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Malou

Originaltitel
Malou
Regie
Jeanine Meerapfel
Darsteller
Jim Kain, Winnetou Kampmann, Friedhelm Lehmann, Constanza Lira, H.H. Müller, Estrongo Nachama
Kinostart:
Deutschland, am 20.03.1984 bei Jugendfilm-Verleih
Genre
Drama
Land
BRD
Jahr
1981
FSK
ab 12 Jahren
Länge
94 min.
IMDB
IMDB
|0  katastrophal
brillant  10|
7,0 (Filmreporter)
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Ergreifendes Drama, ohne falsche Sentimentalität
Hannah (Grischa Huber) lebt mit ihrem Ehemann - Architekt Martin (Helmut Griem) in Berlin. Die lieb gewonnene Monotonie ihres Alltags wird immer wieder durch die Erinnerung an Hannahs Mutter Malou (Ingrid Caven) gestört. In solchen Momenten verkleidet sich die junge Frau in den seidenen, aus der Mode gekommenen Gewändern der Mutter und wünscht sich unter den Klängen französischer Chansons in die Vergangenheit zurück. Nach einer Auseinandersetzung mit Martin, begibt sich Hannah nach Straßburg. Dort hat ihre Mutter in den 1930er Jahren als Animierdame gearbeitet. In der deutsch-französischen Stadt hat Malou auch die große Liebe kennenlernt und ihn - den wohlhabenden deutsch-jüdischen Kaufmann Paul (Ivan Desny) - auch geheiratet. Das Glück dauert nicht lange, in der Wirrnis der politischen Geschehnisse wird Malou nach Argentinien verschlagen. Nach der Trennung von ihrem Mann widmet sich die Frau der eigenen Dekonstruktion mit viel Alkohol. Ein Verfall, den Hannah miterleben muss und nicht aufhalten kann. Fast 50 Jahre später versucht die Tochter die Puzzlestücke zu einem Bild zu ordnen.
In seinem Kern ist Jeanine Meerapfels Drama die Geschichte einer Selbstfindung. In der Biographie ihrer Mutter sucht Hannah nach Antworten für ihre eigene Existenz. Wie kann sie ihr Leben bewältigen, nachdem sie den Verfall der eigenen Mutter miterlebt hat? Zwei Generationen, die eine irreversible Entwicklung trennt. Mit ihrer tragischen Liebesgeschichte scheint Malou einer literarischen Tradition anzugehören. Modernität versus Nostalgie. Die Kameraführung von Michael Ballhaus unterstreicht diese Spiegelung. Die Sequenzen aus der Vergangenheit der Mutter sind träumerisch und verschwommen. Kerzenschein und dicke Samtvorhänge, prunkvolle goldene Uhren bestimmen die Kulissen. Luxus, der im Gegensatz zu der pragmatischen Einrichtung von Hannahs Wohnung steht. Rationalität und Romantik, zwei Welten treffen hier aufeinander. Dabei verzichtet die Regisseurin auf gekünstelte Sentimentalität. Mit einfachen und dabei intelligenten Dialogen inszeniert Jeanine Meerapfel die Suche ihrer Protagonistin nach der eigenen Identität.
Tzveta Bozadjieva, Filmreporter.de
2024