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Transit

Transit

Originaltitel
Transit
Regie
Christian Petzold
Darsteller
Franz Rogowski, Paula Beer, Godehard Giese, Lilien Batman, Maryam Zaree, Barbara Auer
Medium
Blu-ray
Im Handel ab
08.10.2018 bei good!movies
Kinostart Deutschland
Transit
Genre
Drama
Land
Deutschland, Frankreich
Jahr
2018
FSK
ab 12 Jahren
Länge
98 min.
IMDB
IMDB
|0  katastrophal
brillant  10|
8,0 (Filmreporter)
Es gibt noch keine Userkritik!
Extras: Making-of • Kino-Trailer • Booklet
Existentielles Gleichnis auf Flucht und Exil
Die französische Hafenstadt Marseille ist zur letzten Hoffnung der Entwurzelten und Verzweifelten geworden. Sie sind vor den näher rückenden deutschen Truppen geflohen. Warum die ins Nachbarland einmarschiert sind und dort rücksichtlos wüten, bleibt unbeantwortet.

Razzien bestimmen den Alltag in den noch nicht besetzten Orten an der Mittelmeerküste. In den Konsulaten der USA und Mexiko warten die Menschen stundenlang geduldig bei sengenden Temperaturen auf Visa oder Transitvisa, um Europas Hölle mit dem Schiff zu entkommen. Inmitten dieses Wahnsinns, in der der Mensch nur so viel wert ist wie die Papiere, die er besitzt, hat der deutsche Flüchtling Georg (Franz Rogowski) das große Los gezogen. Er hat das Mexiko-Visum des deutschen Schriftstellers Weidel nach dessen Tod ebenso an sich genommen wie dessen letztes Manuskript. Und so nimmt er Weidels Identität an.

Die letzten Stempel für die rettende Überfahrt erhält er im Gegensatz zu anderen Verfolgten schnell und unkompliziert. Er könnte fliehen, wäre da nicht diese geheimnisvolle Frau, die ihm schon an seinem ersten Tag in Marseille auf die Schulter klopfte, nur um dann doch enttäuscht davonzulaufen.

Es ist Weidels Frau Marie (Paula Beer), die ihren Mann verzweifelt sucht. Sie hat sich auf eine flüchtige Liaison mit einem deutschen Kinderarzt eingelassen, der es nicht schafft, Europa und diese Frau loszulassen. Georg kommt hinter ihr Geheimnis, als er einen Arzt für den illegal in Marseille lebenden achtjährigen Driss sucht, dessen Vater Heinz auf der Flucht verstorben ist. Georg hatte die Nachricht überbracht und sich mit dem Jungen angefreundet, der in ihm einen Vaterersatz zu finden hofft. Doch Georg, der ganz andere Möglichkeiten der Flucht und des Überlebens hat als der dunkelhäutige Junge und dessen Mutter, enttäuscht diese Hoffnung.

Georg ist selbst ein Getriebener, getrieben von den Umständen und der Liebe. Und des eigenen Unvermögens, Marie die Wahrheit zu beichten. Die Toten stehen wie Gespenster zwischen ihnen in diesem Labyrinth, diesem Wartestand auf die Visa und der Hoffnung auf ein Weiterleben in der Fremde.
Viele Jahre arbeiten Christian Petzold und der 2014 verstorbene Filmemacher Harun Farocki, dem der Film gewidmet ist, an der Adaption von Anna Seghers' Exilroman. Die Schriftstellerin greift dabei auf eigene Erfahrungen zurück. Die Kommunistin, Jüdin und Schriftstellerin strandet 1940 mit zwei Kindern im Süden Frankreichs. 1944 erscheint "Transit" in englischer und in Mexiko in spanischer Sprache, die deutsche Fassung wird erstmals 1947 von der Berliner Zeitung gedruckt. 1948 erscheint der Roman dann auch hierzulande endlich in Buchform.

2018 kann Petzold das Drama dann doch fertigstellen. Er kreiert das Gefühl der Angst subtil und zurückhaltend - Polizeisirenen dominieren die Geräuschkulisse auf den Straßen, Polizisten kontrollieren Züge nach illegalen Passagieren. Nur einmal wird die Gefahr konkret, wenn eine Frau während einer Razzia im Hotel von Polizisten weggezerrt wird. Die anderen Hotelgäste verfolgen die Szene stumm, froh, selbst noch einmal davon gekommen zu sein und nicht Opfer von Misstrauen und Denunziation geworden zu sein.

Durch die Interpretation des Romans und die Verlegung der Handlung in die Gegenwart schafft Petzold ein zutiefst humanistisches, existentielles Gleichnis auf Flucht und Exil, auf die Notwendigkeit des Neuanfangs in der Fremde sowie Gleichgültigkeit und Kälte von Individuen, die nur das eigene Überleben sichern wollen, und einer Gesellschaft, die sich den Nöten der Ausgestoßenen verschließt.
Katharina Dockhorn/Filmreporter.de
Der Trailer zu Christian Petzolds Berlinale-Wettbewerbsbeitrag.
 
Viele Jahre arbeiten Christian Petzold und der 2014 verstorbene Filmemacher Harun Farocki, dem der Film gewidmet ist, an der Adaption von Anna...
Piffl Medien/Schramm Film, Marco Krüger
Transit
2024