Stardust
Thumbsucker

Thumbsucker - Bleib wie du bist!

Originaltitel
Thumbsucker
Regie
Mike Mills
Darsteller
Ted Beckman, Benjamin Bratt, Vincent D'Onofrio, Arvin V. Entena, Tyler Gannon, Kelli Garner
Kinostart:
Deutschland, am 05.10.2006 bei Stardust Filmverleih
Kinostart:
Österreich, am 07.12.2006 bei Einhorn
Genre
Drama, Komödie
Land
USA
Jahr
2005
FSK
ab 12 Jahren
Länge
94 min.
IMDB
IMDB
|0  katastrophal
brillant  10|
7,0 (Filmreporter)
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Coming-Of-Age-Drama mit Mike Mills
Wer im High-School-Alter noch am Daumen lutscht, hat ein ernstes Problem. Besonders groß ist dieses, wenn man in einer Kleinstadt wohnt. Doch das ist nicht Justins (Lou Taylor Pucci) einziger wunder Punkt. Vater Mike (Vincent D'Onofrio) kann sich mit der Angewohnheit nicht abfinden. Er steht ihr jedoch völlig hilflos gegenüber.

Anders Justins verständnisvolle Mutter Audrey (Tilda Swinton). Sie duldet die orale Obsession, hat aber selbst viele tief sitzende Probleme und Konflikte, die sie nur schwer lösen kann. Zum einen liebt sie ihren Sohn und kann nur schwer akzeptieren, dass er erwachsen wird, zum anderen nimmt sie eine Stelle in einer Suchtklinik an, in der sich Schauspieler Matt Schramm (Benjamin Bratt) als Patient befindet. In diesen ist sie seit langem heimlich verliebt.

Justins Leben scheint sich der Normalität zu nähern, als bei ihm leichtfertig ADD (Hyperaktivität) diagnostiziert wird. Durch Retalin kann er sich nun tatsächlich besser konzentrieren, er steigt sogar zum Anführer des Debattierclubs auf. Doch auch seine Persönlichkeit verändert sich durch das gefährliche Medikament immer mehr. Zudem bringen ihn seine aufkeimenden Gefühle für die coole Rebecca (Kelli Garner) durcheinander. Ganz zu schweigen von den ihm umgebenden Erwachsenen, von denen er sich Anleitung erwartet. Er muss aber immer mehr erkennen, dass die mindestens genauso große Probleme haben, mit ihren Unzulänglichkeiten und Besonderheiten umzugehen.
Regisseur Mike Mills inszeniert in seiner Adaption von Walter Kirns Roman, die verzweifelte Suche eines Jugendlichen nach Anleitung und Wegweiser zum Leben eines Erwachsenen. Dafür besetzt Mills auch die Nebenrollen hochkarätig. Da ist der esoterisch angehauchten Zahnarzt Dr. Perry Lyman, gespielt von Keanu Reeves, der sich als schräger Hobbypsychologe erweist und der selbst auch der Suche nach dem "Normalzustand" ist.

Vince Vaughn spielt einen verschrobenen Lehrer mit altmodischen Ansichten, der nur durch seine Schüler einen Sinn im Leben sieht. Die Geschichte klingt bekannt und langatmig, doch Mills inszeniert sie mit viel Feingefühl, witzigen Momenten und gänzlich Klischeefrei. Im Gegenteil. Er streut immer wieder kleine Überraschungen ein und gibt den Figuren Zeit und Raum sich zu entfalten. Wenn man die Themen genauer betrachtet, handelt "Thumbsucker" nicht nur von dem Daumenlutscher, sondern von dem leichtfertigen Umgang mit Medikamenten in den USA, Identitätsfindung, der leichte Wechsel von einer Sucht zur nächsten sowie den Umgang mit Gefühlen und der Wahrheit. Motive, die wohl jedem Teenager geläufig sind.

Mills schafft es trotzdem, durch seine bodenständige Erzählweise Kitsch aus dem Coming-Of-Age-Drama zu halten und dem Prozess des Erwachsen werdens ein wenig Poesie zu verleihen. Er zeichnet trotz einzelner Grautöne, ein erfrischend unterhaltsames Gesamtbild einer Generation, die mit vielen Widersprüchen klar kommen muss. Der bisherige Regisseur von Werbeclips bricht nur in den Fantasie- und Tagtraumbildern durch, was man ihm nachsehen sollte. "Thumbsucker" ist ein Independentfilm mit Herz, der aber keine allwissenden Weisen zu Wort kommen lässt.
Heike Maleschka/Filmreporter.de
Regisseur Mike Mills inszeniert in seiner Adaption von Walter Kirns Roman, die verzweifelte Suche eines Jugendlichen nach Anleitung und Wegweiser...
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Thumbsucker
2024