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LT 22 Radio La Colifata

LT 22 Radio La Colifata

Originaltitel
LT 22 Radio La Colifata
Alternativ
LT22, La Colifata
Regie
Carlos Larrondo
Darsteller
Hugo López, Alfredo Olivera, Jorge Garcés
Kinostart:
Deutschland, bei
Genre
Dokumentarfilm
Land
Spanien, Argentinien
Jahr
2007
IMDB
IMDB
|0  katastrophal
brillant  10|
6,0 (Filmreporter)
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Nachdenkliche und heitere Hymne ans Anderssein
Das Konzertpublikum ist zahlreich erschienen und es ist laut. "Wir sind von Radio La Colifata. Es ist ein Abend der Freude und des Glücks. Wir haben das Recht, glücklich zu sein!" heißt Hugo López die jubelnde Menschenmasse willkommen. Niemand, der an diesem Abend auf der Bühne steht, hat sich im fernen Jahr 1991 ein solches Interesse vorstellen können. Damals, am 3. August vor über 15 Jahren, initiiert der Psychologiestudent Alfredo Olivera ein außergewöhnliches Projekt. Mit den Patienten der Psychiatrieanstalt "Jose T. Borda" in Buenos Aires organisiert er die Radiosendung "LT 22 La Colifata". Die "Irren" kommen zu Wort, moderieren selbst und unterhalten sich über Krankheit, Normalsein und Akzeptanz. Der Programmname ist dem Lunfardo-Slang von Buenos Aires entliehen und bedeutet "liebenswürdige Verrückte". Der Titel ist nicht ironisch gemeint, denn er drückt das reflektierte Selbstbewusstsein der "Colifatos" aus. "Es stört mich nicht, wenn man mich geisteskrank nennt und es schmeichelt mir nicht, wenn ich als "normal" bezeichnet werde. Ich akzeptiere meine Krankheit", erklärt Jorge Garcés seinen inneren Frieden.
Carlos Larrondos Dokumentation widmet sich der einmaligen Initiative, Psychiatrie-Patienten in einer Radiosendung zu Wort kommen zu lassen. Die befreiende Rolle des Radiomachens wird schnell deutlich: Aus dem sozialen Abseits und der durch Krankheit und Psychopharmaka verschuldeten Entmündigung. Die Probleme der Patienten werden mit Respekt aufgezeigt, ohne dass die Stimmung bedrückend wird. Die Personen scherzen vor der Kamera, erzählen witzige Momente aus ihren Therapiesitzungen. Das lockere Portraitieren der Psychisch Kranken schlägt zu keinem Zeitpunkt in Karikatur um. Die Dokumentation setzt sie mit Würde in Szene und kämpft gegen gängige Denkmuster an. Musik und Sprachpoesie werden zu Ausdrucksmittel der "Verrückten". Die Kulmination und der Stimmungshöhepunkt ihrer Selbstfindung ist Manu Chaos Konzert, bei dem die "Colifatos" als Gaststars auftreten. "LT 22 Radio La Colifata" ist eine nachdenkliche und heitere Hymne an das Leben und bietet einen ungewöhnlichen Zugang zu dem ernsten Thema.
Tzveta Bozadjieva, Filmreporter.de
2024