Wild Side

Wild Side

Originaltitel
Wild Side
Regie
Sébastien Lifshitz
Darsteller
Stéphanie Michelini, Yasmine Belmadi, Edouard Nikitine, Josiane Stoléru, Corentin Carinos, Perrine Stevenard
Kinostart:
Deutschland, am 09.12.2004 bei Pro-Fun media
Genre
Romanze
Land
Frankreich, Belgien, Großbritannien
Jahr
2004
FSK
ab 16 Jahren
Länge
94 min.
IMDB
IMDB
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brillant  10|
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Eindringliches Drama mit Tiefe und Authentizität
Transsexuelle Stéphanie (Stéphanie Michelini) geht auf den Pariser Straßenstrich. Schnelle Nummern, es ist kalt und emotionslos. Sein gleichförmiger Tagesablauf lässt wenig Raum für Reflektion, Spaß und intensive Freundschaften. Manchmal geht sie mit Stricher Djamel (Yasmine Belmadi) tanzen. Dessen Arbeitsstätte ist das Bahnhofstoilette, hier bietet er sich Männer und Frauen für ein paar Euro an. Als Stéphanie den ehemaligen russischen Soldaten Mikhail (Edouard Nikitine) kennen lernt, sind kaum Worte zwischen den beiden notwendig, zu ähnlich sind sich die am Leben Gestrandeten.

Zwischen beiden entsteht eine Geborgenheit, die sie lange vermisst haben. Als Stéphanies Mutter (Josiane Stoléru) schwer erkrankt, begibt sich das Trio auf den Weg in den rauen Norden Frankreichs. Die karge Landschaft wirkt auf die drei erdrückend eng und weiträumig zugleich. Für Stéphanie ist diese Reise nicht leicht, denn ihre Mutter hat die Transsexualität des Sohnes nie akzeptiert. Beide ahnen jedoch, dass ihnen eine letzte Chance gegeben ist, ihr Verhältnis zu klären. Auch Djamel und Mikhail sind an einem wichtigen Wendepunkt in ihrem Leben angekommen.
Regisseur Sébastien Lifshitz führt seine drei Protagonisten an einen entscheidenden Wendepunkt in ihrem bisher verkorksten Leben. Jetzt heißt es eine neue Richtung einzuschlagen, alte Konflikte aufzuarbeiten und sich mit der Vergangenheit auseinander zu setzen. Es gilt der Vergangenheit die Herrschaft über die Gegenwart zu entreißen. Weder die Transsexualität noch die Homosexualität sind für Lifshitz die zentralen Themen, viel mehr möchte er ihre Charaktere portraitieren ohne sie auf diese Merkmale zu reduzieren. Dabei setzt er auf einen fast dokumentarischen Stil, was dem eindringlichen Drama Tiefe und Authentizität verleiht. In langen, emotional starken Einstellungen arbeitet er den Kontrast zwischen ihrer Seelenverwandtschaft zu der Distanz zwischen Stéphanie und ihrer Familie heraus. Auf der Berlinale 2004 gewann Lifshitz im Rahmen des schwul-lesbischen Teddy Awards sowohl den Manfred Salzgeber Preis als auch den Teddy für den besten Spielfilm.
Nicola Turri, Filmreporter.de
2024