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Kategorie C

Kategorie C

Originaltitel
Kategorie C
Regie
Franziska Tenner
Kinostart:
Deutschland, bei
Genre
Dokumentarfilm
Land
Deutschland
Jahr
2008
FSK
ab 12 Jahren
Länge
85 min.
IMDB
IMDB
|0  katastrophal
brillant  10|
4,0 (Filmreporter)
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Was treibt Fußballanhänger in die Gewalt?
Sie leben für ihren Fußballverein, gehen zu allen Spielen und feuern ihre Mannschaft frenetisch an. Es ist ihre Mannschaft! Die Fans hatten den 1. FC Lokomotive Leipzig im Jahr 2003 neu gegründet, nachdem er 1991 wegen Insolvenz aufgelöst werden musste. Soweit, so gut. Leider reicht es manchem Fan nicht, als Zuschauer im Stadion zu stehen und gemütlich ein paar Bierchen zu trinken. Sie zünden Leuchtraketen und klettern auf die Metallzäune am Spielfeldrand. Dabei spucken und brüllen sie schon mal die gegnerischen Spieler oder den Schiedsrichter an, wenn es für ihre Jungs nicht so gut läuft. Außerdem legen sie sich mit den Fans der Gegner an und prügeln sich mit ihnen im Stadion und auf der Straße. Zu ihren Rivalen gehören die Fans eines weiteren Leipziger Fußballclubs, dem FC Sachsen Leipzig. Ihre Gewaltbereitschaft ist so hoch, dass sich beide Gruppierungen regelmäßig an allen möglichen Orten treffen, um sich mit Inbrunst gegenseitig zu verprügeln. Privat führen viele ein normales Leben, haben Familie, gehen vielleicht sogar einer geregelten Arbeit nach. Woher kommt die Lust an ihrem asozialen Hobbie?
In "Kategorie C" geht Franziska Tenner der Frage nach, was Fußballfans zweier rivalisierender Leipziger Clubs zu wiederkehrenden Gewaltexzessen treibt. Die Einteilung der Fans in die Kategorien A bis C wird von einem Polizisten ziemlich knapp erklärt. Das ist für den unwissenden Betrachter nicht zufriedenstellend. Außerdem werden die Begriffe Hooligans und Fußballfans der Kategorie C vertauscht. Letztere bezeichnet die besonders gewalttätigen Fans. Dies bezieht sich nicht nur auf ihr Verhalten im Stadion, sondern auch außerhalb. Dabei schlagen sie schon mal wahllos auf jeden und alles, was sich ihnen in den Weg stellt. Sie besitzen keinen Ehrenkodex, wie ihn die Fans im Film haben. Dieser sieht bei verabredeten Prügeleien vor, dass das Kräfteverhältnis ausgewogen ist und Verletzte nach dem Spiel ins Krankenhaus gebracht werden. Also sind die im Film gezeigten Fans eigentlich eher als Hooligans zu bezeichnen, denn als Kategorie C-Fans. In einem späteren Interview gibt Tenner selbst an, "gescheitert zu sein", weil das Filmteam an die richtig harten Brocken nicht herangekommen sind. Diese hatten die Mitarbeit an der Dokumentation verweigert. Bei ihnen hätte es sich wahrscheinlich eher um richtige Kategorie C-Fans gehandelt. Man sieht sie nur in einer kurzen Sequenz, in der das Kamerateam beschimpft und weggestoßen wird. Auf diesen Augenblick hätte näher eingegangen werden müssen, aber das unterlässt die Regisseurin. So wirkt der Film fast, als würde er für gewaltbereite Fans Partei ergreifen. Denn nach seiner Aussage prügeln sie sich ja nur untereinander nach gegenseitigem Einverständnis. Sie schaden dabei keinem Dritten und sind privat brave Kerle. Wohlgemerkt, dies entspricht eher der Definition von Hooligans, nicht von Kategorie C- Fans. Statt Aufklärung stiftet der Film nur Verwirrung. Auch erfährt man kaum, ob und an welche Rituale die verabredeten Schlägereien anknüpfen.
Gudrun Schmiesing/Filmreporter.de
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2024