Universum Film
Heute bin ich blond

Heute bin ich blond

Das Mädchen mit den neun Perücken
Originaltitel
Heute bin ich blond
Regie
Marc Rothemund
Darsteller
Chiron Elias Krase, Herman van Ulzen, Leif Altenburg, Peter Badstübner, Maike Bollow, Clauda Gaebel
Kinostart:
Deutschland, am 28.03.2013 bei Universum Film
Kinostart:
Österreich, am 25.04.2013 bei Einhorn
Genre
Komödie
Land
Deutschland
Jahr
2013
Länge
90 min.
IMDB
IMDB
Homepage
http://www.heute-bin-ich-blond.de
|0  katastrophal
brillant  10|
5,0 (Filmreporter)
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Rührseliges Feel-Good-Movie von Marc Rothemund
"Heute bin ich blond" basiert auf den Lebenserinnerungen von Sophie van der Stap, die ihre Erfahrung mit dem Krebs in ihrer Lebenserinnerung "Heute bin ich blond: Das Mädchen mit den neun Perücken" verarbeitet hat. Im Zentrum der Geschichte steht Sophie (Lisa Tomaschewsky), eine junge Frau, bei der ein bösartiger Tumor entdeckt wurde. Statt sich dem Studium zu widmen, muss sie ihre Zeit im Krankenhaus verbringen und eine unangenehme, von vielen Nebenwirkungen begleitete Chemotherapie über sich ergehen lassen.

Obwohl die Ärzte ihr eine geringe Überlebenschance einräumen, ist Sophie nicht bereit, sich aufzugeben. Als sie ihre Haare verliert, besorgt sie sich mehrere Perücken und stürzt sich mit immer neuen Identitäten ins (Nacht)Leben. Bestärkt wird ihr Lebenswille durch die Nachricht ihres Arztes, dass der erste chemotherapeutische Eingriff erfolgreich war. Doch zur Sorge ihrer Eltern (Peter Prager und Maike Bollow) und ihrer Schwester Saskia (Alice Dwyer) droht Sophie, im Partysumpf zu versinken und dadurch auch ihre Behandlung zu gefährden.
Filme über eine überschaubare Restlebenszeit haben Konjunktur. So zeigt Andreas Dresen 2011 in "Halt auf freier Strecke" den berührenden und zum Nachdenken anregenden Leidensweg eines an Krebs erkrankten Mannes und seiner Familie bis zum erlösenden Tod. In Lars Kraumes "Meine Schwestern" der seine Weltpremiere bei den 63. Internationalen Filmfestspielen von Berlin feierte, geht es um eine junge Frau, die an einem angeborenen Herzfehler leidet und kurz vor einer lebensgefährlichen Operation mit ihren Schwestern die Stätte ihrer Kindheit besucht.

Was diese und ähnliche Filme zeigen: filmkompatibel ist der Tod als Thema, aber auch gefährlich, weil voller Klischeefallen. Denn es erfordert ein hohes Maß an künstlerischer Sensibilität, um die Balance zu finden zwischen Wahrhaftigkeit und Authentizität sowie zwischen Kitsch und Sentimentalität. Aufrichtige und kompromisslose Herangehensweise an das Themas oder dessen Einzwängung in narrative Muster sind dabei die zwei Pole, zwischen deren Mitte sich die Entscheidung von der Berufung trennt.

Dresen war dem Ruf gefolgt. Sein "Halt auf freier Strecke" war nicht nur authentisches Drama, sondern auch ein intensiver Diskurs über den Tod und darüber, wie der Erkrankte und dessen Angehörigen damit umgehen. Lars Kraume gelang hingegen zwar ein netter Film, er schafft es jedoch nicht, die narrativen Fallen zu umgehen. Angesichts der Klischees in seinem Drama muss man nicht nur einmal an thematisch und dramaturgisch ähnlich gelagerte Filme wie "Knockin' on Heaven's Door" oder "vincent will meer" denken. Allenfalls den großartigen Darstellerinnen ist es zu verdanken, dass das Feel-Good-Movie hier und da an Intensität gewinnt.

Vor dem Hintergrund dieses Spektrums ist Marc Rothemunds "Heute bin ich blond" Kraumes bitter-süßem "Meine Schwestern" näher als Dresens beklemmendem "Halt auf freier Strecke". Allein die Standardsituation, in welcher die Protagonistin von ihrer reduzierten Lebenszeit erfährt, rechtfertigt diese Positionierung. Während bei Dresen der Zuschauer meint, dem Leben beim Ablauf zu beobachten, ist diese Situation bei Rothemund reiner Kinomoment: eine Tragödie, eine Ungeheuerlichkeit, die Rothemund mit allen erdenklichen filmischen Mitteln inszeniert.

Auch danach wird das Leiden der Protagonistin einer Dramaturgie eingeschrieben und werden immer wieder alle möglichen Standardsituationen heraufbeschworen. Es gibt die Abneigung der Patientin gegen das Krankenhaus, unsympathische Ärzte und sympathische Krankenpfleger. Es gibt die Szene, in der die Haare geopfert werden, den Mentor, der dem Schüler das Leiden erträglich macht. Es gibt den Irrweg des Schülers, bis er schließlich lernt was, worauf es wirklich ankommt im Leben. Es gibt die Liebe zu den Eltern, die Hassliebe zur Schwester. Es gibt Tränen, es wird gelacht. Das ist alles schön anzusehen und man kann sich als Zuschauer der Emotionen kaum erwehren, doch zum Wesen des Themas dringt das Drama nicht.

Nur stellenweise gelingen Rothemund wahrhafte Momente - immer dann, wenn er sich filmisch zurücknimmt und vergisst, was er mal im Kino gesehen hat. Dazu gehört unter anderem die Szene, in der Mutter und Tochter am Küchentisch sitzen und bei der älteren die Gefühle angesichts des eigenen und des Leids der Tochter überlaufen. Hier sind nicht nur die Figuren bei sich, hier ist auch Rothemund und der Zuschauer bei den Protagonisten. Schade nur, dass in "Heute bin ich blond" davon so wenig zu sehen ist.
Willy Flemmer, Filmreporter.de
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2024