Guerillakrieg im Produktionsland, Herzinfarkt des Hauptdarstellers
Martin Sheen, Geldnot (16 Millionen Dollar Defizit!) und das Diktat des schließlich mitfinanzierenden Großstudios -
Francis Ford Coppolas Antikriegsdrama schien unter keinem guten Stern zu stehen. Herausgekommen ist dennoch einer der eindringlichsten und bildgewaltigsten Antikriegsfilme der Filmgeschichte. Coppola ist mit "Apocalypse Now" mehr als ein eindringlicher Antikriegsfilm gelungen ist. Captain Willards Suche nach Kurtz inszeniert der Regisseur zu einer Reise mitten ins 'Herz der Finsternis' nicht nur des Vietnamkrieges, sondern der menschlichen Abgründe überhaupt.
Die Hölle, die der Regisseur meisterhaft in einen psychedelischen Rausch aus Bildern und Tönen übersetzt, wäre wohl nur halb so heiß ausgefallen, hätte es
Marlon Brando nicht gegeben. Auf dessen Interpretation Kurtz' wartet der Zuschauer lange. Kahlgeschoren tauchen Figur und Darsteller am Ende des Films endlich auf, und auch dann sieht man sie meist im Zwielicht. Brando schaut mit irrem Blick knapp an der Kamera vorbei, wäscht sich seinen haarlosen Schädel und haucht aus der finstersten Ecke von Kurtz' Seele jene Worte heraus, die in
Joseph Conrads Vorlage als auch in Coppolas freier Adaption des Romans die Qualität der Menschen verunstalteten Welt auf den Punkt bringen: 'das Grauen'.
ReduxDie Arbeit an "Apocalypse Now" ist seinerzeit zwar beendet, fertiggestellt ist das Meisterwerk damit aber noch lange nicht. 22 Jahre nach der Premiere hat sich Coppola noch einmal mit dem Film beschäftigt. Das Resultat ist die um fast 50 Minuten verlängerte "
Redux"-Fassung. Dabei verstärkt Coppola seinen Fokus auf die Fragen nach der menschlichen Moral. Er kommt seinen Helden psychologisch näher und schafft es, die Eindringlichkeit der ersten Fassung zu intensivieren. Durch das Einbeziehen der kolonialen Vergangenheit Vietnams sowie eine kurze Liebesgeschichte macht Coppola erneut klar, dass "Apocalypse Now" nicht nur ein Kriegsfilm ist. 203 Minuten vergehen ohne Längen und Hänger - ein cineastisches Meisterwerk!
Final CutZufrieden ist der Regisseur mit dem Film offenbar auch jetzt noch nicht. Er bastelt weiter an seinem Opus Magnum. 40 Jahre nach der Premiere von "Apocalypse Now" bringt er mit dem "
Final Cut" seine wohl die letzte Version des Klassikers heraus. Die dauert 183 Minuten, ist damit 30 Minuten länger als die ursprüngliche und 19 Minuten kürzer als die "Redux"-Fassung. Und: Die vom Filmemacher höchstpersönlich in 4K und Dolby Athmos restaurierte Version erstrahlt in besonders realistischen Bildern und Tönen.
Der SoundtrackDer Krieg sei der Vater aller Dinge, heißt es. "Apocalypse now" hat ein legendärer Score. Die Klänge des Anti-Kriegs-Spektakels sind außergewöhnlich und ungewohnt. Komponist
Isao Tomita ("
Otôto") war schon vor dem Dreh in die Arbeit eingebunden. Manchmal scheint erst die Musik eine Stimmung zu machen, die sich erst dann in Bildern wiederfindet.
Regisseur Francis Ford Coppola hatte die Arbeit des Komponisten stets im Blick. Doch Tomota war für die Dreharbeiten nicht verfügbar. So behalf sich Coppola, indem er seinen Vater
Carmine Coppola fragte. Dieser mischte kurzerhand typische Kriegsgeräusche ab, wie die Turbinen der Helikopter, dem Wind und natürlich Explosionen und Schussgeräusche ohne Ende. Die Mischung vermengte der Senior mit Gitarrenklängen á la
Jimi Hendrix.
Mickey Hart - der Percussionist von
Grateful Dead - ergänzte das rhythmische Grundgerüst.
Mit dem legendären
Moog Synthesizer wurden die elektronischen Elemente eingespielt. Neben konventionellen Nummern enthält der Soundtrack Stücke bekannter Rock Interpreten. Ein wahrer Klassiker ist der spektakulär eingesetzte "Ritt der Wallküren" von
Richard Wagner, mit dem das Bombardement auf ein kleines Fischerdorf unterlegt ist. Und welcher Song wäre besser geeignet die Morbidität des Krieges herauszuarbeiten, als "The End" der
Doors? Intelligent und zynisch zugleich, die Absurdität des Krieges und die Verrohung der Soldaten, all das findet sich auch im Score.