Alive
Birdcage Inn

Birdcage Inn

Originaltitel
Paran daemun
Regie
Kim Ki-duk
Darsteller
Son Min-seok, Jeong Hyeong-gi, Ahn Jae-mo, Lee Hae-eun, Lee Ji-eun
Kinostart:
Deutschland, bei
Genre
Drama
Land
Südkorea
Jahr
1998
Länge
105 min.
IMDB
IMDB
|0  katastrophal
brillant  10|
6,0 (Filmreporter)
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Bizarrer Bilderkosmos voll Poesie und Grausamkeit
Die junge Jin-a (Lee Ji-eun) trägt eine schwere Last auf ihren kleinen Schultern. In der heruntergekommenen Pension Birdcage Inn mietet sie ein Zimmer. Dort verkauft sie sich nachts an Fremde. Die Betreiber tolerieren ihre Beschäftigung, denn davon zieht die vierköpfige Familie großen finanziellen Nutzen. Doch bei jeder Gelegenheit lassen sie sie ihre Verachtung spüren. Besonders die gleichaltrige Tochter Hye-mi (Lee Hae-eun) macht Jin-a's Leben schwer.

Ihr Bruder fühlt hingegen eine schwärmerische Liebe für die Prostituierte und bezahlt für den Sex mit ihr. Der Vater vergewaltigt sie hingegen und ein Zuhälter bedrängt die schweigsame junge Frau. Am Strand findet diese etwas Ruhe. Dort beobachtet sie die Wasser und malt die Wellen. Als die prüde Hye-mi ihren Verlobten sexuell abweist, sucht auch er Jin-a auf. Das Verhältnis zwischen den beiden Frauen eskaliert.
Der koreanische Regisseur Kim Ki-Duk mischt Elemente des sozialen Dramas in sein bizarres und poetisches Werk über Isolation. Die Doppelmoral der Familie wirkt vor dem Hintergrund ihrer Ausbeutung von Jin-a besonders widerlich. Die triste Atmosphäre des heruntergekommenen Motels wirkt sehr deprimierend. Diese Düsterkeit und Verfall unterstreicht der Regisseur mit wortkargen Dialogen und faden Farben. Er zeigt ein trostloses Bild des Vororts, der als Kulisse für Jin-a's mehrfachen Missbrauch dient.

Doch "Birdcage Inn" hat auch eine andere Seite. Das Bild hellt auf und ein Lächeln erstrahlt auf dem Gesicht der Hauptdarstellerin, wenn sie am Strand spazieren geht. Der Horizont über das endlose Wasser als Symbol von Freiheit ist zugleich Trost und Erinnerung an die Enge ihres sozialen Gefängnisses. Kleine alltägliche Gegenstände sind grell eingefärbt und stechen aus der grauen Masse hervor. In seinem dritten Spielfilm spielt der Koreaner mit den Gegensätzen und verleiht seinem Drama ein unverkennbares Flair von Poesie und Gewalt. Im eigenen Land lief "Paran daemun" 1998 nur mit mäßigem Erfolg, doch auf der Berlinale 1999 wurde der Film hingegen goutiert.
Tzveta Bozadjieva, Filmreporter.de
Alive
Birdcage Inn
2024