Biennale 2008
Bumažnyj soldat

Bumažnyj soldat

Originaltitel
Bumažnyj soldat
Alternativ
Bumaznyi Soldat (Schreibweise) Paper Soldier (intern. Festivaltitel); Bumaznyj soldat
Regie
Alexei A. German Jr.
Darsteller
Chulpan Khamatova, Merab Ninidze, Anastasiya Sheveleva
Kinostart:
Deutschland, bei
Genre
Drama
Land
Deutschland
Jahr
2008
Länge
118 min.
IMDB
IMDB
|0  katastrophal
brillant  10|
6,0 (Filmreporter)
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Alexey Germans Melancholie in der Endlosschleife
Sanitätsoffizier Dr. Daniel Pokrovsky (Merab Ninidze) ist Anfang der 1960er Jahre als medizinischer Offizier in Kasachstan stationiert. Während er Kosmonauten für den ersten bemannten Weltraumflug vorbereitet, beginnt er eine Affäre mit der jungen Vera (Anastasiya Sheveleva). In Moskau wartet Ehefrau Nina (Chulpan Khamatova) auf ihn, auch sie arbeitet als Ärztin an dem für die Sowjets so wichtigem Projekt. David leidet unter Alpträumen, ist missmutig, steht immer noch im Schatten seines Vaters, auch wenn dieser schon seit langer Zeit gestorben ist. Er wäre lieber Akrobat im Zirkus geworden, statt Arzt. Je näher der Start der ersten bemannten Rakete rückt, desto mehr verschlechtert sich sein seelischer und physischer Zustand. Als auch noch beide Frauen in seinem Leben aufeinander treffen, ist das Chaos vorprogrammiert. Während das gesamte Land von Fortschritt und einem Leben auf dem Mars träumt, ist er mit der so viel profaneren Realität auf der Erde konfrontiert. Dazu gehören unzählige fehlgeschlagene Weltraumversuche, die Angst der Kosmonauten und eine fast schon spürbare depressive Atmosphäre
Ein russischer Film im Kino ist hierzulande eher eine Seltenheit. Dass aus Russland gute Filme kommen, bewies Timur Bekmambetov mit seinem weltweit erfolgreichen "Wächter der Nacht". Regisseur Alexei A. German Jr. versucht an den Erfolg seines Landsmannes anzuknüpfen. Er erzählt persönliche Geschichten ganz normaler Menschen und benutzt den großen historischen Moment nur als Hintergrund. Dafür schuf er eine fast schon greifbare, depressive Atmosphäre. Dazu trägt bei, dass sich die Schauspieler meist mitten im Nirgendwo befinden. Es ist kalt und nass, außer unfreundlichen Soldaten, befindet sich nichts in der näheren Umgebung. Die Schauspieler agieren wie in einem Theaterstück und schauen ab und an sogar direkt in die Kamera. Ungewohnt ist auch, dass oft mehrere Handlungen gleichzeitig verlaufen. Zudem wird der Zuschauer mit Dialogen bombardiert und schon lange vor dem eigentlichen Ende sehnt man sich dieses herbei. Doch der Regisseur hat andere Pläne. Er erspart dem Zuschauer nicht einen weiteren Zeitsprung vorzunehmen, nur um aufzuzeigen, dass das Leben weiter geht, sozialistische Ideale und Hoffnungen am Staatsapparat scheitern und die endlosen Melancholie sich weiter durch die Zeit frisst. "Bumažnyj soldat" ist ein besonderer Film, der jedoch nicht unterhält, sondern irritiert. Wehmütig bewegt sich die Kamera über die stilisierte Szenerie. Emotionen kommen nur spärlich zum Vorschein und die Gegenwart, oder gar eine Form von Realität, scheinen weit, weit entfernt zu sein. Der Film wirkt wie ein Ausschnitt aus einem Traum, in dem beständig ein kalter Wind weht und die Eisenbahnschienen nervtötend über Minuten hinweg quietschen.
Heike Maleschka/Filmreporter.de
Galerie: Bumažnyj Soldat
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