Universum
The Road

The Road

Originaltitel
The Road
Regie
John Hillcoat
Darsteller
Cerise Weidner, Frederick E. Kowalo, Jack Erdie, David August Lindauer, Gina Preciado, Mary Rawson
Medium
DVD
Im Handel ab
18.03.2011 bei Universum Film
Kinostart Deutschland
The Road
Genre
Horror, Thriller
Land
USA
Jahr
2008
FSK
ab 16 Jahren
Länge
108 min.
IMDB
IMDB
Homepage
http://www.theroad.senator.de
|0  katastrophal
brillant  10|
7,0 (Filmreporter)
6,0 (1 User)
Extras: Audiokommentar • Making Of • US-Kinotrailer
Bildgewaltiger Endzeit-Thriller mit Tiefgang
Naturidylle, Pferde, die Geborgenheit des eigenen Hauses und die Wärme der Familie sind in der Welt von "The Road" nur noch schöne Erinnerungen. Die beschwören eine harmonische und glückliche Vergangenheit herauf, nährt aber auch das Bewusstsein mit dem erlittenem Leid. Die Realität der Gegenwart ist in John Hillcoats Adaption von Cormac McCarthy gleichnamigem Roman "The Road" das Resultat einer Zerstörung, die in der Anamnese des Protagonisten angedeutet wird, eine Zeit danach, ein Ort der Verwüstung globalen Ausmaßes, Resultat der Apokalypse.

Die Erinnerungen, die den Endzeitthriller durchziehen gehören dem verzweifelten und ausgemergelten namenlosen Vater (Viggo Mortensen) und dessen Sohn (Kodi Smit-McPhee). Sie sind auf dem Weg in den Süden, wo sie auf mildere klimatische Bedingungen hoffen. Ihre Motivation ist denkbar einfach, sie wollen überleben und deshalb andere Menschen meiden. Tiere, Vögel, das gesamte Pflanzenreich, so teilt der Vater dem Zuschauer im Off mit, gibt es längst nicht mehr, Sie sind - wie fast die gesamte Menschheit - Opfer der weltweiten Katastrophe geworden. Um zu überleben, greifen sich die Überlebenden gegenseitig an, halten die Schwächeren wie Vieh in Ställen und schneiden ihnen nach und nach ihre Gliedmaßen zum Verzehr ab. Eine barbarische Zeit, die viele Opfer fordert. Viele Überlebende der Katstrophe begehen lieber Selbstmord, als von Kannibalen gefressen zu werden. So auch die Frau (Charlize Theron) des Mannes. Sie konnte Leid und Angst nicht mehr ertragen. Zwei Kugeln hat der Vater für sich und seinen Sohn aufbewahrt. Doch ihn plagen Zweifel, ob er in der Not die Kraft aufbringen wird, seinen Sohn zu töten.
John Hillcoat entwirft in "The Road" ein Endzeitszenario, wie man es in der Filmgeschichte düsterer und pessimistischer selten sieht. Auffällig ist, dass der australische Regisseur an den Kausalzusammenhängen kein Interesse zeigt. Sicher ist, dass die Katastrophe von Menschen gemacht ist, doch Hillcoat hat nicht den Anspruch, einen weiteren Öko-Film mit erhobenem moralischem Zeigefinger gegen die globale Umweltzerstörung zu inszenieren. Vielmehr möchte er die Konsequenzen eines Super-Gaus darstellen. Bilder der Zerstörung, des Chaos' und des Verfalls besitzen eine enorme Bildkraft und davon zehrt auch "The Road". Selten sah ein apokalyptisches Szenario so spektakulär und eindrucksvoll aus wie hier. Der Schmutz, die zerstörte Natur und Architektur, der physische und moralische Verfall der Menschheit üben in diesem meisterhaft inszenierten und fotografierten Thriller eine enorme Faszination aus.

Natürlich bildet ein solches Szenario auch die ideale Grundlage für ein Road-Movie, einem Genre, auf das der Film bereits im Titel hinweist. In "The Road" sind die Protagonisten ständig unterwegs. Sie müssen es auch sein, da sie sonst nicht überleben könnten. Diese Bewegung bietet Möglichkeiten für Begegnungen und Momente des Innehaltens. Bei Hillcoat sind diese Augenblicke Lichtpunkte seines Films. Begegnungen, wie die mit dem alten Blinden, großartig gespielt von Robert Duvall, für den der Junge Mitleid empfindet. Dazu gehört auch die Episode mit dem schwarzen Streuner, den der Vater zum Zweck der Lektion für seinen Sohn in Sachen Egoismus nackt seinem Schicksal überlässt. Oder die nicht weniger einprägsame Begegnung im Haus der Kannibalen, wo Vater und Sohn dem Grauen begegnen, vor dem sie sich so fürchten. Es sind diese innehaltenden Momente in der vorwärts gerichteten Bewegung, die die Essenz dieses Films ausmachen und ohne die "The Road" nur ein prächtiges Effekt-Kino wäre.

In diesen Momenten spielt sich der eigentliche Film ab, hier ist sein thematischer Kern. Hillcoat findet in diesen Passagen zu grundlegenden Fragen über Wesen und Potential des Menschen in einer Welt bar jeglicher sozialer oder politischer Strukturen, in der nur die nackte Existenz geblieben ist. Er geht der Frage nach, ob der Mensch menschlich bleiben kann, wenn seinem eigenen Überlebenswillen keine ethischen oder gesetzlichen Regularien im Weg stehen. Die Bestie Mensch ist Hillcoats Antwort auf diese Fragen. Der Mensch ist nicht nur der größte Feind der Natur, er ist auch der größte Feind seiner selbst - insbesondere wenn der einzige verbliebene Trieb das Überleben ist. Und doch ist Hillcoat kein Pessimist. So sehr der Vater auch bemüht ist, seinem Sohn den egoistischen Überlebenswillen anzutrainieren, es gelingt ihm nicht. Das Licht des Guten in dem Kind mag (noch) nicht erlöschen. Am Ende gehört die Welt dem Kind und dem alten Mann. Sie stehen für die Hoffnung und die Erkenntnis, dass das Gute dem Menschen immanent ist. Das Böse hingegen ist nur eine Entscheidung dagegen.
Willy Flemmer, Filmreporter.de
Videoclip: The Road
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