Hat Wolff von Amerongen Konkursdelikte begangen?

Hat Wolff von Amerongen Konkursdelikte begangen?

Originaltitel
Hat Wolff von Amerongen Konkursdelikte begangen?
Regie
Gerhard Benedikt Friedl
Kinostart:
Deutschland, am 02.03.2006 bei Real Fiction
Kinostart:
Österreich, am 11.06.2010 bei Stadtkino Filmverleih
Genre
Dokumentarfilm
Land
Deutschland
Jahr
2005
Länge
73 min.
IMDB
IMDB
|0  katastrophal
brillant  10|
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Moral und Sitten der Wirtschaftswelt
Eigentlich wissen wir ja schon lange, wie korrupt die deutsche Wirtschaft längst geworden ist. Der Dokumentarfilm von Gerhard Friedl gibt seinen Zuschauern Infos aus erster Hand, von Verkehrsminister Wolff von Amerongen. Jedoch bleiben dessen Andeutungen im Raum stehen, ohne geklärt zu werden. Er reißt vieles an, erzählt aber nichts zu Ende. Es geht um Moral und Anstand, und scheint ist in vielen Wirtschaftsunternehmen verloren gegangen zu sein. Dabei dreht sich die Doku gar nicht allein um Wolff von Amerongen, auch Wirtschaftsgrößen wie Flick, Strauß, Krupp, Oetker, Thyssen und Konsorten stehen im filmischen Fokus. In unspektakulären Bildern schwenkt Friedl durch Chefetagen, seine Herangehensweise macht sein Werk zu einem experimentellen Film. Friedl versteht es, beim Zuschauer ein Gefühl von Unbehagen auszulösen und auch ohne eindeutige Antworten zu vermitteln, dass die Machtstrukturen vom Filz durchzogen sind. Fazit: Jeder Zuschauer wird ermutigt, eigenständig eigene Schlüsse zu ziehen. Der Regisseur wirft einem die Brocken zu, es hängt von jedem selbst ab, was er damit anfängt.
"Hat Wolff von Amerongen Konkursdelikte begangen?" Der Titel des Filmes klingt weder knapp noch knackig. Kein Wunder, handelt es sich dabei doch um die Abschlussarbeit von Gerhard Friedl, seines Zeichens ehemaliger Student der Hochschule für Film und Fernsehen in München. Wie wir wissen, klingen wissenschaftliche Arbeiten oftmals trocken und abstrakt. So auch das Thema, um das es sich dreht: es geht um Moral und Sitten in der Wirtschaftswelt. Wer sich nicht für den täglichen Börsenbericht interessiert, dem dürfte auch dieser Stoff schwer im Magen liegen. Die ungewöhnliche Dokumentation gehört zu den Preisträgern der 28. Duisburger Filmwoche. Die Begründung der Jury: "Der Film stellt die Wirtschaftsgeschichte der Bundesrepublik Deutschland in einer experimentellen Form dar, die gängige Muster der filmischen Repräsentation von Geschichte infrage stellt. Zu sehen sind unspektakuläre Bilder von Städten, Landschaften, Fabriken, Flughäfen. Zu hören ist eine Stimme, die im lakonischen Tonfall von den Karrieren, Sitten, Spleens und Katastrophen des Großkapitals spricht. Bilder und Text laufen parallel, ohne zwangsläufig zur Deckung zu kommen. Die Montage irritiert, statt zu illustrieren. Der Film wirft Fragen auf wie: Ist Wirtschaftskriminalität abbildbar? Von welchem Standpunkt aus lässt sich heute ein Wissen über die Macht formulieren? Aber auch: Verschließt der Zweifel an der Darstellbarkeit des Kapitals die Dimension des Politischen? Oder eröffnet er diese nicht zu aller erst? Diese Positionen blieben in der Jury strittig. Jenseits dieses Streits finden wir aber die konsequente Formulierung dieser Filmsprache preiswürdig".
Anja Boromandi/Filmreporter.de
Hat Wolff von Amerongen Konkursdelikte begangen?
2024