Sommer 85

Die verzaubernde, mit leichter Hand inszenierte Sommerromanze basiert auf dem Roman "Tanz auf meinem Grab" ("Dance on my Grave") des britischen Autors Aidan Chambers. Regisseur François Ozon verschlang den Roman als 17-jähriger und identifizierte sich stark mit der Naivität, mit der Alex seine romantischen Gefühle erkundet. Der Roman habe ihn 1985 stark geprägt, weil die beiden Protagonisten im gleichen Alter waren.

Ozon verlegt die Handlung des flirrenden Coming-of-Age-Dramas aus England in die Bretagne und ins Jahr 1985, behält aber die Grundkonstellation bei. Mit großer Leichtigkeit macht er daraus eine zunächst fröhliche und dann tragische Teenager-Love-Story mit allen emotionalen Höhen und Tiefen. Dabei schöpft er die Amplitude zwischen Gefühlen höchsten Glücks und größter Verzweiflung und Eifersucht voll aus.

Mit großer Selbstverständlichkeit lässt Ozon das Coming-Out von Alexis einfließen, das er vor seinen Eltern verheimlichen muss. Diese Zurückhaltung passt in eine Ära, in der Homosexualität vielen noch als Krankheit von Perversen galt. Auch durch die Ausstattung und Kostüme versetzt der Sommerfilm den Zuschauer sofort zurück in diese Ära. Mit seiner Fönfrisur wirkt David wie ein Posterboy damaliger Popbands. Benjamin Voisin stattet ihn mit dem Charme aus, dem jeder sofort erliegt, während Félix Lefebvre exakt jene widerstreitenden Gefühle auf den Punkt bringt, die den jungen Ozon bei der Lektüre beeindruckt haben.