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Barry Lyndon

Barry Lyndon

Originaltitel
Barry Lyndon
Regie
Stanley Kubrick
Darsteller
Ryan O'Neal, Marisa Berenson, Patrick Magee, Hardy Krüger, Steven Berkoff, Gay Hamilton
Kinostart:
Deutschland, am 17.09.1976 bei Warner Bros. Pictures
Genre
Drama
Land
Großbritannien
Jahr
1975
FSK
ab 12 Jahren
Länge
184 min.
IMDB
IMDB
|0  katastrophal
brillant  10|
8,0 (Filmreporter)
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Stanley Kubricks authentisches Bild einer Epoche
In seiner meisterhaften Adaption des Romans "Die Memoiren des Junkers Barry Lyndon" von William Makepeace Thackeray schildet Stanley Kubrick den Aufstieg und Fall einer adligen Familie, wobei der Filmemacher auf subtile Weise die private Geschichte des Protagonisten mit den gesellschaftlichen Dimensionen des 18. Jahrhunderts verbindet. Dabei ist Kubrick nicht nur ein ausgefeiltes Psychogramm gelungen, sondern auch das authentische und schonungslose Porträt einer Epoche.

Redmond Barry (Ryan O'Neal) muss seine irische Heimat verlassen, nachdem er bei einem fingierten Duell vermeintlich einen britischen Offizier erschossen hat. Nach der militärischen Karriere in der britischen Armee, als Spion für einen preußischen Offizier, als Doppelspion gegen denselben Offizier und als Falschspieler gelingt Barry endlich, sesshaft zu werden.

Er heiratet die reiche Gräfin Lyndon (Marisa Berenson) und steigt als Barry Landon in die angesehenen Kreise der adeligen Gesellschaft auf. Doch das neue Leben hat auch Schattenseiten. Redmonds Frau hat einen Sohn aus erster Ehe, der im Todesfall der Gräfin sowohl ihm als auch seinem Sohn Erbe und Titel streitig machen könnte. Das angespannte und von Gewalt geprägte Verhältnis zu Lord Bullingdon (Leon Vitali) erreicht seinen Höhepunkt, als es während eines Konzerts zu einem Eklat kommt. Barry verprügelt seinen Sohn vor den Augen zahlreicher Gäste und wird nach dieser Entgleisung zur Persona non grata erklärt.
Bevor Stanley Kubrick mit der Adaption des Romans von William Makepeace Thackeray beginnt, will er einen Film über Napoléon Bonaparte inszenieren. Der eigenwillige und für seinen Perfektionismus bekannte Filmemacher gibt seinen Plan jedoch auf, nachdem der sowjetische Filmemacher Sergei Bondarchuk sein monumentales Epos "Waterloo" über das gleiche Thema vorlegt. Die akribischen Recherchen, die Kubrick bereits für sein Napoléon-Projekt anstellte, machen sich für "Barry Lyndon" immerhin bezahlt.

Bei diesem Film, in dem die private Geschichte der Titelfigur mit politischen und gesellschaftlichen Dimensionen verflochten ist, legt Kubrick besonderen Wert auf Authentizität. Der Regisseur will mit "Barry Lyndon" der Zeit des 18. Jahrhunderts so nahe wie möglich kommt. Der Film soll wie ein Gemälde aus jener Epoche wirken, "gemalt" von einem "Zeitzeugen" und nicht von einem Regisseur des 20. Jahrhunderts. Um dies zu ermöglichen, dienen Kubrick etliche Kunstbände über das 18. Jahrhundert als Recherchequelle. Jede Einstellung des Films ist an Gemälde von Malern wie Thomas Gainsborough, George Stubbs, Joseph Wright und Jean Siméon Chardin angelehnt. Überdies legt Kubrick großen Wert darauf, dass sämtliche Kostüme im Film entweder als Originale aus Auktionen erworben, von Museen bzw. Sammlern ausgeliehen oder originalgetreu nachgeschneidert werden.

Den Gipfel der Authentizität erreicht Kubrick, indem er sämtliche Szenen bei Kerzenlicht drehen lässt, um die Licht- und Farbstimmung jener Zeit getreu wiederzugeben. Da bei diesem Anspruch die herkömmliche Filmtechnik versagt, benutzt der Regisseur besonders empfindliches Filmmaterial sowie ein extrem lichtstarkes Objektiv, das der deutsche Mechaniker Carl Zeiss ursprünglich für die Mondfotografie der NASA entwickelt hat. Die Detailbesessenheit Kubricks hat sich gelohnt. Mit "Barry Lyndon" gelingt dem Ausnahmeregisseur der wahrscheinlich authentischste Historienfilm aller Zeiten.
Willy Flemmer, Filmreporter.de
Galerie: Barry Lyndon
Bei "Barry Lyndon" legt Ausnahmeregisseur Stanley Kubrick besonderen Wert auf Authentizität. So lässt er ausschließlich bei Kerzenlicht drehen. Um...
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2024