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Champagner-Mörder

Der Champagner-Mörder

Originaltitel
Le Scandale
Regie
Claude Chabrol
Darsteller
Dominique Zardi, Henri Attal, Robert Burnier, Colin Drake, Raoul Guylad, Catherine Langeais
Kinostart:
Deutschland, am 22.06.1967 bei
Genre
Thriller
Land
Frankreich
Jahr
1967
Länge
99 min.
IMDB
IMDB
|0  katastrophal
brillant  10|
6,0 (Filmreporter)
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Claude Chabrols exaktes Sittenbild der Bourgeoisie
Bei einem nächtlichen Rendezvous wird der reiche Lebemann Paul Wagner (Maurice Ronet) am Kopf verletzt, seine Partnerin überlebt den Überfall nicht. Amnesie und Depression lautet die ärztliche Diagnose für Paul. Der Champagner-Magnat soll sich ausruhen. Auf wilden Partys mit Prostituierten fühlt sich der Unternehmer am besten. Seine Cousine Christine (Yvonne Furneaux) will seine Verschwendung nicht weiter dulden. Sie will ihm die Namensrechte auf das Luxusgut abkaufen und ihn aus dem Familiengeschäft drücken. Die ehrgeizige Frau lässt kein Mittel aus, um ihr Ziel zu erreichen. Letztlich schreckt sie auch nicht vor Verleumdung zurück. Sie schwärzt Paul als Frauenmörder an: er soll drei Frauen mir Nylonstrümpfen erdrosselt haben. Die skrupellose Verwandte bekommt tatkräftige Unterstützung von ihrem gelangweilten Ehemann Christopher (Anthony Perkins). Der Exil-Amerikaner hat aber selbst ein schmutziges Geheimnis - aber leider kann sich Paul ja an nichts erinnern. Die drei verstricken sich in einem Netz aus Lügen.
Einmal mehr attackiert der französische Altmeister Claude Chabrol das wohlhabende Bürgertum. Szene für Szene demaskiert er die verfaulte moralische Seite der gesellschaftlichen Elite. Interessant ist die Auswahl der Farben. Die Bildkomposition wird von grellen Farben dominiert. Durch ihre wilde Mischung wird ein absurder, unwirklicher Effekt erzielt. Dem gleichen Gestaltungsprinzip unterwirft sich die Figur der geldgierigen Christine. Ihre Schminke ist auch für die Farbenfrohen 1960er Jahre zu grell geraten. Die bunten Kostüme lassen sie wie ein Clown wirken. Kommunikation ist auch in diesem Chabrol-Film wichtig. In einer Abendessen-Sequenz wird der Schein des familiären Zusammenhalts durch Geschäftsgespräche und ein Fernsehquiz gebrochen. Anthony Perkins gibt mit Bravour den gelangweilten Lebemann, der aus Trägheit oder Gier nach Luxus einiges mit seinem Gewissen vereinbart. Das Ende löst den Wissenskonflikt, klärt aber keinesfalls die Verhältnisse. Ein gut durchdachter Einfall des Regisseurs, der sich somit dem Urteil über die Bourgeoise entzieht.
Tzveta Bozadjieva, Filmreporter.de
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Champagner-Mörder
2024