Ärger im Paradies

Ärger im Paradies

Originaltitel
Trouble in Paradise
Regie
Ernst Lubitsch
Darsteller
George Humbert, Perry Ivins, Leonid Kinskey, Gus Leonard, Fred Malatesta, Eva McKenzie
Kinostart:
Deutschland, bei
Genre
Komödie, Romanze
Land
USA
Jahr
1932
Länge
83 min.
IMDB
IMDB
|0  katastrophal
brillant  10|
8,0 (Filmreporter)
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Es ist dunkel. In einem Hinterhof leert ein Mann Mülltonnen aus. Langsam schwenkt die Kamera und die Gondoliere, die den Müll wegtransportiert, wird sichtbar. Die Kamera schwenkt weiter auf Brücken und Häuserfassaden. Wir befinden uns in Venedig. Ernst Lubitsch führt Venedig, eine der romantischsten Städte der Welt, mit einer Müllszene ein. Das ist ein klarer ästhetischer Bruch - und wird nicht der einzige Bruch bleiben. Der Müllbeginn führt in eine Geschichte ein, die von Luxus und Eleganz geprägt ist. Doch die zwei Adligen, die sich überschwänglich begrüßen, entpuppen sich als Gauner. Man kann sich bei Lubitsch über das Gesehene nie zu sicher sein. Er fordert den Zuschauer, verlangt ihm Geduld und Kombinationsgabe ab. Der gebürtige Berliner hielt sein Publikum für intelligent, darüber darf die oberflächlich scheinende Geschichte nicht hinwegtäuschen. Sie lässt sich leicht in einem Satz zusammenfassen: Ein clevereres und charmantes Gaunerpaar (Herbert Marshall und Miriam Hopkins) plant eine reiche Parfümfabrikerbin (Kay Francis) in ihrem kleinen Paradies zu bestehlen. Doch die Betrüger haben ihre Rechnung ohne die Liebe gemacht.
Der Berliner Ernst Lubitsch emigrierte in den 1920er Jahren nach Hollywood, von wo er ein verlockendes Angebot von Mary Pickford erhalten hatte. Er blieb in Hollywood, entwickelte und perfektionierte dort seinen Stil, der durch Eleganz, intelligenten Witz, feine Erotik und guten Geschmack besticht. Lubitsch wurde zu dem Regisseur der Türen. Nicht ohne Grund: in "Trouble in Paradise" gibt es nicht nur drei Protagonisten. Eine vierte Hauptrolle spielt der Flur in Mariettes Anwesen mit seinen vielen Türen und der riesige Wendeltreppe - alles perfekt und schlicht im damals angesagten Art-Deco-Stil ausgestattet. Die Figuren sind systematisch um die Treppe gruppiert. Das spricht Bände und charakterisiert die Figuren mindestens ebenso gut wie ihre Sprache, Mimik oder Gestik. Lubitsch lässt Arrangements und Gegenstände sprechen. Doch er inszeniert nicht nur fürs Auge, seine treffsicheren und intelligenten Dialoge und die prickelnde Erotik trotzen den Einflüssen des Hays Code und bezeugen ebenso die Meisterschaft und Subtilität seiner Filmkunst. Zu den weiteren Glanzlichtern von Lubitsch zählen "Ninotchka", "Sein oder Nichtsein" oder "Rendezvous nach Ladenschluß".
Simone Seidel/Filmreporter.de
2024