Verleih
Savage Grace

Wilde Unschuld

Originaltitel
Savage Grace
Regie
Tom Kalin
Darsteller
Lina Lambert, Brendan Price, Belén Rueda, Unax Ugalde, Peter Vives Newey, Abel Folk
Kinostart:
Deutschland, am 08.05.2008 bei Concorde Filmverleih
Kinostart:
Österreich, am 09.05.2008 bei Filmladen
Kinostart:
Schweiz, am 03.07.2008 bei Filmcoopi
Kinostart:
Schweiz, am 03.07.2008 bei Filmcoopi
Genre
Drama
Land
Spanien, USA
Jahr
2007
FSK
ab 16 Jahren
Länge
98 min.
IMDB
IMDB
|0  katastrophal
brillant  10|
7,0 (Filmreporter)
10,0 (1 User)
Gelungenes Psychogramm eines Muttermörders
1972 erschüttert ein Skandal die Klatschpresse: die Frau des Großindustriellen Brooks Baekeland wird von ihrem Sohn ermordet. 1985 kommt die aufwendige Dokumentation "Wilde Unschuld" in die Buchläden. Darin untersuchen die Journalisten Natalie Robins und Steven M.L. Aronson die Hintergründe der Familientragödie. 2007 schließlich adaptiert Tom Kalin den Stoff fürs Kino und erzählt die Geschichte der fatalen Mutterliebe in ein Drama gepackt. Barbara (Julianne Moore) misslingt der Anschluss an die gehobenen Kreise, in die sie eingeheiratet hat. So konzentriert sie ihre ganze Liebe auf den einzigen Sohn Tony (Eddie Redmayne). In dem Maße, in dem sich ihr Mann Brooks (Stephen Dillane) von seiner Familie zurückzieht, intensiviert sich die Bindung der vereinsamten Barbara zu ihrem Sohn. Als der Vater dem Teenager seine erste Liebe ausspannt, eskaliert die Situation. Barbara verlässt empört und verletzt ihren Mann, während sich Tony in Drogen flüchtet und eine homosexuelle Beziehung mit dem Geliebten seiner Mutter eingeht. Tony leidet unter der psychischen Fragilität seiner Mutter. Er ist es auch, der ihren Selbstmordversuch vereitelt und ihr verletztes Handgelenkt salbt. Die klammernde Mutter und der kaltherzige Vater verunsichern Tony so sehr, dass es zu einer Katastrophe kommt.
Als der junge Tony Bekannten sein Schul-Französisch vorführen soll, drückt ihm die Mutter de Sades "Justine oder vom Missgeschick der Tugend" in die Hand. Wie der französische Marquis erfreut sich die gelangweilte Gesellschaft an solch makaberen Spielen. Dazu gehört auch boshafte Demütigung und verletzende Gleichgültigkeit. Regisseur Tom Kalin rekonstruiert aus Natalie Robins' und Steven M.L. Aronsons 500-seitigem Tatsachenbericht "Wilde Unschuld" die Hintergründe einer unglaublichen Familientragödie. Kalin geht sehr gründlich vor. Für das Drehbuch wurden neben dem Tatsachenbericht auch Zeugenaussagen berücksichtigt, Zitate verwandt und Fotografien szenisch nachgebildet. Das Ergebnis ist ein beklemmendes Porträt emotionaler Verrohung und Dekadenz. Psychoanalytiker werden das Drama wegen der wechselhaften Geschichte um eine misslungene Ablösung von der Mutter lieben. Alle anderen werden die schauspielerische Darbietung von Julianne Moore genießen und den jungen Eddie Redmayne als Entdeckung des Jahres feiern. "Wilde Unschuld" ist mehr als eine Milieustudie der Upper-Class. Es ist eine Variation auf ein Grundthema der Moderne. Jenseits gesicherter Sinngebung werden die Protonisten eines intelligenten Melodrams zum Spielball ihrer eigenen Launen. Es wird deutlich, wie schwer es fallen muss, als Angehöriger einer Gesellschaft, in der Geld keine Rolle spielt, Dingen wert beizumessen. Der Zuschauer wird in Tom Kalins Drama Beobachter einer Katastrophe, die unvermeidlich ist, wie in der griechischen Tragödie und die doch so unschuldig und beiläufig geschieht, als sei sie ein bloßes Missgeschick. "Wilde Unschuld" ist ein großartiger Film über das hilflose Bedürfnis nach Liebe und über die zerstörerische Macht, die dieses Bedürfnis ausüben kann.
André Weikard/Filmreporter.de
Videoclip: Wilde Unschuld
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Galerie: Wilde Unschuld
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Savage Grace
2024