Stadtkino Wien
Blutsfreundschaft

Blutsfreundschaft

Originaltitel
Initiation
Alternativ
Die blaue Gitarre
Regie
Peter Kern
Darsteller
Manfred Schmid, Gerhard Liebmann, Stefan Bachmann, Christopher Schärf, Lukas Permann, Marvin Filipp
Kinostart:
Deutschland, bei
Kinostart:
Österreich, am 05.11.2009 bei Stadtkino Filmverleih
Genre
Drama
Land
Deutschland, Österreich
Jahr
2009
Länge
92 min.
IMDB
IMDB
|0  katastrophal
brillant  10|
7,0 (Filmreporter)
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Helmut Berger in Drama um Homosexualität und Nazis
Die Zukunft des 16-jährigen Axel (Harry Lampl) sieht nicht gerade rosig aus. Die Schule hat der Teenager abgebrochen, die Beziehung zu seinen Eltern, besonders jene zu seinem Stiefvater verschlechtert sich zunehmend. Nur in einer kleinen Gruppe von Neonazis findet er Halt. Doch als diese eine karitative Essensausgabe überfallen, kommt es zum Unglück: In der Hitze des Gefechts ersticht Axel Sozialarbeiter Thomas Lorenz (Stefan Bachmann). In der Wäscherei des 80-jährigen, schwulen Gustav Tritzinsky (Helmut Berger) findet er vorübergehend Unterschlupf hier versteckt er sich vor der Polizei. Gustav nimmt sich dem Heranwachsenden an, da er ihn an seine erste große Liebe erinnert, die er in den 1940erJahren an die Nazis verraten hat. Axels faschistische Freunde beobachten die langsam wachsende Freundschaft zwischen den zwei ungleichen Männern mit Argusaugen. Sie sehen in Gustav eine Gefahr, erst recht, als ihnen die Polizei auf die Schliche kommt. Von Axel fordern sie harte Konsequenzen. Doch der hat sich in der Wäscherei gut eingelebt und steht vor einer Entscheidung, die sein ganzes künftiges Leben bestimmen wird.
Der österreichische Regisseur Peter Kern behandelte das Thema Homosexualität und Faschismus bereits in seinem Film "Knutschen, kuscheln, jubilieren" und wusste, worauf er sich dabei einlässt. Der bürokratische Aufwand für sein aktuelles Projekt war gigantisch. So hat es seinen Angaben nach dreieinhalb Jahre gedauert, bis alle Behörden und Entscheidungsträger überzeugt waren und Kern sicher war, keine Kompromisse eingehen zu müssen. Dies war ihm deshalb so wichtig, da "Blutsfreundschaft" eine sehr persönliche Geschichte erzählt. "Meine Einsamkeit spiegelt sich auch in der meines Hauptdarstellers Gustav Tritzinsky wieder. Dort wo sich die sozialen Verhältnisse nicht ändern, wo der Mensch auf der Strecke bleibt, bleibt auch das Denken eingefroren", so der Regisseur in einem Statement. In der Hauptrolle ist der bisexuelle Österreicher Helmut Berger zu sehen, der durch seine Liebesbeziehung zum italienischen Regisseur Luchino Visconti in den 1970er Jahren für reichlich Aufregung in der prüden Nachkriegsgesellschaft sorgte.

"Blutsfreundschaft" besticht vor allem durch seine klare und kreative Bildsprache. Der Regisseur wechselt dabei mühelos zwischen verschiedenen Inszenierungsstilen. Mit düsterer Beleuchtung unterstreicht Peter Kern die beklemmende Atmosphäre eines Nazi-Treffens. Als Gustav Tritzinsky (Helmut Berger) seinen Selbstmord plant, filmt Kern durch die Galgenschlinge. So visualisiert er die bedrückenden Gedanken seines Protagonisten, wenn dieser schweigend am Küchentisch sitzt. Wenn er die homoerotischen Untertöne der Nazi-Skinhead-Szene zeigt, setzt er hingegen auf geschliffene Musikvideo-Ästhetik. Dabei dominieren verschwommene Bilder und Zeitlupen. So zeigt Kern, wie entrückt die männlich dominierte Subkultur ihre Ausschweifungen zu Rockmusik mit rassistischen Texten feiert. "Blutsfreundschaft" lebt nicht zuletzt von Helmut Bergers überzeugender darstellerischer Leistung. Der Schauspieler geht ganz in seiner Rolle auf. Berger meistert die Gratwanderung zwischen Gustavs Verzweiflung und seiner Rolle als väterlicher Freund.
Michael Domke, Filmreporter.de
Videoclip: Blutsfreundschaft
 
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Blutsfreundschaft
2024