timebandits films
Die syrische Braut

Die syrische Braut

Originaltitel
Die syrische Braut
Regie
Eran Riklis
Darsteller
Uri Gabriel, Ranin Boulos, Adnan Trabshi, Evelyne Kaplun, Ashraf Barhoum, Eyad Shetty
Kinostart:
Deutschland, am 17.03.2005 bei timebandits films
Genre
Drama, Romanze
Land
Deutschland, Frankreich, Israel
Jahr
2004
FSK
ab 0 Jahren
Länge
97 min.
IMDB
IMDB
|0  katastrophal
brillant  10|
6,0 (Filmreporter)
5,0 (1 User)
Bewegendes Drama über emotionale Konflikte
Mona (Clara Khoury) wird heute heiraten, doch wirklich glücklich ist sie nicht. Für ihre Eheschließung mit dem syrischen Fernsehstar Tallel (Derar Sliman) muss sie große Opfer bringen. Mona lebt mit ihrer Familie in Majdal Shams, einem kleinen Dorf in dem von Israel besetzten Teil der Golanhöhen, direkt an der syrischen Grenze. Die Familie gehört der Religionsgemeinschaft der Drusen an. Nach ihrer Hochzeit wird sie in Damaskus leben und ihre Familie fortan nicht wieder sehen, denn einmal in Syrien eingereist, darf sie das israelische Territorium nicht wieder betreten. Doch nicht nur für Mona ist dieser Tag von großer Bedeutung. Die zerbrochene Familie trifft sich wegen der Heirat. Hattem, Monas ältester Bruder kehrt nach acht Jahren zum ersten Mal zu seiner Familie zurück. Er arbeitet als Rechtsanwalt in Russland und bringt seine Frau Evelyna mit. Für seinen Vater Hamned (Makhram Khoury) ist Hattem (Eyad Shetty) ein Verstoßener, da er mit einer "Ungläubigen" verheiratet ist. Sie haben seit acht Jahren kein Wort miteinander gesprochen. Amal (Hiyam Abbas) wird ebenfalls durch die Hochzeit ihrer jüngeren Schwester mit ihrem eigenen Leben konfrontiert. Sie fühlt sich seit Jahren in ihrer Ehe mit dem konservativen Amin eingeengt. Sie beneidet die Schwester um ein ungewisses Leben in der Fremde ohne einschnürende Konventionen. Doch für Mona ist der endgültige Abschied von ihrer Verwandtschaft unvorstellbar, vor allem weil sie ihren zukünftigen Gatten bisher nur aus dem Fernsehen kennt.
55 Prozent der Drusen leben heute auf den Golanhöhen, einem dünn besiedelten Landstrich im mittleren Osten. Der Glaube der Religionsgemeinschaft wurde früher als eine Art Ableger des Islams verstanden. Heute spricht man aufgrund der großen Unterschiede - die Drusen glauben beispielsweise nicht an den Koran als einzige Offenbarung - von einer eigenständigen Religion. Die Golanhöhen gehören zu Syrien, sind aber seit 1967 von den Israelis besetzt. Regisseur Eran Riklis thematisiert in seinem Familiendrama die Unterdrückung der Menschen in dieser Region durch Gleichgültigkeit, Unverständnis und sinnlose Bürokratie. Einsichtig spannt er den Bogen von dem Schicksal einer ganzen Gemeinschaft zu dem einer einzigen Familie. Mit viel Behutsamkeit unternimmt Riklis eine Reise in das Innenleben der Protagonisten. Langsam tastet er sich an deren Gedanken und Gefühle heran. Es entsteht ein sensibles Drama über religiöse, traditionelle und emotionale Konflikte. Monas Hochzeitstag ist der Zeitpunkt an dem diese kontroversen Auseinandersetzungen nicht mehr nur im Innenleben der jeweiligen Person existieren, sondern endlich nach außen getragen werden. Nicht nur die Braut befindet sich an einem Scheideweg in ihrem Leben, vielmehr kämpft jeder Einzelne der Familie um Selbstbestimmung und der Befreiung aus irgendwelchen aufoktroyierten Bestimmungen. Der Regisseur wollte - wie er selbst konstatierte - dass sein Film "ein Beitrag zu mehr Verständnis, Mitgefühl und Toleranz sein wird" und das ist ihm mit Sicherheit gelungen. "Die syrische Braut" ist eine einfühlsame Gradwanderung zwischen politischer, familiärer und gesellschaftlicher Grenzen.
Birgit Deiterding/Filmreporter.de
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Die syrische Braut
2024