Mec Film
Tehilim

Tehilim

Originaltitel
Tehilim
Alternativ
Psalmen
Regie
Raphaël Nadjari
Darsteller
Dov Berkovitz, Ilanit Ben-Yaakov, Naomi Tzvick, Robert Hoeing, Ronit Elkabetz, Sasson Gabai
Kinostart:
Deutschland, am 06.03.2008 bei mec film
Genre
Drama
Land
Frankreich, Israel, USA
Jahr
2007
FSK
ab 0 Jahren
Länge
96 min.
IMDB
IMDB
|0  katastrophal
brillant  10|
7,0 (Filmreporter)
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Wohin soll ein Blinder sein Gebet richten?
Es war eigentlich nur ein kleiner Autounfall. Der Vater (Shmuel Vilozni) bittet seinen Sohn Menachem (Michael Moshonov), Hilfe zu holen. Als Menachem an den Unfallort zurückkehrt, ist der Vater ohne eine Nachricht zu hinterlassen, verschwunden. Die tagelange Suche der Familie und der Behörden bleibt erfolglos. "Psalmen" ist ein Film über den Umgang mit einem rätselhaften Verlust. Angehörige und Freunde der Familie kommen zum Gebet, bis Mutter Alma (Limor Goldstein) sie vor die Tür setzt, sie möchte um den ihrer Meinung nach verstorbenen Gatten trauern. Die Brüder Menachem und David (Yonathan Alster) entscheiden sich wie ihr Großvaters mit dem Schmerz umzugehen: Sie laufen von zuhause fort und verteilen Bibeln auf der Straße, um Passanten dazu zu bringen, für ihren Vater zu beten. Der französische Regisseur Raphaël Nadjari portraitiert die Familie in einer Ausnahmesituation. Er konzentriert sich insbesondere auf die Schwierigkeiten der Mutter und ihrer Söhne, angemessen mit dem Verlust des Vaters und Gatten umzugehen.
"Wohin soll ein Blinder sein Gebet richten?" fragt Rabbiner Menachem zu Beginn von "Tehilim". Damit gibt er der Handlung ein Leitmotiv. Orientierungslosigkeit ist ein Kennzeichen der modernen Gesellschaft. Raphaël Nadjari scheint am Mikrokosmos Familie erproben zu wollen, ob es der Religion gelingen kann, Menschen in der Trauer die Richtung zu weisen. Es ist daher nur folgerichtig, dass der Regisseur die Handlung nach Israel verlegt. Säkulare Europäer wird der sture Glaube an die Macht des Gebets befremden. Er wird diese im Verlauf der Handlung aber bewundern lernen und sehen, welchen Halt der Glaube zu geben vermag. Nadjaris Drama ist nicht linear erzählt, es kreist vielmehr um seine Figuren. Alle Aufmerksamkeit gilt der überzeugenden Inszenierung des Milieus und der einfühlsamen Beobachtung der Charaktere. Die unruhige Handkamera kommt den Familienmitgliedern bei ihrer Trauer sehr nahe. In vielen Großeinstellungen scheitert sie gewollt mit dem Versuch, ihre unergründlichen Gesichter zu lesen. Im Mittelpunkt der Aufmerksamkeit steht Menachem. Der schwer pubertierende Junge bemüht sich, der Familie den Vater zu ersetzen. Er spricht das Gebet zum Sabbat, kümmert sich um seinen kleinen Bruder und liest mit dem Großvater die Psalme. Er besteht damit auf einer eigenen Art, mit dem Verlust umzugehen, einer Art, die ihn von seiner Mutter entfremdet. Die hervorragende Charakterstudie um Gottvertrauen in Notzeiten erinnert an die Darstellung in Joseph Roths Hiob-Roman und war zu Recht für die Goldene Palme 2007 nominiert.
André Weikard/Filmreporter.de
Galerie: Tehilim
In seinem feinfühligen Drama macht der französische Regisseur Raphaël Nadjari den Zuschauer zum Beobachter einer stillen Auseinandersetzung um die...
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