Erfahrungen. Arbeit und Leben sind für mich austauschbar, deshalb: Wenn du bei deiner Arbeit nichts fürs Leben lernst und nichts über dich selbst, wozu machst du es dann? Trinity war eine sehr anstrengende Rolle - aber auch eine unglaubliche Chance!
warner
Carrie-Anne Moss, Laurence Fishburne und Keanu Reeves in: Matrix Reloaded
Ricore: Sie setzen Arbeiten und Leben gleich - aber die Arbeit wird nun erst mal Pause machen müssen, stimmt das?

Moss: Ja. In der heutigen Zeit ein Baby auf die Welt zu bringen, ist vermutlich das lebensbejahendste, was man machen kann. Es gehört eine Menge Hoffnung dazu, zu sagen: Ja, ich will ein neues Wesen in die Welt setzen, trotz der schlechten und unsicheren politische Lage. Ich habe aber großes Vertrauen in das Gute im Menschen - und dass die Welt sich deshalb ändern wird. Außerdem habe ich mir immer schon ein Baby gewünscht, schon seit ich ein Kind war. Im Grunde ist es erstaunlich, dass es so lange gedauert hat! (lacht) Ich bin 35 und habe lange meiner Karriere den Vorrang gegeben, aber jetzt ist es Zeit für meine Familie.

Ricore: Wie fühlen Sie sich als Kanadierin, die ihr Kind in den USA zur Welt bringt?

Moss: Diese Frage habe ich mir auch schon gestellt. Als ich von meiner Schwangerschaft erfuhr, war mein erster Gedanke: Wir müssen sofort nach Kanada umziehen. Und mein Mann...
Warner
Carrie-Anne Moss, Randall Duk Kim in: Matrix Reloaded
Ricore: ...der Schauspieler Steven Roy...

Moss: ...wollte seinerseits an den Ort in Amerika zurück, wo er selbst aufgewachsen ist. Vielleicht ist es ganz natürlich, zu den eigenen Wurzeln zurückkehren zu wollen, wenn man Kinder bekommt. Eines weiß ich sicher: Ich werde wesentlich mehr Zeit in Kanada verbringen, wenn das Baby erstmal geboren ist. Ich stamme aus einer großen Familie und war dort außerdem ständig mit zwölf Cousins und Cousinen zusammen. Durch die Arbeit konnte ich die in den letzten zehn Jahren nicht so oft sehe wie ich wollte, aber das wird jetzt radikal geändert. Ich glaube an die Großfamilie. Außerdem fiel mir kürzlich in Vancouver auf, wie nett und freundlich die Leute dort sind. In Kanada schauen dir die Menschen auf der Straße in die Augen und lächeln einen an. Finde das mal in Los Angeles oder New York! Und ich will gar nicht erst davon anfangen, um wie viel besser das Schulsystem in Kanada ist. Ich bin als junges Mädchen viel gereist und habe die Welt gesehen. Ich möchte meinem Kind dieselbe Chance geben.

Ricore: Bei den Dreharbeiten waren Sie strikt auf Diät. Essen Sie jetzt, was Sie wollen?

Moss: Nicht, wenn ich nicht wie ein Haus aussehen will! (lacht) Aber ich fühle mich sehr wohl in Umstandsmode - viel angenehmer als Latex-Kostüme! Bei den Dreharbeiten habe ich mich natürlich sehr gesund ernährt, war dabei aber etwas flexibler als beim ersten Film. Bei "Matrix" war ich richtig streng und habe nie geschwindelt. Das kann ich diesmal nicht behaupten. Ich hatte eine wesentlich gesündere Einstellung zu meiner Diät. Ich aß viel Obst, Gemüse und Eiweiß, gönnte mir aber hin und wieder auch was richtig Schädliches und Leckeres! (lacht) Wenn man sich alles versagt, wird man ganz schön unzufrieden. Und ich wollte lieber glücklich sein!
Warner
Carrie-Anne Moss, Keanu Reeves in: Matrix Reloaded
Ricore: In "Matrix Reloaded" gibt's ein paar ganz anständige Liebesszenen. Wie küsst er denn nun, der Keanu?

Moss: Eine Lady genießt und schweigt. Ich steh' auf Küssen. Und zum Glück bin ich mit einem Mann verheiratet, der was davon versteht.

Ricore: Beim ersten Film haben Sie sich über die vielen Actionszenen vor der Bluescreen beschwert - haben Sie sich inzwischen daran gewöhnt?

Moss: Bluescreen, Greenscreen, was auch immer. Nein, daran gewöhnt man sich nicht. Aber ich muss zugeben, dass meine Actionszenen diesmal nicht den Drehplan dominiert haben. Und ich musste nur etwa 20 Prozent des Films vor einer Blue- oder Greenscreen arbeiten. An solchen Tagen war ich immer schlecht drauf, denn ich ziehe es als typischer Schauspieler natürlich vor, mit Kollegen aus Fleisch und Blut an einer Szene zu arbeiten.

Ricore: Könnten Sie sich einen anderen Job vorstellen?

Moss: Ja, Hebamme. Ich war schon bei sechs Geburten dabei, das fasziniert mich. Was gibt es Schöneres, als dabei zu helfen, Kinder auf die Welt zu bringen?
erschienen am 23. Mai 2003
Zum Thema
Geboren in Vancouver, British Columbia, Kanada.
Matrix Reloaded (Kinofilm)
Thomas Anderson stellt sich den Maschinen im Matrix-Sequel gleich im Doppelpack. Mit seinen Mitstreitern Morpheus (Laurence Fishburne) und Trinity (Carrie-Anne Moss) versucht er erneut, die Matrix zu knacken und die Menschheit aus ihrer Scheinwelt zu befreien. Hacker Neo (Keanu Reeves) und die Leiter des Wiederstands kämpfen weiter für Freiheit und Wahrhaftigkeit des menschlichen Daseins.
2024