Menschenfeind

Menschenfeind

Originaltitel
Seul Contre Tous
Regie
Gaspar Noé
Darsteller
Philippe Nahon, Blandine Lenoir, Frankie Pain, Martine Audrain, Zaven, Jean-François Rauger
Kinostart:
Deutschland, bei
Genre
Thriller
Land
Frankreich
Jahr
1998
FSK
ab 18 Jahren
Länge
89 min.
IMDB
IMDB
|0  katastrophal
brillant  10|
6,0 (Filmreporter)
8,0 (1 User)
Extrem gewalttätiges und aufrührendes Sozialdrama
Nach 35 Jahren harter Arbeit und einem mehrjährigen Gefängnisaufenthalt bleibt dem früheren Schlachter (Philippe Nahon) nur eine handvoll Kleingeld. Ohne Job begibt er sich auf die Suche nach Liebe und Hoffnung. Er hat sich schon immer alleine durchgeschlagen, doch auch jetzt stößt er nur auf Verachtung und Zurückweisung. Nachdem er die fürchterlich nervende schwangere Freundin (Frankie Pain) zusammengeschlagen hat, flüchtet er nach Paris.

Aber auch dort ist es nicht einfach, Arbeit zu finden. In der Metropole gewinnen seine morbiden, menschenverachtenden Gedanken immer mehr die Oberhand. Er füllt die innere Leere mit Hirngespinsten und blindem, schier grenzenlosem Hass. Als Rechtfertigung für seinen brutalen Rachemarsch reicht ihm sein Motto: Jedem sein Leben, jedem seine Moral. Reiche, Ausländer, Homosexuelle und Frauen sind für die tickende Zeitbombe die Schuldigen. Wen es im einzelnen trifft ist bedeutungslos. Einzig zu seiner behinderten Tochter (Blandine Lenoir) vermag er so etwas wie eine Beziehung aufzubauen. Die Stimme in seinem Kopf wird immer stärker, aggressiver und dominanter.
Gaspar Noé konfrontiert seine Zuschauer mit einem unglaublich gewalttätigen, aufrührenden, lebensverneinenden Sozialdrama. In ihm kontrastieren knallharte. philosophisch anmutende Texte über Liebe, Moral, und Gewalt mit alltäglichen Bildern. Der Unterschied zwischen Mensch und Tier ist fließend.

Der Schlachter, eine anonyme Person aus der französischen Mittelschicht steht stellvertretend für die vielen gescheiterten bürgerlichen Existenzen. Er wird von Philippe Nahon mit einer unglaublichen Präsenz gespielt. Mit den rasanten Schnitten, Texteinblendungen und dem wiederkehrenden schussähnlichen Knall versagt Noé den Zuschauern das Einfühlen in die namenlos bleibende Hauptfigur. Das ist auch gut so, denn eine Identifikation mit dem geistig völlig aus dem Ruder laufenden Protagonisten würde die Zuschauer noch mehr in ein emotionales Dilemma stürzen.
Heike Maleschka/Filmreporter.de
2024