Maigret

Patrice Leconte ("Ridicule - Von der Lächerlichkeit des Scheins") zählt zu den anerkannten Regiealtmeistern. Er schneidet die Adaption von Georges Simenons "Maigret und die junge Tote" ("Maigret et la jeune morte") ganz auf den französischen Schauspieler Gérard Depardieu zu. Der schwergewichtige Star schreitet behäbig durch enge Straßen und Gassen. Mit seinem massigen Körper füllt er jeden Raum. Seine Präsenz schüchtert ein und beeindruckt. Zugleich gibt der Regisseur ihm aber auch Raum, seine verletzbare und sensible Seite zu zeigen. Noch nie offenbarte der unfehlbare Maigret sein Innenleben derart intensiv.

Über Maigrets Annäherung an ihr Schicksal entsteht ein Panorama der Pariser Nachkriegsgesellschaft. Der 45. Roman um den umtriebigen Ermittler erscheint 1954. Diese Zeit übernimmt Leconte und führt in ein tristes Paris, in dem die Kleidung der Menschen ebenso grau ist wie die Umgebung mit der die fast verschmelzen. Die kinematografische Gestaltung des Films ist unübersehbar beeinflusst von den französischen Filmklassikern jener Epoche und ihrem Spiel mit Lichtpunkten, die oft von schwach leuchtenden Gaslaternen stammen.