timebandits films
Lost Children

Lost Children

Originaltitel
Lost Children
Alternativ
Josef - Der kleine Soldat
Regie
Ali Samadi Ahadi, Oliver Stoltz
Kinostart:
Deutschland, am 10.11.2005 bei timebandits films
Genre
Dokumentarfilm
Land
Deutschland
Jahr
2005
FSK
ab 12 Jahren
Länge
103 min.
IMDB
IMDB
Homepage
http://www.lost-children.de/
|0  katastrophal
brillant  10|
7,0 (Filmreporter)
8,0 (1 User)
Bewegende Doku über verlorene Kinderseelen
Nord-Uganda - ein Auffanglager für Flüchtlinge. In einem absurden Krieg, der unbemerkt von den Augen der Weltöffentlichkeit seit 20 Jahren vor sich hin brodelt, kämpfen mit unvorstellbarer Grausamkeit Rebellen der selbst ernannten "Lord's Resistance Army" gegen Regierungstruppen. Als Söldner und "Kanonenfutter" dienen ihnen auch Kinder, die sie aus den Dörfern vor den Augen der Eltern verschleppen und zum Töten abrichten. Mit perfiden Methoden werden zum Teil bereits Achtjährige dazu gebracht, andere Kinder, Gegner, Zivilisten und sogar die eigene Familie zu erstechen, zu häuten oder auf andere Weise umzubringen - gehorchen sie nicht, droht ihnen das gleiche Schicksal.

Manche Kinder bleiben Jahre in der Gefolgschaft der Rebellen, nur wenigen gelingt die Flucht. Bei den Rebellen ist es an der Tagesordnung, junge Mädchen zur "Frau" zu nehmen und sie immer wieder zu vergewaltigen. Die 14-jährige Jennifer etwa musste dieses Schicksal erleiden. Von ihren seelischen Wunden zeugt ihr stumpfer Blick, ihr von Narben zahlreicher Schusswunden gezeichneter Körper bezeugt die physische Tortur. Sie ist eines der Kinder, denen die Flucht geglückt ist und die nun in Pajule auf ein besseres Schicksal hoffen. Doch der Weg in ein normales Leben wird ihr für immer versperrt bleiben. Die Kinder haben Angst, zu ihren Familien zurückzukehren - ihre Familien haben Angst, ihre Söhne und Töchter wieder aufzunehmen, denn jederzeit können die Rebellen wieder auftauchen und die Kinder ein weiteres Mal entführen. Aber auch die erlernte Kaltblütigkeit der kleinen Soldaten und Soldatinnen, denen keine Grausamkeit mehr fremd ist, schreckt sie ab. So entsteht ein Teufelskreis, unter dem wieder einmal die Schwächsten der Schwachen am meisten leiden müssen...
Die Filmemacher Oliver Stoltz und Ali Samadi Ahadi haben ein Porträt von vier dieser Kinder gedreht. Ohne eine Genehmigung haben sie versucht, das Vertrauen der ehemaligen Kindersoldaten und ihrer Betreuer zu gewinnen. Ihr Ziel ist, jenen, die sonst nie gehört werden, eine Stimme zu geben und die Weltöffentlichkeit wachzurütteln. Die Gräuel, von denen die Betroffenen dabei erzählen, übersteigen schlicht unsere Vorstellungskraft - es ist kaum fassbar, dass ein Junge vor den Augen eines Gleichaltrigen dessen Muutter mit einem Schwert aufschlitzen musste. Was aber unsere Seelen erreichen kann, sind die Augen dieser Kinder - Augen, die leer und unbeteiligt wirken, hinter denen sich aber ahnen lässt, was diese Erlebnisse in ihren Seelen angerichtet haben.

Die vier Kinder stehen exemplarisch für so viele Kinder in aller Welt, die von den Erwachsenen für ihre Ziele missbraucht werden. Stolz und Ahadi legen keinen Wert darauf, die Hintergründe jenes Krieges zu beleuchten, für Kriege wird immer ein Grund gefunden, obwohl kein Krieg einen wirklichen Grund hat. Sie konzentrieren sich ganz auf das Schicksal der Jugendlichen und schaffen damit beim Zuschauer ein Gefühl der hilflosen Betroffenheit, das aufrüttelt. "Lost Children" ist ein mutiger und wichtiger Film, der von einem so unvorstellbaren Leid berichtet und exemplarisch Partei ergreift für all diejenigen, die nirgendwo eine Lobby haben - Kinder!
Uli Buchner/Filmreporter.de
timebandits films
Lost Children
2024