Ein großes Versprechen

Das thematisch brennend aktuelle Drama von Spielfilmdebütantin Wendla Nölle darf man in einem Satz mit Michael Hanekes Kammerspiel "Liebe" und Gaspar Noés "Vortex" nennen. Es besticht durch Empathie, Authentizität und das grandiose Spiel der beiden Schauspieler. Ohne Partei für eine Seite zu ergreifen, zeigt es eindrücklich, wie tief im Menschen sitzende Verhaltensweisen zu einem Problem werden können, das selbst die Existenz von Beziehungen gefährdet, in denen das Eheversprechen nicht nur auf dem Papier steht.

Beide leiden sichtbar, dass sie aus ihrem inneren Käfig nicht herauskommen. In ihrem Willen um Selbstbestimmung greift sie alle an, die ihr helfen wollen. Dazu kommt die falsche Rücksicht auf die von Anna Blomeier gespielte Tochter, die sich längst ein eigenes Leben in Schweden aufgebaut hat. Sie soll das Haus später erben, was notwendige Umbauten im Heute verhindert.

Rolf Lassgård knüpft an sein Image an, wortkarge Männer zu spielen, doch hier kann er auch eine weichere Seite zeigen. Eine grandiose Leistung vollbringt Dagmar Manzel l, die mit jeder Faser ihres Körpers die zunehmenden Einschränkungen von Juditha zeigt und die seelischen Belastungen transparent macht. In Hollywood hätte ihr das grandiose Spiel wohl eine Oscar-Nominierung eingebracht. Von den Mitgliedern der Deutschen Filmakademie werden solche herausragenden Leistungen in kleinen Produktionen nicht mehr gesehen und damit auch nicht gewürdigt. Schade eigentlich.