Königin

Mit einiger Verspätung kommt diese Filmperle aus Dänemark auf die deutschsprachigen Leinwände. Die Ursache liegt vielleicht in der Auswahlpolitik der Berlinale 2019, die dieses Familiendrama nicht ins Programm aufnimmt. So reüssiert es im gleichen Jahr auf dem Festival von Sundance und tritt seither seinen weltweiten Siegeszug an. Für Dänemark geht er ins Oscarrennen und setzt sich in einem sehr starken Filmjahrgang als dänischer Kandidat durch.

Nachwuchsregisseurin May el-Toukhy dreht die oft erzählte Geschichte um. Meist sind es ja die Männer, die sich an den Töchtern ihrer neuen Partnerinnen vergreifen. Und so erstaunt zunächst auch die Selbstverständlichkeit, mit der die äußerlich glückliche und zufriedene Anne die Liaison eingeht. Sie fühlt sich wieder begehrt, ihre Abenteuerlust ist geweckt. Nach dem ersten Rausch verteidigt sie ihr Heim jedoch wie eine Löwin.

Für Trine Dyrholm gibt es für diese ungewöhnliche Rolle zu Recht eine Nominierung als beste Schauspielerin für den Europäischen Filmpreis. Auf ihrem Gesicht, ihrem Körper spiegeln sich die kleinen Veränderungen ihres Seins wider, die der Teenager weckt. Die Kamera kommt ihr dabei sehr nahe, blendet aber in intimen Szenen diskret voyeuristische Details aus.

Dyrholms grandiose Leistung trägt den Film, aber auch Neuentdeckung Gustav Lindh liefert eine beeindruckende Performance als Teenager, der von seinen Gefühlen im wahrsten Sinne des Wortes übermannt und mit ihnen schließlich alleine gelassen wird.