Schande

Seit langem versuchten die Hollywoodstudios J.M. Coetzees Weltbestseller "Schande" ins Kino zu bringen. Doch erst das Drehbuch von Anna Maria Monticelli überzeugte den Literatur-Nobelpreisträger schließlich. Als dann auch noch John Malkovich ("Burn After Reading - Wer verbrennt sich hier die Finger?") für die Rolle von Professor Lurie zusagte, stand dem Projekt nichts mehr im Wege. "Schande" ist kein einfacher Film. Es geht nicht nur um die Liebe, er zeigt auch andere ergreifende Momente in dem Leben der Hauptfiguren und offenbart deren persönliche Abgründe. Mit atemberaubenden Landschaftsaufnahmen Südafrikas bezaubert Regisseur Steve Jacobs seine Zuschauer. Diese dienen nur dazu, die neu Realität, der Lurie nichts entgegensetzen kann, umso härter erscheinen zu lassen. Schon zu Beginn des Films sieht man einen einsamen Protagonisten, der zynisch die Welt betrachtet und es ist ein langer Weg, bis der Professor seine neue Rolle annimmt. Malkovich brilliert als Professor, der jeden literarischen Text akribisch genau unter die Lupe nimmt, während er im wahren Leben wichtige gesellschaftliche Entwicklungen übersieht.

Wenn man Malkovichs Performance sieht, so sieht man ein Schauspieler, der keinerlei Mühe zu haben scheint, die Abgründe der Seele offen zu legen. Lurie erscheint immer ernst und ist zutiefst egozentrisch. Er ist niemand, für den man Partei ergreifen würde, dessen Leiden in "Schande" dennoch fast physisch spürbar ist. Dabei schafft es Malkovich gekonnt, keine Schatten auf Newcomer Jessica Haines fallen zu lassen. Auch wenn es ihre erste Rolle in einem Spielfilm ist, so ist sie unglaublich überzeugend und sehr talentiert. Vor allem in den vielen Szenen, in denen sie mit Malkovich alleine zu sehen ist, scheint es fast, als wenn dieser sich anstrengen muss, mit ihr mitzuhalten. Regisseur Jacobs, der mit Drehbuchautorin Monticelli verheiratet ist, suchte sich ein schwierigen Stoff aus, den er jedoch mit Bravour inszenierte. Besonders anzumerken sind die vielen Verweise auf den britischen Dichter Lord Byron und den effektiven Einsatz klassischer Musik. Es war mutig, das Ende von Coetzees Roman zugunsten der Figuren abzuändern und so mehr von ihnen preis zu geben. "Schande" ist ein Film, der von der Herrschaft einer Klasse erzählt, die Unterschiede zwischen Liebe und Sex aufzeigt und Fragen stellt.