Fernsehjuwelen
Vier Minuten (2006)

Vier Minuten

Originaltitel
Vier Minuten
Alternativ
Nur für Mozart (Arbeitstitel)
Regie
Chris Kraus
Darsteller
Monica Bleibtreu, Hannah Herzsprung, Sven Pippig, Richy Müller, Jasmin Tabatabai, Stefan Kurt
Medium
DVD
Im Handel ab
07.02.2020 bei Filmjuwelen
Kinostart Deutschland
Vier Minuten
Genre
Drama
Land
Deutschland
Jahr
2006
FSK
ab 12 Jahren
Länge
108 min.
IMDB
IMDB
|0  katastrophal
brillant  10|
7,5 (6 User)
Extras: Booklet • Awards Jennys Abschlusskonzert (Video der Urfassung) eingespielt von Annette Focks • Trailer • Schuber • Wendecover
Fulminantes Drama zu den Klängen Beethovens
Die alte Klavierlehrerin Traude Krüger (Monica Bleibtreu) gibt seit über 60 Jahren Unterricht im Frauengefängnis Luckau. Das karge Innenleben des Zuchthauses korrespondiert geradezu mit der strengen äußeren Erscheinung der Musikpädagogin. Die Notwendigkeit ihrer Tätigkeit wird zusehends von der Gefängnisleitung in Zweifel gezogen. Musikunterricht sei nicht mehr zeitgemäß, heißt es dort. Traude kämpft dafür, den Unterricht weiterführen zu können.

Das Talent ihrer Schülerinnen hält sich meist in engen Grenzen. In der Bibliothek der Anstalt lauscht sie verbittert den Untönen der Straftäterinnen. Das ändert sich erst, als die junge Mörderin Jenny (Hannah Herzsprung) in den Büchersaal geführt wird. Hinter ihrer ungezügelten Natur und rücksichtslosen Gewalttätigkeit erkennt die Klavierlehrerin das musikalische Genie. Sie will die unzähmbare Person zu einem Wettbewerb für Nachwuchspianistinnen anmelden. Das ist der Beginn einer schmerzvollen Beziehung der zwei ungleichen Frauen im Spannungsfeld der musischen Ausdruckskraft Beethovens, Schumanns und Mozarts.
Regisseur Chris Kraus entwickelt sich nach "Scherbentanz" (2002) zu einem Qualitätsgaranten der deutschen Filmszene. "Vier Minuten" lief erfolgreich auf Festivals in Shanghai, Reykjavik und Rio de Janeiro. Kraus bietet einen gelungenen Mix aus uferloser Poesie und brutaler Realität. Seine Dialogstärke und die eindringliche Bildsprache identifizieren die klassische Musik als Bastion subjektiver Wirklichkeit. Dabei werden Schicksal und Lebensweg der Protagonistinnen nur angedeutet. In diesem Zusammenhang wirkt das Werk an einigen Stellen historisch überladen.

Die eigentliche Geschichte hätte ausreichend inhaltliche Stärke besessen, um den Film dramaturgisch zu tragen. Die schauspielerischen Glanzleistungen von Monica Bleibtreu und Hannah Herzsprung sind atemberaubend. Ihre realistische Darstellung wirkt manchmal gar zu überzeugend. In "Scherbentanz" liefert Margit Carstensen ein einprägsames Finale, was hier radikal virtuos gesteigert ist. Es sind vor allem die letzten vier Minuten, die das gleichnamige Werk beispiellos machen. Im finalen Feuerwerk geht die überzeugende Darstellung in energiegeladenem Rauch auf.
Timo Buschkämper, Filmreporter.de
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