Movienet Film
Fliegende Fische müssen ins Meer

Fliegende Fische müssen ins Meer

Originaltitel
Fliegende Fische müssen ins Meer
Regie
Güzin Kar
Darsteller
Ruth Schwegler, Maurice Moor, Joseph Sunkler, Lou Haltinner, Isabella Schmid, Alia Duncan
Medium
DVD
Im Handel ab
23.03.2012 bei Movienet Film
Kinostart Deutschland
Fliegende Fische müssen ins Meer
Genre
Komödie
Land
Schweiz, Deutschland
Jahr
2011
FSK
ab 0 Jahren
Länge
86 min.
IMDB
IMDB
|0  katastrophal
brillant  10|
5,0 (Filmreporter)
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Extras: Trailer
Fantasievolle Komödie mit kleinen Schwächen
Roberta Meiringer (Meret Becker) ist eine alleinerziehende Mutter. Beruflich verdingt sich die attraktive Enddreißigerin mehr schlecht als Recht als Reisebegleiterin auf einem Dampfschiff. Zu ihren Passagieren zählen meist wohlhabende Geschäftsmänner. Mit ihrer Suche nach dem perfekten Mann fürs Leben hat Roberta alles andere als Glück, da die Männer sie nur als flüchtige Bekanntschaft schätzen.

Das Liebeswerben der Mutter ist ein Ärgernis für ihre ältere Tochter Nana (Elisa Schlott). Weil Roberta den Haushalt und die Erziehung ihrer drei Kinder immer mehr vernachlässigt, fällt diese Aufgabe jetzt dem Teenager zu. Die 15-jährige Schülerin träumt von einer Zukunft als Schiffskapitänin und sieht ihre Berufschancen angesichts der Eskapaden ihrer Mutter gefährdet. Als auch noch das Jugendamt drohend vor der Tür steht, nehmen Nana und ihre Geschwister die Suche nach dem richtigen Mann ihrer Mutter selber in die Hand. Als der junge Arzt Eduardo (Barnaby Metschurat) in ihr Dorf zieht, ist die Entscheidung schnell gefällt. Die Pläne der Kinder werden jedoch von der wenig romantischen Realität vereitelt. Roberta und Eduardo finden einfach keinen Gefallen aneinander, außerdem verguckt sich Nana selbst in den attraktiven Mediziner.
Die Erzählung aus Sicht einer fantasievollen 15-jährigen Protagonistin bedingt Mach- und Tonart des Films. Die extreme Stilisierung und Überzeichnung der Figuren ist Folge der charakterlichen Veranlagung Nanas und ihrer kindlichen Umweltwahrnehmung. So sind die geschwätzigen und spießigen Nachbarinnen allesamt in Gelb gekleidet und nur die eigene Mutter - die von der Tochter als Sonderling gesehen wird - ragt durch ein knallrotes Kleid heraus. Dabei ist es nicht nur stilistisch konsequent, sondern auch ein witziger Einfall der fantasievollen Komödie, dass es nicht lange dauert, bis Roberta alle Nachbarinnen mit ihren Schrullen ansteckt. Diese haben den lieben langen Tag nichts anderes zu tun, als zu lästern und zu gackern - was auch auf der akustischen Ebene überzeugend stilisiert wird. Eine nach der anderen gibt ihr gelbes Outfit auf, um sich fortan rot zu kleiden. Die einzige Ausnahme: jene Frau, deren Familienverhältnisse von Nana als mustergültig angesehen werden. Dass diese unter der Oberfläche des Makellosen andere Seiten verborgen hat, muss das sensible Mädchen bald schmerzlich feststellen.

Poetisch überzeichnet ist auch die Darstellung der Jugendamtsvertreterin. Die graue, biedere Beamtin, ihr spärlich eingerichtetes lebloses Büro, die sich meterhoch stapelnden Akten auf dem Schreibtisch - keine auf Differenzierung angelegte Darstellung realer Verhältnisse, sondern Verkürzung im Sinne der naiven und selektierten Umweltwahrnehmung eines noch nicht ganz erwachsenen Kindes.

Der naive Blick des Mädchens auf die Welt setzt nicht nur einen Stilisierungsprozess in Gang, er durchbricht auch die Linearität der filmischen Erzählung. Die im postmodernen Kino seit der neunziger Jahre zum Standard gewordenen und somit nicht gerade originellen Einsprengsel durch Bilder und andere optische Effekte beleben die Coming-of-Age Geschichte. Außerhalb der Bahnen des Konventionellen bewegt sich "Fliegende Fische müssen ins Meer" auch in den Dialogen. Da werden banale Passagen durch Dialogmomente durchbrochen, die zünden und fast literarische Qualität besitzen. "Sie brauchen sich nicht um mich zu kümmern. Das tut schon das Jugendamt", sagt Roberta zu dem attraktiven Arzt, der zunehmendes Interesse am Wohl und der Zukunft ihrer Tochter Nana bekundet. Ein Moment wie dieser verdeutlicht nicht nur den angenehm zwiespältigen Charakter der Frau, der irgendwo zwischen Verantwortungslosigkeit und Sorge um das Wohl ihrer Kinder angesiedelt ist. Er bereichert die Handlung auch durch eine tragikomische Komponente.

Trotz seiner Stärken stellt "Fliegende Fische" keine harmonische Einheit dar. Vielleicht liegt es daran, dass die Komödie durch die vielen optischen und akustischen Einfälle ein ums andere Mal auseinanderzufallen droht. Was als Stilisierung und Überzeichnung gedacht ist, gerät in den Verdacht des Klischeehaften und Verkürzenden. Das Banale und Unspektakuläre lauert hinter jedem Bild, denen es zudem oft an Substanz und gestalterischer Geschlossenheit fehlt.
Willy Flemmer, Filmreporter.de
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