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Fitzcarraldo

Fitzcarraldo

Originaltitel
Fitzcarraldo
Regie
Werner Herzog
Darsteller
Leoncio Bueno, Isabel Jimines de Cisneros, Jean-Claude Dreyfus, Jesús Goiri, Veriano Luchetti, Lourdes Magalhaes
Medium
DVD
Im Handel ab
23.01.2009 bei Kinowelt Home Entertainment
Kinostart Deutschland
Fitzcarraldo
Genre
Drama
Land
Peru, Bundesrepublik Deutschland (BRD)
Jahr
1981
FSK
ab 12 Jahren
Länge
151 min.
IMDB
IMDB
|0  katastrophal
brillant  10|
9,0 (Filmreporter)
7,8 (11 User)
Meinungen
8martin 
Schiff über Land
Von den vielen Herzog-Filmen ist dies hier wohl der am ehesten Publikumskompatible, und zwar für ein breites Publikum. Zumindest ist es ein farbenprächtiges und bildgewaltiges Epos mit einem unglaublich präsenten Klaus Kinski und einer nicht minder beeindruckenden Claudia Cardinale, die allerdings nur in einer kleineren Rolle glänzen kann. Kinski spielt den Fitzcarraldo nicht, er ist Fitzcarraldo. Ideal gecastet verkörpert er den pragmatischen Träumer. Der bekanntlich ja Berge versetzen kann bzw. ein Schiff über Land. Neben dem unglaublichen Act steht das Verhältnis zu den Eingeborenen im Mittelpunkt. Hier geht Herzog sehr sensibel vor. Die Sprachbarrieren überwinden die Indios durch wortlose, permanente Gegenwart und der Zuschauer erahnt mit Kinski ihre Absichten. Die Ungeheuerlichkeit des Unternehmens vergleicht Kinski mit dem Umstand wie ’wenn eine Kuh übers Kirchendach springt’. Dies ist ingenieurtechnisch durchaus nachvollziehbar weil optisch überzeugend. Chorgesänge verleihen dem Projekt eine gewisse Feierlichkeit. Die Spannung entsteht durch den Gegensatz von Kultur und Natur (Caruso im Dschungel!) - an und für sich unvereinbare Gegensätze. Man versteht sich nicht, aber man kooperiert irgendwie. Europäer und Indios sind letztendlich gleichberechtigt. Als Idee zeitlos monumental, als Film fast ein Wunder.
geschrieben am 21.11.2011 um 18:34 Uhr
klopsl 
In Fitzcarraldo gehen beide Künstler an ihr Äußerstes. Die Idee Herzogs, ein Schiff von solcher Überdimensionalität über einen Berg ziehen zu lassen scheint ebenso vom Wahnsinn überzogen wie Kinski selbst. Dennoch, oder gerade wegen ihrem Wahnsinn gelingt es beiden, ein unglaubliches Werk zu schaffen. Herzog wusste mit Kinskis etwas eigener Art umzugehen, nicht zuletzt deswegen lehnte er das Angebot eines Einheimischen ab, Kinski umzubringen. Ein Meisterwerk dieser beiden Ausnahmekünstler, ein absolutes Muss!
geschrieben am 06.04.2010 um 11:21 Uhr
Matilda 
Fitzcarraldo (Klaus Kinski) hat einen Traum. Er will ein Opernhaus im Amazonas bauen und Caruso darin singen hören. Für diesen Wunsch ist er bereit, alles zu geben. Um sich finanziell abzusichern, plant er der Kautschukkönig des Dschungels zu werden. Dazu möchte er ein Gebiet erreichen, an dem sich zwei Flüsse fast berühren. Dort wächst der Kautschukbaum im Übermaß, dort erhofft sich Fitzcarraldo die Lösung seiner Probleme. Mit exzessivem Eifer stampft er das riskante Projekt aus dem Boden, kauft mit Hilfe seiner Freundin Molly (Claudia Cardinale) Land und renoviert ein Schiff, heuert die Crew an und fährt den Amazonas hinauf. Die anfängliche Ruhe trügt. Begleitet von Kriegsgeschrei der ansässigen Amazonasindianer setzt sich der Großteil der Crew entweder ab oder wird gefeuert. Fitzcarraldo antwortet der drohenden Gefahr mit Carusos Arien auf seinem Grammophon. Kurz darauf muss sich die Schiffsbesatzung der Belagerung durch Hunderte Indianer ergeben. Sie stellen sich als friedlich heraus, im Gegenteil, sie sehen im weißen Schiff die Erlösung von bösen Dschungelflüchen. Fitzcarraldo hat seine Arbeiter gefunden. Zusammen erreichen sie sein Ziel und machen sich sofort an die Rodung des Hügels, über den sie das Schiff in den benachbarten Fluß transportieren wollen. Dabei stirbt ein Indianer. Nach der erfolgreichen Übersetzung des Schiffes feiern alle den Erfolg. In der Nacht binden die Indianer das Schiff zur Vertreibung der Geister los. Ohne sich mit Kautschuk eingedeckt zu haben, merkt die Besatzung erst zu spät, dass es sich auf die verhängnisvolle Strömung zubewegt. Der Film strotzt vor eindrucksvollen Bildern. Eines zeigt das Schiff, als es sich auf den Weg in den Amazonas macht, und Fitzcarraldo seine Caruso-Oden abspielt. Ist das die Entjungferung der Wildnis durch die zivilisierte Welt? Wie ein Kolonialherr sieht Kinski in seiner Rolle aus: die strohigen, blonden Haare, die stechend blauen, besessenen Augen, der weiße Leinenanzug und der Hut. Der Film zelebriert zwar die schönen Künste, hier in Form der klassischen Oper, wirft aber auch Zweifel an ihrer Allgemeingültigkeit auf. Muss ein Amazonasindianer wirklich der westlichen Kulturwelt ausgesetzt werden? Atemberaubend auch die aufwendige Vorbereitung zur Bewegung des Schiffes auf die andere Seite des Bergs. Hunderte Indianer roden, schnitzen, tragen und ziehen. Die kollektive Leistung ist immens. Schließlich schenkt uns Herzog den Höhepunkt an Bildgewalt: das Schiff bewegt sich tatsächlich den Höhenzug herauf. Der anfangs belächelte Fitzcarraldo kann sich hier nach der ersten Etappe auf seinen Lorbeeren ausruhen. Und Herzog beschwört die Macht der Träume. „Fitzcarraldo“ ist vor allem wegen Klaus Kinski sehenswert. Selten erlebt man solche Spielfreudigkeit und -intelligenz. Seine Rolle nimmt viel Platz ein, so dass die anderen Parts naturgemäß etwas in den Hintergrund rücken. Spätestens wenn die Amazonasindianer ins Geschehen eingreifen, geht der Blick dann wieder in die herrlichen Naturaufnahmen und bleibt fasziniert an den Ureinwohnern kleben. Einer der letzten Kooperationen zwischen Werner Herzog und Klaus Kinski, man könnte meinen der Höhepunkt.
geschrieben am 04.02.2010 um 14:24 Uhr
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