UFA
Mein Kampf

Mein Kampf

Originaltitel
Mein Kampf
Regie
Urs Odermatt
Darsteller
Paul Matic, Kajetan Dick, Bernd Birkhahn, Karin Neuhäuser, Anna Unterberger, Henning Peker
Kinostart:
Deutschland, am 03.03.2011 bei UFA
Kinostart:
Österreich, am 26.03.2010 bei Filmladen
Kinostart Deutschland
Mein Kampf
Genre
Drama
Land
Deutschland, Österreich, Schweiz
Jahr
2009
Länge
110 min.
IMDB
IMDB
|0  katastrophal
brillant  10|
7,0 (Filmreporter)
Es gibt noch keine Userkritik!
Geschichtsverdrehende Groteske über Hitlers Jugend
Die Hitlerdarstellung entstand allein aus der Einbildungskraft des Dramatikers George Tabori. Dass daraus weniger historische Exaktheit resultieren würde, als vielmehr eine groteske Fiktion die dennoch den ideellen Kern der Geschichte beim Schopf packt, versteht sich von selbst. Zunächst einmal bleiben jedoch die Eckdaten bestehen. Auch bei Tabori ist Adolf Hitler (Tom Schilling) ein Kunstbegeisterter, der sich nichts sehnlicher wünscht, als von der Kunstakademie Wiens als Schüler aufgenommen zu werden. Nur mit dem Talent hapert es ein wenig und so muss sich der spätere Volksführer zunächst damit begnügen, in einer spärlich eingerichteten Männerpension auszuharren.

Dass er diese ausgerechnet mit einem Juden teilen muss, ist da schon ein Vorstoß in den Humor Tabori'scher Prägung. Der Altersweise Schlomo Herzl (Götz George) ist einer der Zimmergenossen Hitlers. Der andere ist Lobkowitz (Bernd Birkhahn) und Koch von Beruf sowie Freund des anderen. Schlomo will ein Buch über sein Leben schreiben und der Titel der Autobiografie soll schlicht und einfach "Mein Leben" heißen. Nicht originell genug, wird von den anderen beiden befunden und man verständigt sich auf "Mein Kampf". Hitler, der in seinem Verhältnis zu Schlomo zwischen Zorn und Anziehung wankt, ist hellauf begeistert von der Idee.
"Mein Kampf" ist als Filmtitel so aufsehenerregend, wie sein Inhalt grotesk ist. Kein Wunder, die literarische Vorlage stammt von George Tabori und die Absurdität der Erfindung war bei dem Literaten Programm. So ist es auch ein Glücksfall fürs Kino, dass Regisseur Urs Odermatt dessen Ton beibehalten hat. Wer Realismus erwartet oder einen neuen Einblick in die Psyche des perversesten Verbrechers des 20. Jahrhunderts, der wird enttäuscht. "Mein Kampf " ist dichterische Erfindung, Spinnerei und mehr der poetischen Freiheit als der historischen Wahrheit verpflichtet. Einer dieser Einfälle: der Aberwitz, dass Hitler in einem Juden quasi seinen besten Freund und Mentor findet und von diesem gar zum Titel seiner berüchtigten Hetzschrift inspiriert wird. Es ist die Entstellung der Tatsachen, und doch kam Tabori mit seiner Imagination der Wahrheit näher als so mancher Historiker.

In der psychologischen Anlage der Hauptfigur ersetzt Reduktion die historische Komplexität. Hitler ist nach Tabori eine psychisch labile Persönlichkeit, die ins Irrenhaus gehört und nicht auf die politische Bühne. In diesem Zusammenhang ist ein schöner running Gag des Films aufschlussreich. Als der anstrebende Künstler nach einer Deutung seiner Zeichnungen gefragt wird, fällt diesem nichts anderes ein, als die Erklärung des 'Zwielichtes', in das seine Inhalte getaucht sei. Da befindet sich seine eigene Mutter und selbst sein Hund 'im Zwielicht', auch wenn das Bild selbst in hellstes Licht getaucht ist. Eine fehlende Reflexionsfähigkeit aber auch eine zutiefst gestörte psychische Disposition geht aus solchen kleinen Momenten hervor. Keine Frage, Hitler wird von Tabori und in seinem Geist von Odermatt mehr der Lächerlichkeit preisgegeben, als dass er als Charakter ernstgenommen wird. Und vielleicht ist durch diese verharmlosende Abstrahierung der anklagende Gestus des Stücks wie auch des Films umso größer. Der Mensch lässt sich von Irren blenden und das spricht Bände, was die Urteilfähigkeit der Öffentlichkeit angeht.

Es mag auf den ersten Blick verwundern, dass für die Hauptrolle Tom Schilling besetzt wurde. Doch auch in diesem Punkt war offenbar weniger eine äußerliche Ähnlichkeit ausschlaggebend, als vielmehr ein dramaturgischer Gedanke. Durch seine schlanke, geradezu magere und blasse Statur gelingt es Schilling, die psychische Gebrechlichkeit Hitlers in seinem Äußeren zu spiegeln. Hitler ist ganz und gar im Verfall begriffen, eine psychisch und physisch labile Persönlichkeit. Von diesem Kopf wurden Befehle erteilt, in diesen Händen lag das Schicksal eines Landes und später der ganzen Welt. Absurd, grotesk, tragikomisch - in der Tat, aber hier sind wir leider wieder in der historischen Realität.
Willy Flemmer, Filmreporter.de
Videoclip: Mein Kampf
Als der junge Adolf Hilter (Tom Schilling) aus der österreichischen Provinz nach Wien zieht, hat er nur den Wunsch, Künstler zu werden. Von der...
 
Galerie: Mein Kampf
Urs Odermatt inszenierte "Mein Kampf" nach einem Stück von George Tabori. Es ist kein historisch exakter, dafür aber umso groteskerer Film über den...
Hungern für Hitler?
Da ist er schon überrascht: Eines Tages liegt in Tom Schillings...
Mehr Bühne als Film
Anna Unterberger kommt von Theater. Auf der Bühne spielt sie in...
UFA
Mein Kampf
2024