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Max Frisch, Citoyen

Max Frisch, Citoyen

Originaltitel
Max Frisch, Citoyen
Regie
Matthias von Gunten
Darsteller
Reto Hänny, Silke Geertz, Christa Wolf, Günter Grass, Henry Kissinger, Gottfried Honegger
Kinostart:
Deutschland, am 23.10.2008 bei GMfilms
Genre
Dokumentarfilm
Land
Schweiz
Jahr
2008
FSK
ab 6 Jahren
Länge
94 min.
IMDB
IMDB
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brillant  10|
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Ein kritischer Geist meldet sich posthum
Die Dokumentation über den verstorbenen Schriftsteller und Architekten Max Frisch ist mehr als das Portrait eines honorigen Künstlers. Es geht insbesondere bei der Auseinandersetzung mit Schaffen und Wirken Frischs auch immer um eine kritische Betrachtung eines politischen Zeitgeistes. Der preisgekrönte Zürcher Literat war ein Mitdenkender. Sein ausgeprägtes Urteilsvermögen und die Kraft seine persönliche Meinung konnte er durchaus auch gegen Widerstand argumentativ vertreten, das zeichnete ihn aus. Frisch war im Sinne des Wortes ein wahrer Intellektueller. Er mischte sich ein, nahm eine politische Position ein, teilte sich mit, ohne sich vereinnahmen zu lassen. Anhand von Gesprächen mit Zeitzeugen, Freunden und Bekannten wie Helmut Schmidt, Peter Bichsel, Henry Kissinger, Christa Wolf, Günter Grass, Gottfried Honegger, entsteht das Bild eines kritischen Beobachters. Werte und Eigenschaften wie Verantwortung, Mut und aktives Engagement standen bei Frisch immer hoch im Kurs. Die filmische Aufarbeitung liefert einen visuellen Beleg für diese These.
Regisseur Matthias von Gunten beschäftigt sich mit einem Identitätsstiftenden Nationalhelden. Die Person Max Frisch ist fest mit der Schweizer Gesellschaft verbunden. Anhand von Tagebucheinträgen werden dem Zuschauer Frischs Charakterzüge und Eigenschaften nähergebracht. Infiziert von dem Frisch-Virus schuf der Regisseur vor einigen Jahren, als er von Krankheit bettlägerig war, den Roman Stiller in drei Tagen. Im Film nennt Grass seinen Freund Frisch einen Citoyen, was den Bürger bzw. mündigen Staatsbürger bezeichnet, der in der Tradition und im Geist der Aufklärung aktiv und eigenverantwortlich am öffentlichen Leben teilnimmt. Die Titulierung scheint auf Frisch zugeschnitten. Denn das "Verstummen der Intellektuellen" ist ein Merkmal der heutigen Zeit. Was in den ausgehenden 1950er bis 1980er Jahre hinweg den deutschsprachigen Raum geprägt hat, ist inmitten der Spaßgesellschaft mundfaul geworden. Frisch zeigt uns auch posthum im Spannungsfeld zwischen Poesie und Politik, wie man sich sinnvoll einmischt.
Timo Buschkämper, Filmreporter.de
Regisseur Matthias von Gunten nähert sich einem Schweizer Nationalhelden. In der dokumentarischen Auseinandersetzung mit Max Frisch stellt der...
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Max Frisch, Citoyen
2024