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All meine Sehsucht

All meine Sehnsucht

Originaltitel
All I Desire
Regie
Douglas Sirk
Darsteller
Barbara Stanwyck, Richard Carlson, Lyle Bettger, Marcia Henderson, Lori Nelson, Maureen O'Sullivan
Kinostart:
Deutschland, bei
Genre
Drama
Land
USA
Jahr
1953
Länge
72 min.
IMDB
IMDB
|0  katastrophal
brillant  10|
8,0 (Filmreporter)
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Meisterhaftes Melodram von Douglas Sirk
In einem Brief offenbart sich Naomi Murdochs (Barbara Stanwyck) Vergangenheit. Die dreifache Mutter hat vor Jahren eine folgenschwere Entscheidung getroffen: für ihre Theaterkarriere hat sie ihre Familie verlassen. Sie hat der konservativen Kleinstadt Riverdale in Wisconsin den Rücken gekehrt - für immer, wie sie glaubte. Die Rückkehr würde zu viele alte Wunden aufreißen. Doch die Einladung zur Abschlussfeier ihrer jüngeren Tochter Lily (Lori Nelson) lässt sie ihren Beschluss überdenken.

Die Idee, das vertraute Heim mit ihrer geliebten Familie noch einmal zu sehen, weckt eine starke, lange verdrängte Sehnsucht. Schließlich hat sie nichts zu verlieren: der große Karrieretraum ist geplatzt, seit Jahren tritt sie in zweitklassigen Kabarett-Programmen auf und wohnt in billigen Hotels. Naomi will für einen Tag zurückkehren und den Schein des großen Bühnenstars aufrecht erhalten. Nostalgie und Liebe verdrängen ihren Verstand, die reuevolle Mutter und Ehefrau verlängert ihren Besuch. Die Hoffnung auf eine zweite Chance flammt mit ungeahnter Kraft, doch wie schon in ihrer Vergangenheit ist das Glück zerbrechlich.
Lange Zeit wurden die Filme des deutschstämmigen Regisseurs Douglas Sirk als "Taschentuch-Filme" oder "Tränentreibende Melodrame" abgewertet. Ihr künstlerischer Anspruch wurde auf das Geschick des Filmemachers reduziert, unmögliche Liebesbeziehungen zu erzählen. Auch die von ihm genutzten Drehbuchvorlagen machten Sirks Wahrnehmung als anspruchsvoller Filmkünstler schwierig. Vorzugsweise adaptierte er Frauenliteratur für die Leinwand. So wählte er für "All I desire" Carol Ryrie Brinks Roman "Stopover" aus dem Jahr 1951.

Das Ergebnis ist jedoch keine melodramatische Liebesgeschichte. Vielmehr hat Sirk ein exaktes psychologisches Portrait einer Frau geschaffen, die ihr Leben zu ändern versucht. Kummer und Glück werden in leisen Tönen und ruhigen Bildern vermittelt. Hollywood-Star Barbara Stanwyck gibt die gescheiterte Schauspielerin, die vor den Trümmern ihrer Vergangenheit steht mit großer Überzeugung. Die Dialoge sind durch eine Theatertypische Sparsamkeit charakterisiert: banale Emotionen werden gemieden. Statt Liebesschwüre setzt Douglas Sirk auf mehrdeutige Blicke. Das Drama ist keinesfalls nur traurig: die Stimmung wechselt zwischen hoffnungsvoll, lustig und sogar neckisch. Ein echter Filmgenuss.
Tzveta Bozadjieva, Filmreporter.de
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2024