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Rage - Der Kinofilm

Rage

Originaltitel
Rage
Regie
Sally Potter
Darsteller
David Oyelowo, Dianne Wiest, John Leguizamo, Jude Law, Eddie Izzard, Judi Dench
Kinostart:
Deutschland, bei
Genre
Drama
Land
Großbritannien, USA
Jahr
2009
Länge
99 min.
IMDB
IMDB
|0  katastrophal
brillant  10|
5,0 (Filmreporter)
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Misslungener Versuch eines filmischen Experiments
Der jugendliche Blogger Michelangelo dreht während seines einwöchigen Praktikums bei einer Modelfirma mit seinem Handy Videos von 14 Personen, die alle mit Mode zu tun haben. Da ist Merlin (Simon Abkarian), der exzentrische Modedesigner aus dem Nahen Osten. Auch die aus Südamerika stammende Näherin Anita de Los Angeles (Adriana Barraza) kommt zu Wort sowie das berühmte russische Supermodel Minx (Jude Law), der finanzstarke Geschäftsmann Tiny Diamonds (Eddie Izzard) und die zynische Modekritikerin Mona Carvell. Der gehetzt-verlebte Fotograf mit Kriegserfahrung Frank (Steve Buscemi) gewährt Michelangelo ebenso ein Interview wie ein unsicherer Pizzabote (Riz Ahmed) ohne Papiere, ein bleiches Jungmodel mit wechselnder Haarfarbe namens Lettuce Leaf (Lily Cole), der ambitionierte Praktikant und der gerissene Marketingmann. Während einer Präsentation stirbt ein Model unter ungeklärten Umständen. Sogar der eitle Polizeikommissar Homer (David Oyelowo) spricht in das Praktikanten-Handy. Nach dem Tod des Models geraten die zunächst gönnerhaft gewährten Interviews zur Beichte. Erst nach und nach bemerken die Gefilmten, dass Michelangelo alle Interviews auf seinem Blog im Internet veröffentlicht.
Die mehrfach ausgezeichnete Regisseurin (Sally Potter), hochkarätig besetzte Rollen mit berühmten Namen, ein dynamischer Titel und ein witziges und zeitgemäßes Thema, was kann da noch schief gehen? Alles. Der verknitterte und ausdrucksstarke Steve Buscemi, der wandlungsfähige Jude Law als Dragqueen und Dame Judi Dench als verlebt-zynische Kritikerin sind gute Schauspieler, auch wenn ihnen bei dieser klischeehaften und eintönigen Figurenzeichnung die Hände gebunden sind. Potter präsentiert all diese "talking heads" als genau das und nur das: sprechende Köpfe mit buchstäblich nichts dahinter: Die wechselnden Farben des reduzierten Bluescreen-Hintergrundes faszinieren den Zuschauer die ersten zehn Minuten - bevor sie ihn 89 weitere zu Tode langweilen. Die fast 60-jährige Potter versucht mit dieser formal höchst interessanten Formspielerei krampfhaft modern und zukunftsweisend zu sein. Die Modebranche ist böse, arrogant und dekadent - was für eine Erkenntnis. Hunderte Jugendliche sehen den Blog von Michelangelo im Internet und organisieren einen Protest? Ganz bestimmt. Was im Episodenfilm "Coffee and Cigarettes" großartig funktioniert, trägt hier einfach keine 99 Minuten. Der in sieben Tage gegliederte Film ließ das Publikum bei der Ansage "letzter Tag" spürbar Aufatmen. Endlich ist's vorbei. "Rage" macht tatsächlich wütend. Jedoch auf eine Regisseurin, die bei dem Versuch etwas neues zu schaffen einen langweiligen Film drehte. Trotzdem rgebe ich ihm fünf Punkte, weil man die ambitionierte Idee, die guten Schauspieler und die Tatsache loben muss, dass die Regisseurin ein so starkes Gefühl wie Wut im Zuschauer auslösen kann - und sei es über die Kluft von Anspruch zur Realität.
Ulrich Blanché/Filmreporter.de
Galerie: Rage
2024