Natascha Grunert/Ricore Text
Michael 'Bully' Herbig
Bully über seinen ersten Animationsfilm
Interview: Man wird automatisch verglichen
Am 25. Oktober geht Michael Bully Herbig mit seiner Quatsch-Trilogie in die letzte Runde: Nach "Der Schuh des Manitu" und "(T)Raumschiff Surprise" versucht er sich an "Lissi und der wilde Kaiser", einer süffisanten Persiflage der alten Romy Schneider-Filme. Doch statt Bully im Kaiserkleidchen erwartet den Zuschauer dieses Mal ein Animationsfilm. In Berlin erklärte uns der 39-Jährige seine Beweggründe.
erschienen am 25. 10. 2007
Constantin Film
Lissi und der wilde Kaiser
Ricore: Bully, wann fiel die Entscheidung, den letzten Teil Ihrer Trilogie als Animationsfilm in die Kinos zu bringen?

Michael "Bully" Herbig: Die Entscheidung fiel sehr spontan nach "(T)Raumschiff Surprise". Damals war ich sehr erleichtert, dass der Film ein ansehnlicher Erfolg wurde. Trotzdem kam in regelmäßigen Abständen der ein oder andere auf der Straße auf mich zu und verriet mir, dass er "die Sissi ja doch auch gern gesehen hätte". Da dachte ich mir bei einem Blick in den Spiegel: "Jetzt bist du fast vierzig Jahre alt, und was damals bei der Bullyparade noch gerade so funktioniert hat, kannst du heute aus ästhetischen Gründen einfach nicht mehr verantworten." Als ich dann morgens unter der Dusche stand, fiel mir ein, dass ich mit zehn Jahren mal einen Zeichentrickfilm machen wollte. Ich mochte die Idee, fuhr ins Büro und erzählte meinem Team, dass ich gerne einen 3D-Animationsfilm drehen würde. Zuerst haben mich alle komisch angesehen, aber nach einer ersten Auseinandersetzung mit der Thematik freute sich jeder auf die Herausforderung.

Ricore: Was verbinden Sie persönlich für Erinnerungen mit den alten Sissi-Filmen?

Herbig: Das Schöne an diesen Filmen ist, dass sie absolut harmlos sind. Sie laufen seit Jahrzehnten, man kann sich ihnen fast nicht entziehen. Um die Weihnachtszeit springen sie dir aus allen Kanälen entgegen, egal wo du bist, bei Freunden oder bei Muttern zu Hause. Aber sie tun ja nicht weh. Man sitzt auf der Couch, pennt weg, weil man ohnehin nichts verpasst, wacht verschlafen auf, schaut weiter und trinkt eine Tasse Kaffee. Deswegen habe ich auch die Hoffnung, dass "Lissi und der wilde Kaiser" irgendwann jährlich im Weihnachtsprogramm laufen wird.

Ricore: Wie viel Ergeiz steckt dahinter, den ganzen Nemos und Shreks dieser Welt Konkurrenz zu machen?

Herbig: Ich war schon immer ein riesiger Disneyfan, der deren Filme immer bewundert hat. Wenn man sich an einen Animationsfilm wagt, wird man zwangsläufig mit dieser Talentschmiede verglichen, das war auch mir von Anfang an klar. Trotzdem hatten wir nur ein Zehntel von dem Geld zur Verfügung, was den Amerikanern zur Verfügung steht, und mussten deshalb auch an der ein oder anderen Stelle Kompromisse machen, an denen es der Zuschauer nicht wirklich merkt. Trotzdem war mir vollkommen klar, dass ich mich nicht einfach so hinstellen und sagen kann: "Sorry, ist halt ein deutscher Film. Drückt mal ein Auge zu." Man wird automatisch verglichen, weil es dem Publikum ja auch egal sein kann, wo der Film letztlich herkommt. Man ist von den amerikanischen Studios große Qualität gewohnt und muss da irgendwie mithalten.

Ricore: Wenn man wie Sie einen Film produziert, das Drehbuch schreibt, selbst Regie führt und dazu auch noch viele Rollen spricht, fehlt einem ja sehr schnell die nötige Distanz zum eigenen Projekt. Wer sagt Ihnen ehrlich, ob Sie gute Arbeit geleistet haben?

Herbig: Das ist eine berechtige Frage. Ich muss auch gestehen, dass es mit zunehmendem Erfolg einen immer enger werdenden Kreis von Leuten gibt, die dich wirklich noch ehrlich sagen, wenn etwas nicht funktioniert. Zum Glück habe ich seit vielen Jahren Leute meines Vertrauens, mit denen ich seit Ewigkeiten zusammenarbeite. Innerhalb dieses Zirkels sind wir schonungslos. Seltsamerweise fiel mir die ehrliche Eigeneinschätzung bei diesem Film aber leichter als bei den anderen beiden Teilen. Das liegt wahrscheinlich daran, dass ich bei diesem aufwendigen Animationsprozess eine größere Chance hatte, auf Details zu achten. Wenn man bei einem Animationsfilm allerdings nach zwei Jahren das Ergebnis sieht und nicht zufrieden ist, hat man eh ein Problem. Denn das ganze noch einmal zu machen ist gar nicht so einfach.
Constantin Film
Michael Bully Herbig, Rick Kavanian und Christian Tramitz auf der Lissi-Premiere
Ricore: Die Amerikaner pochen auf den Nutzen von Testvorführen. Haben Sie vorab auch auf dieses Prinzip vertraut, um eventuelle Fehler zu korrigieren?

Herbig: Nein, weil wir keinen Sinn dahinter sehen konnten. Wenn die Leute gesagt hätten, dass ihnen der Film nicht gefällt, hätten wir für Änderungen ja trotzdem kein Geld mehr gehabt. (lacht) Deswegen haben wir uns lieber darauf versteift, im kleinen Freundeskreis immer mal wieder Zwischenstadien zu zeigen.

Ricore: Wie kam es zur Besetzung des Komikerduos Badesalz?

Herbig: Wir waren auf der Suche nach geeigneten Comedians, die in der Lage wären, den Teufel zu sprechen. Da bei uns keine Rolle hochdeutsch spricht und wir den hessischen Akzent sehr witzig fanden, lag Badesalz einfach auf der Hand. Ich war schon immer der Meinung, dass auch die Nebenrollen hochkarätig besetzt gehören.

Ricore: Sie erwähnten eingangs, dass Sie für Lissi-Kostüme inzwischen zu alt sind. Was kommt nun nach dem Ende dieser Trilogie? Vielleicht eine Auftragsarbeit von Bernd Eichinger?

Herbig: Meinen Sie "Der Untergang 2" oder was? (lacht)

Ricore: Wer weiß, was für Ideen in Ihrem Kopf herumschwirren...

Herbig: Ich mache wahnsinnig gerne Filme und ganz speziell Komödien. Ich habe regelmäßig neue Kurzschlussideen, was man noch alles machen könnte. Meistens lege ich diese Gedanken irgendwo ab und warte, bis ich zum richtigen Zeitpunkt die richtigen Leute treffe. Aber erst einmal bin ich wirklich heilfroh, wenn dieser Film endlich im Kino ist. Irgendwann habe ich aber fest vor, mal einen Arthouse-Film zu drehen. Vielleicht wird der allerdings nur zehn Minuten lang. (lacht)

Ricore: Sie drehen Filme für die breite Masse. Interessieren Sie Kritiken?

Herbig: Ich interessiere mich schon dafür, wie mein Film so ankommt. Machen wir uns nichts vor: Wenn jemandem der Film nicht gefällt und Kritiken zu persönlich werden, tut das schon weh. Es ist mir aber auch klar, dass der kein Koch werden darf, dem die Küche zu heiß ist. Ich sage bei den schlechten Kritiken immer automatisch, dass die eh kein Schwein liest. Bei den guten rede ich mir ein, dass jeder darüber stolpern muss. So versuche ich mir das schön zu reden. (lacht)

Ricore: Wo sind Sie, wenn Ihr Film in den deutschen Kinos startet? In der Karibik oder als heimlicher Gast bei Publikumsvorführungen?

Herbig: In der Karibik werde ich sicherlich nicht sein, weil ich mich schon sehr gerne in die Kinos schleiche und mir anhöre, ob und wo gelacht wird. Manchmal erlebt man ganz schön Überraschungen, aber mir ist das egal. Hauptsache, das Publikum verlässt am Ende den Kinosaal und hatte Spaß.
erschienen am 25. Oktober 2007
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Michael 'Bully' Herbig ist ein Multitalent der deutschen Comedy-Szene. Schon im Alter von zwölf Jahren ist ihm klar, dass er Filme machen will. Als er sich an der Münchner Filmhochschule bewirbt, wird er jedoch abgelehnt. Seine Karriere beginnt schließlich mit der Radio-Morgenshow "Langemann und die Morgencrew". Nach kleineren Auftritten in Werbespots und Fernseh-Specials wechselt er 1997 das Medium. Er produziert die Comedy-TV-Serie "Die Bullyparade", in der er Regie führt, Drehbuch schreibt..
Michael Herbig hat mit Komödien wie "Der Schuh des Manitu" und "(T)Raumschiff Surprise - Periode 1" bereits zwei Spielfilme gedreht, die auf Sketche der der "Bullyparade" aufbauten. Mit "Lissi und der wilde Kaiser" kommt ein Dritter hinzu. Dieses mal dienten die "Sissi"-Filme mit Romy Schneider als Inspiration. Erstmals hat sich Bully an einen Animationsfilm gewagt.
2024