Freunde der Deutschen Kinemathek e.V.
Ausgerechnet Bulgarien

Ausgerechnet Bulgarien

Originaltitel
Bulgaria of All Places
Regie
Christo Bakalski
Darsteller
Bettina Stanischeff, André Stanischeff, Pentscho Pentscheff, Andrej Pentscheff, Evelina Stanischeff, Angelika Schrobsdorff
Kinostart:
Deutschland, am 29.11.2007 bei Freunde der Deutschen Kinemathek
Genre
Dokumentarfilm
Land
Bulgarien
Jahr
2007
FSK
ab 0 Jahren
Länge
94 min.
IMDB
IMDB
Homepage
http://www.ausgerechnet-bulgarien.com/de/director.html
|0  katastrophal
brillant  10|
5,0 (Filmreporter)
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Die Dokumentation über die Schriftstellerin Angelika Schrobsdorff erzählt die Schicksalsgeschichte ihrer Familie. Angelikas Mutter flüchtet sich 1939 in eine Scheinehe mit einem Bulgaren, um Deutschland mit ihren beiden Töchtern verlassen zu können. Die jüdische Familie lebte bis zum Ende des Zweiten Weltkriegs in Sofia. Während Bettina, die ältere der beiden Töchter, sich in Bulgarien verheiratete, reiste Angelika Schrobsdorff durch die Welt. Die Schwestern blieben auf ihre Weise immer heimatlos. Die Familie wurde von der Verfolgung und Diskriminierungen im dritten Reich über drei Generationen hinweg beeinflusst. So suchen die Schwestern Zeitlebens nach ihrer Identität in ihrer jüdischen, deutschen und bulgarischen Geschichte. Erst Bettinas Enkel wird es vielleicht gelingen, unbefangen mit seinen Wurzeln umzugehen. Angelika Schrobsdorff erinnert sich an ihre Schulzeit in Bulgarien und die Jahre danach. Sie lässt den Zuschauer die Angst mitempfinden, der sie in Bulgarien als Jüdin während des Krieges und als Deutsche nach dem Krieg ausgeliefert war.
Christo Bakalski dreht seinen Dokumentarfilm mit der gebotenen Zurückhaltung. Er tritt seinen Protagonisten nicht zu nahe. Die diskrete Kameraführung erlaubt dennoch einen Blick in die Problematik einer Familie, die alles Vertraute und Gewohnte hinter sich lassen musste, um das nackte Leben zu retten. Der Film führt vor Augen, wie tief die Begebenheiten in das Leben jedes Familienmitglieds beeinflusst haben und wie lange die Verbrechen der Nationalsozialisten in dieser Familie nachwirkten. Diese In Wirklichkeit handelt es sich um viele kleine Geschichten. Behandelt wird auch eine Seite des Verhältnisses zwischen den beiden Völkern, die hierzulande nahezu in Vergessenheit geraten ist. Bulgarien, obwohl im Zweiten Weltkrieg lange auf der Seite Deutschlands, hat sich der Deportation seiner jüdischen Bürger widersetzt. Dass es auch ausländischen Verfolgten Zuflucht geboten hat, erfährt der Zuschauer durch die Interviews mit Zeitzeugen. Insgesamt bleibt "Ausgerechnet Bulgarien" aber zu einseitig in seiner Erzählweise. Man hätte sich mehr visuelle Anreize gewünscht, etwa in der Form von Fotos oder Archivmaterial. So lebt der Film hauptsächlich von den Aussagen der Zeitzeugen.
Jens Christian Johannsen, Filmreporter.de
Christo Bakalski dreht seinen Dokumentarfilm mit der gebotenen Zurückhaltung. Er tritt seinen Protagonisten nicht zu nahe. Die diskrete...
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2024