New Order - Die neue Weltordnung

Genau und sehr detailreich schildert der mexikanische Regisseur Michel Franco zunächst die Bedrohung der Demokratie und des Gesellschaftsvertrags, auf dem sie beruht, durch die Kluft zwischen Arm und Reich. Auf der Hochzeitsfeier in dem abgeschotteten und gut bewachten Haus von Mariannes Eltern tummeln sich die gut Betuchten hellerer Hautfarbe und werden von einer Heerschar Bediensteter mit oft indigenen Wurzeln bedient. Marianne ist in diesem Kreis mit ihren blonden Haaren und ihrem roten Anzug ein Blickfang, der heraussticht. Mit ihrer Empathie und Unschuld wird sie zur Sympathiefigur des Films.

Regisseur Franco bleibt mit diesem spannenden und bis zur letzten Minute fesselnden Thriller voller überraschender Wendungen seinem künstlerischen Ansatz treu, den Zuschauer in eine ihm Angst einflößende, aber durchaus realistische Situation zu versetzen, der er am liebsten entfliehen möchte. Konsequent spielt der Film die möglichen Folgen der Erosion der Spielregeln in den westlichen Demokratien sowie der Reaktion auf Aktionen von vermeintlich linken, Terrorismusmusähnlichen Befreiungsbewegungen zu Ende durch. In vielen Südamerikanern werden die Bilder der brutalen Militärherrschaft zum Schutz der Interessen der reichen Oberschicht auch ein Déjà-vu-Erlebnis auslösen. Der Blick zurück für die einen oder vielschichtige Dystrophie für die anderen wurde bei den Filmfestspielen von Venedig mit dem Silbernen Löwe - Großer Preis der Jury ausgezeichnet.