ARD/SR
Tatort: Hilflos

Tatort: Hilflos

Originaltitel
Tatort: Hilflos
Alternativ
Tatort: Rollenspiele (Arbeitstitel)
Regie
Hannu Salonen
Darsteller
Hartmut Volle, Volker Sträßer, Sergej Moya, Vanessa Krüger, Alice Hoffmann, Florian Bartholomäi
Kinostart:
Deutschland, bei
Genre
TV-Film, Krimi
Land
Deutschland
Jahr
2010
Länge
90 min.
IMDB
IMDB
|0  katastrophal
brillant  10|
6,0 (Filmreporter)
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Wie viel kann ein Mobbingopfer ertragen?
In einem verlassenen Saarbrücker Parkhaus wird die Leiche eines Schülers gefunden. Die Obduktion ergibt, dass David nach einer Schlägerei in die Tiefe gestürzt ist und sich dabei das Genick gebrochen hat. Ihre Ermittlungen führen die Kommissare Kappl (Maximilian Brückner) und Deininger (Gregor Weber) an die Schule des Opfers. Bei den Mitschülern treffen sie auf ein erschreckendes Desinteresse. Auch die Klassenlehrerin kann keine hilfreichen Angaben machen. Die Kommissare finden heraus, dass der Junge sich bei seinen Klassenkameraden äußerst geringer Beliebtheit erfreute. Er hatte mit Tobias (Sergej Moya) lediglich einen guten Freund in der Klasse. Dieser ist ebenfalls ein Außenseiter und verhält sich im Verhör wenig kooperativ. Während Deininger Mitleid mit dem Jungen hat, hält Kappl ihn aufgrund seines Schweigens für verdächtig. Außerdem stellt sich heraus, dass der schüchterne Schüler kurz vor dem Mord Inhalte von Davids Computer gelöscht hat. Aber warum sollte er seinen besten Freund töten?
Neben der Aufklärung eines Mordes geht es in dieser "Tatort"-Folge vor allem um das Thema Mobbing an Schulen. Interessant ist, dass dabei nicht nur nach den Ursachen gefragt wird, sondern vor allem nach den Folgen. Hier wird nicht einfach eine Schwarz-Weiß Geschichte von bösen Unterdrückern und einem unschuldigen Opfer erzählt. In "Hilflos" werden die Grenzen zwischen Opfer und Täter verwischt. Es geht dabei um die Frage, wie viel jemand ertragen kann, bis er selbst seine Skrupel verliert und selbst zum Täter wird. Die Ambivalenz der vermeintlichen Opfer-Figur macht einen wesentlichen Teil der Spannung aus. Diese wird von Sergej Moya so beeindruckend dargestellt, dass man als Zuschauer unsicher ist, ob sie ein bemitleidenswerter Außenseiter oder ein skrupelloser Mörder ist. Dass der Protagonist, abgesehen von leichten Hautausschlägen, nicht wie ein typisches Mobbingopfer wirkt, trägt ebenfalls zur Spannung bei. Mit seinen schulterlangen Haaren und schwarzen Mänteln wirkt er eher wie ein cooler Rebell. So, als habe er sich freiwillig in die Außenseiterposition begeben, weil er mit der Masse nichts zu tun haben will. Die Gründe, warum er zum Mobbingopfer wird, wirken ein wenig an den Haaren herbeigezogen. Es fällt beim Anblick des Schwarzgekleideten schwer, sich vorzustellen, dass er sein Pausenbrot in einer mit pinkfarbenen Mäusen bedruckten Dose aufbewahrt. Doch solche Details stören den Gesamteindruck nicht. Das Thema Mobbing an der Schule wird glaubwürdig und schockierend dargestellt. Dabei hat man zu Recht auf zu viele Gewaltszenen verzichtet. Das von Leid gezeichnete Gesicht und die Erzählungen des Mobbingopfers reichen aus, um erschreckende Bilder in den Köpfen der Zuschauer zu erzeugen.
Gudrun Schmiesing/Filmreporter.de
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Tatort: Hilflos
2024