Delphi
NVA (2005)

NVA

Originaltitel
NVA
Regie
Leander Haußmann
Darsteller
Kim Frank, Oliver Bröcker, Detlev Buck, Jasmin Schwiers, Annika Kuhl, Ignaz Kirchner
Medium
DVD
Im Handel ab
02.11.2018 bei Universum Film
Kinostart Deutschland
NVA
Genre
Komödie
Land
Deutschland
Jahr
2005
FSK
ab 6 Jahren
Länge
94 min.
IMDB
IMDB
|0  katastrophal
brillant  10|
8,5 (2 User)
Leander Haußmann nimmt sich der NVA an - witzig!
Autoritäre Staatssysteme sind hervorragend für komödiantische Stoffe geeignet. Die Protagonisten dieser bitteren Komödie sind der sensible Heidler (Kim Frank) und der rebellische Krüger (Oliver Bröcker). Um sie scharen sich weitere junge Männer, die sich mehr oder weniger gut dem Drill in der Kaserne anpassen können. Kauzige Offiziere haben sich der Aufgabe verschrieben, den Nachwuchs für die Deutsche Demokratische Republik militärisch auszubilden. Neben all den Schikanen, Gruppenübungen, Befehlen und Appellen finden die jungen Soldaten aber immer Zeit für kleine Streiche, persönliche Briefe, Lieder und Träume. Natürlich sind in einer reinen Männergemeinschaft Mädchenbekanntschaften ein besonderes Highlight und dafür werden auch so einige Hindernisse überwunden.
Leander Haußmanns Filme tragen immer autobiographische Züge. Der gebürtige Quedlinburger verarbeitet in seiner bisweilen durchaus auch zynischen Komödie über die Volksarmee einige seiner eigenen NVA-Erfahrungen. Dazu gehört das sinnentleerte Machtstreben der Offiziere, willkürliche Schikanen, militärischer Drill sowie der krampfhafte Aufbau des Feindbildes und sei es durch die wahnwitzige Interpretation westlicher Schlager. Die jungen Männer versuchen, sich in einem Regime zu behaupten, das die Individualität ihrer Bürger als Bedrohung und nicht als Kapital ansieht. Der ehemalige "Echt"-Sänger Kim Frank gibt mit Pathos, Naivität und Romantik in der Rolle des NVA-Wehrdienstleistenden Henrik Heidler sein Schauspieldebüt. Weit mehr Präsenz und Ausdruck verleiht Oliver Bröcker ("Die fetten Jahre sind vorbei") der Figur des rebellischen Soldaten Krüger. Haussmanns Komödie schwankt zwischen Zynismus, Theatralität, Komik und Poesie. Musikalisch untermalt er sein Werk mit einen abwechslungsreichen Soundtrack:

Hits only - "Ich finde es total gut von uns, dass wir nur Hits spielen.", sagt Leander Haußmann zum "NVA"-Soundtrack. In der Tat sind sehr viele Stücke zu hören, die man auf Anhieb mitsingen oder zumindest mitsummen kann. Wer kennt nicht Cat Stevens' "Oh very young" oder "Lucky Man" von Emerson, Lake & Palmer? "NVA" thematisiert das Lebensgefühl junger Leute in der damaligen Volksarmee. Sie interessierten sich für Frauen, Alkohol und Spaß, nicht für den ideologischen Drill eines autoritären Staatssystems. Um den damaligen Zeitgeist zwischen jugendlichem Freiheitsdrang und militärischem Drill spürbar zu machen, wurden weitestgehend bekannte Songs aus den 60er, 70er und 80er Jahre ausgewählt. So finden sich auf der CD neben Stevens auch Ten Years After, Canned Heat, Patti Smith und Eric Burdon. Komplettiert wird diese "Oldies-Kollektion" von zeitgenössischen Künstlern wie Heather Nova oder Aimee Mann. Dieser Soundtrack macht gute Laune. Die älteren lädt er außerdem dazu ein, in Erinnerungen zu schwelgen. Die Jüngeren können sich vom Zeitgefühl der Hippie-Ära inspirieren lassen. Für Haussmann hat die Musik große Bedeutung: "Das ist nicht unbedingt der Soundtrack, der mein Leben verändert, der aber mein Leben begleitet hat."
Simone Seidel/Filmreporter.de
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