Begegnung

David Lean ("Lawrence von Arabien") inszeniert 1945 die auf einem Bühnenstück von Noël Coward basierende, raffiniert konstruierte Liebesgeschichte. Die Kameraführung, welche die Protagonisten und deren Gefühle großartig einfängt, Überblenden und die vertonten Gedanken der Protagonistin im Hintergrund tragen den Film formal. Die Hauptdarsteller tun ihr Übriges. Sie spielen zurückgenommen und dennoch intensiv. Lean wagt sich mit "Begegnung" an ein Thema heran, das in den 1950er Jahren noch weitgehend tabuisiert war. Außerehelichen Liebschaften gab es offiziell nicht, und schon gar nicht auf der Leinwand. Doch der Regisseur schafft es, den Konflikt der Protagonisten sehr überzeugend in Szene zu setzen. Gerade das macht die Liebesgeschichte so brutal. Außerdem wirkt der Film durch seine Kameraführung und nicht-lineare Erzählstruktur sehr modern. Der Zuschauer weiß von Anfang an, wie die Geschichte ausgeht, dennoch wird die Spannung über das "Wie und Warum" den ganzen Film hindurch gehalten. David Lean inszeniert große, verbotene Gefühle schmerzhaft, virtuos und authentisch.