Piffl Medien
Orly

Orly

Originaltitel
Orly
Alternativ
Orly, Poem 1-4
Regie
Angela Schanelec
Darsteller
Thomas Bleu, Patrice Boutin, Lorelei Arès, Najma Hmaidouch, Néguine Sonboli, Yashar Mohtashan
Kinostart:
Deutschland, am 04.11.2010 bei Piffl Medien
Genre
Drama
Land
Deutschland, Frankreich
Jahr
2009
FSK
ab 0 Jahren
Länge
94 min.
IMDB
IMDB
|0  katastrophal
brillant  10|
6,0 (Filmreporter)
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Angela Schanelecs Reflektion über das Innehalten
Aus der Menschenmenge, die an einem Abflugterminal des Pariser Flughafens Orly warten, werden sieben Menschen scheinbar wahllos herausgegriffen und beobachtet. Ihre Geschichten kreuzen sich gelegentlich, etwa beim aneinander Vorbeigehen. Sabine (Maren Eggert) reist allein, wohin weiß sie wahrscheinlich selbst nicht so genau. Vielleicht hängt es mit ihrem ehemaligen Liebhaber Theo (Josse De Pauw) zusammen. Gretchen (Natacha Régnier) lernt beim Warten Vincent (Bruno Todeschini) kennen. Beide entdecken ihre tiefe Heimatverbundenheit. Ben (Emile Berling) ist mit seiner Mutter (Mireille Perrier) auf dem Weg zur Beerdigung seines Vaters. Die beiden nutzen die Wartezeit, um endlich reinen Tisch zu machen. Das letzte Pärchen ist Sara (Lina Falkner) und Jirzy (Jirka Zett). Sie sind das einzige Paar, das vollkommen innehält, auch weil ihre Beziehung zum Stillstand gekommen ist.
Regisseurin Angela Schanelec wird der Berliner Schule zugeordnet. Der Nouvelle Vague Allemande werden auch Christian Petzold ("Yella"), Christoph Hochhäusler ("Unter dir die Stadt") und Thomas Arslan ("Im Schatten") zugezählt. Es handelt sich nicht um eine Künstlervereinigung, sondern eine Stilrichtung, es existiert kein Manifest und die Künstler ordnen sich keinen Dogmen unter. Filme der "Berliner Schule" sind minimalistischer, strenger und vielleicht etwas auch etwas spröder, als von kommerzielleren Filmen gewohnt. Sie wollen die Realität und Normalität des Alltags durch klare, statische Bilder in Szene setzen.

In "Orly" setzt Schanelec den Alltagsbetrieb eines Flughafens als Rahmen ihrer Reflektion über das Innehalten. Sie versetzt den Zuschauer in die Position eines Mitreisenden, der gerade auf einen Flieger ins Nirgendwo wartet. Gedreht wurde während dem normalen Betriebs des französischen Flughafens. Den Realitätscharakter unterstreicht der Originalton. Die Erzählstruktur ist eher gemächlich, sie entspricht der Situation des Wartens. Auch die anderen filmischen Mittel suggerieren eine fast meditative Atmosphäre. Lange, statische Kameraeinstellungen, große Brennweiten, gedeckte Farben, Licht und Schatten.

Situationen, die einem aus dem Alltag heben, zwingen einem anzuhalten und nachzudenken. Schanelec wirft Fragen auf, aber wie es ihre Art ist lässt sie den Zuschauer selbst zu Ende denken und gibt selbst keine Antworten. Ungeduldige sträuben sich am Anfang sicher noch gegen die auferlegte Ruhepause. Aber auch sie werden sich bald fügen und finden sich in diesem Zeitvakuum wieder, in dem sie in Ruhe reflektieren können.
Franziska Bürklin/Filmreporter.de
Videoclip: Orly
Was passiert, wenn Menschen zum Innehalten gezwungen sind. Dieser Frage geht Regisseurin Angela Schanelec am Pariser Flughafen Orly nach. Sie...
 
Galerie: Orly
Was passiert, wenn Menschen zum Innehalten gezwungen sind. Dieser Frage geht Regisseurin Angela Schanelec am Pariser Flughafen Orly nach. Sie...
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Orly
2024