Icestorm
Hello Hemingway

Hello Hemingway

Originaltitel
Hello Hemingway
Regie
Fernando Pérez
Darsteller
Alfredo Vistorte, Carolina Nicola, Carmen Rivera, Jorge Luis Marimon, Alejandro Arazoza, Zulma Nuñez
Kinostart:
Deutschland, am 19.06.1997 bei Kairos-Filmverleih
Genre
Drama
Land
Kuba
Jahr
1990
Länge
90 min.
IMDB
IMDB
|0  katastrophal
brillant  10|
7,0 (Filmreporter)
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Atmosphärische Vision von Hemingways Schaffen
Larita (Laura de la Uz) zieht es in die Ferne. Der kubanische Teenager träumt von einem Studium in den USA, doch dafür reichen die Finanzen der Familie nicht. Nur ein Stipendium kann ihren Traum vom Philosophie-Diplom ermöglichen. Bis die Entscheidung der Behörden gefallen ist, lacht Larita über die wohl gemeinten Witze ihrer Tante Rosenda (Caridad Hernandez), schreibt Tagebuch und liest Ernest Hemingways Novelle "Der alte Mann und das Meer". Der amerikanische Schriftsteller wohnt in der Villa nebenan und Larita versucht einen Blick auf den berühmten Mann zu erhaschen. Mit ihrem Mitschüler Victor (Raúl Paz) erlebt Larita die Turbulenzen der ersten Liebe, und muss über eine herbe Enttäuschung hinwegkommen. Einsamkeit und Angst schleichen sich in die Seele des unschuldigen Mädchens. Nur der Gedanke an den ersehnten Universitätsabschluss gibt ihr Kraft, weiterzukämpfen.
Fernando Pérez' Film ist keine klassische Literaturverfilmung. Der kubanische Regisseur interpretiert filmisch die Geschichte aus Ernest Hemingways Novelle "Der alte Mann und das Meer". Das Ergebnis ist die poetische und atmosphärisch dichte Erzählung von der Identitätssuche einer jungen Frau. Subtil und unaufdringlich inszeniert der Filmemacher den Unterschied zwischen erträumter und realer Welt. Mit Vorliebe fürs Detail führt die erste Szene in die Handlung. Die Wände in Laritas Zimmer sind mit Postern großer Hollywood-Stars vollgeklebt. Der Traum von der Ferne ist so präsent, lange bevor er thematisiert wird. Eine andere Szene in der antiquarischen Buchhandlung der Stadt weist Parallelen zu einem Märchen. Sanftes, fast weißes Licht strömt aus der Tür, während der Verkäufer, fast wie ein Zauberer aus Hemingways Roman liest. Von nun an gilt es das Mysterium von Hemingways Werk zu entziffern und sich so selbst finden. Anders als im Märchen zieht der Held nicht in die weite Welt hinaus. Es ist vielmehr eine geistige Reise, bzw. der Traum vom Reisen. Dafür sprechen die vielen Aufnahmen der talentierten Protagonistin Laura de la Uz am Strand oder umgeben von Tauben. Eine Off-Stimme liest Passagen aus "Der alte Mann und das Meer" vor, was das poetische Potenzial des Films definiert. Gleichzeitig werden politische Ereignisse unmittelbar vor der Revolution von 1960 thematisiert. Gelungene filmische Umsetzung von einem der wichtigsten Romane des 20. Jahrhunderts.
Tzveta Bozadjieva, Filmreporter.de
2024