StudioCanal Germany/Arthaus
Eraserhead (1977)

Eraserhead

Originaltitel
Eraserhead
Regie
David Lynch
Darsteller
Jack Nance, Charlotte Stewart, Al Joseph, Jeanne Bates, Judith Anna Roberts, Laurel Near
Kinostart:
Deutschland, am 07.09.1979 bei Arthaus Filmverleih
Genre
Horror, Thriller
Land
USA
Jahr
1977
FSK
ab 16 Jahren
Länge
89 min.
IMDB
IMDB
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brillant  10|
10,0 (Filmreporter)
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Surrealistisches Meisterwerk von David Lynch
"Eraserhead" erzählt die Geschichte des schüchternen Buchdruckers Henry Spencer (Jack Nance), der in einer postapokalyptisch anmutenden Industriestadt irgendwo in den USA lebt. Als er von seiner Freundin Mary X (Charlotte Stewart) zum Dinner bei deren Familie eingeladen wird, ahnt er nichts Gutes. Tatsächlich erfährt Henry an diesem Abend, dass Mary schwanger ist und er sie deshalb heiraten muss. Als das Kind geboren ist, sind Henry und Mary schnell überfordert. Der Säugling ist ein seltsames Wesen, das kaum menschliche Züge aufweist. Die junge Frau sucht im Anblick der Missgeburt bald das Weite und auch Henry ist der Situation nicht lange gewachsen. Eines Tages greift er nach der Schere...
Man muss sich das mal vorstellen. Wir schreiben das Jahr 1977. George Lucas dreht mit "Star Wars: Episode IV - Eine neue Hoffnung" den ersten Teil einer jahrzehntelang erfolgreichen Filmreihe und verändert zusammen mit dem zwei Jahre zuvor entstandenen "Der weiße Hai" von Steven Spielberg den Charakter des Kinos entscheidend. In dieser Zeit also an der Schwelle vom dem Ende des New Hollywood zum Anfang des Blockbuster-Phänomens kommt David Lynch und legt mit seinem "Eraserhead" einen Film vor, der mit seiner symbolisch-rätselhaften Bilderwelt bis heute zu den sperrigsten Kunstwerken in der US-Kultur gehört.

Die Bedeutung dessen, was da Mitte der 1970er Jahre geschehen war, kann nicht genug hervorgehoben werden. Während sich das Erzählkino mehr denn je Äußerlichkeiten hingibt, immer weitere und fremdere Welten erobert, den Aktionismus des Menschen und die Wiederherstellbarkeit sozialer Ordnungen feiert, begibt sich ein Regisseur mit seinem ambitionierten Erstling in die unergründbaren Welten der menschlichen Psyche.

Bemerkenswert ist auch die ästhetische Herangehensweise Lynchs. Wie zuvor die Filmemacher des New Hollywood die Bildsprache des europäischen Autorenfilms als Ausdruck subjektiv-persönlichen Erzählens für sich entdeckt hatten, begreift auch Lynch sich als Teil eines gattungsübergreifenden kunstästhetischen und weltanschaulichen Diskurses. Seine Filme beginnend mit "Eraserhead" atmen den morbiden Geist eines Franz Kafka und Nikolai Gogol und sie vereinen die symbolischen Traumwelten eines Luis Buñuel, Salvador Dalí und Francis Bacon mit einer am düsteren Kino des deutschen Expressionismus, des Film Noir und des Horrorfilms geschulten Bildsprache.

"Eraserhead" ist der Höhepunkt des Autorenkinos US-amerikanischer Prägung. Selten war das Kino subjektiver, persönlicher, ja privater als hier und im Gesamtwerk Lynchs. Es ist eine besondere Leistung des Filmemachers, dass die Deckung zwischen Kunst und Leben nie ins Auge springt. Wie die Surrealisten ist auch Lynch Anhänger Sigmund Freuds, der den Traum als Ergebnis von Übersetzung, Verdichtung und Verschiebung von Trauminhalten erklärt. Erst mit der Zeit entdecken Interpreten in "Eraserhaed" Fährten, die Lynch hier und da hinterlassen hat. Sie machen Motive und Themen aus, die auf die private Situation des anstrebenden Künstlers, Ehemanns und Vaters verweisen und seine Ängste und Obsessionen in jener Zeit offenbaren. Motive und Themen übrigens, die das Werk dieses Schöpfers düsterer Welten bis zuletzt wie ein roter Faden durchziehen.
Willy Flemmer, Filmreporter.de
Gleich mit seinem ersten Spielfilm schreibt David Lynch Filmgeschichte. Das surrealistische Meisterwerk enthält fast alle Themen und Motive, welche...
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Eraserhead (1977)
2024