Senator Filmverleih
Gadja dilo - Geliebter Fremder

Gadja dilo - Geliebter Fremder

Originaltitel
Gadjo dilo
Regie
Tony Gatlif
Darsteller
Petre Nicolae, Calman Kantor, Florin Moldovan, Adrian Simionescu, Luminita Paun, Jean Paun
Kinostart:
Deutschland, am 27.08.1998 bei Senator Film Verleih
Genre
Drama
Land
Frankreich
Jahr
1998
FSK
ab 12 Jahren
Länge
100 min.
IMDB
IMDB
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brillant  10|
7,0 (Filmreporter)
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Gadjo Dilo heißt auf Romanesch, der Sprache der Roma und Sinti, verrückter Fremder. Dieser In seiner französischen Heimat heißt er Stéphane. In dem kleinen rumänischen Dorf wird er - trotz den fehlenden Sprachkenntnissen - aufgenommen. Stéphane ist auf der Suche nach der Sängerin Nora Luca, deren Musik er kurz vor dem Tod seines Vaters hörte. Auf der Suche erkundet der weltoffene Fremde die Musik und Kultur des ihm unbekannten Volkes. Der alte Musiker Izidor öffnet ihm die Türen zu seiner Kultur und damit das Tor zu einer unbekannten Welt. In diesem faszinierenden Mikrokosmos hat die Musik eine ganz entscheidende Funktion. Schließlich wird die Geschichte und Sprache der Zigeuner nicht schriftlich tradiert, sonder oral und insbesondere über ihre Musik und ihre Lieder. Stéphane lernt langsam ihre Sprache, Lebensfreude und Unmittelbarkeit schätzen aber auch die Zuneigung der jungen Rom Sabina erwidert er bald heftigst.
Der algerisch-französischen Regisseur Tony Gatliff beschäftigt sich in allen seinen Filmen mit dem Leben von Sinti und Roma. Dabei räumt er der Musik immer eine größere Priorität ein, als der Handlung. Darunter leiden seine Filme aber nicht, schließlich hat die Musik im Leben - des über die ganze Welt verstreut lebenden Volkes - eine ganz zentrale Bedeutung. Kein Wunder, dass der überaus originelle und authentische Soundtrack bei der Cécar-Preisverleihung für die beste Filmmusik ausgezeichnet wurde. Gadjo Dilo weiß aber auch auf dramaturgischen und darstellerischem Ebene zu überzeugen. Obwohl und weil nur zwei Rollen (Romain Duris als verrückter Fremder Stéphane und Rona Hartner als Sabina) mit Profischauspielern besetzt sind, vergisst man stellenweise, in einem fiktionalen Film zu sitzen. Behutsam nähert sich der Protagonist, Gadjo (bedeutet in der Romsprache 'nicht-Zigeuner') Stéphane den Roma. Seine Annäherung erlaubt es dem Zuschauer Empathie zu entwickeln und Vertrauter zu werden mit der vielfach diskriminierten Kultur. Dabei bleibt die pädagogische Mission von Tony Gatliff nicht verborgen, aber das tut der Qualität des Musikdramas keinen Abbruch. Beim europäischen Publikum ist "Gadjo dilo" zum Überraschungserfolg mutiert. Da wundert es ein bisschen, dass ausgerechnet der wunderbare "Latcho Drom" nie den Weg in die deutschen Kinos gefunden hat. Vielleicht findet sich ja wenigstens ein DVD-Anbieter, der diese Perle auch dem deutschen Publikum zugänglich macht?
Richard Rendler, Filmreporter.de
2024