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Tödliches Kommando - The Hurt Locker

Tödliches Kommando

Originaltitel
The Hurt Locker
Regie
Kathryn Bigelow
Darsteller
Kristoffer Ryan Winters, Michael Desante, J.J. Kandel, Malcolm Barrett, Ryan Tramont, Justin Campbell
Kinostart:
Deutschland, am 13.08.2009 bei Concorde Filmverleih
Kinostart:
Österreich, am 11.03.2010 bei Stadtkino Filmverleih
Kinostart:
Schweiz, am 13.08.2009 bei Ascot Elite Entertainment Group
Kinostart Deutschland
Tödliches Kommando
Genre
Kriegsfilm
Land
USA
Jahr
2008
Länge
131 min.
IMDB
IMDB
|0  katastrophal
brillant  10|
7,0 (Filmreporter)
3,8 (4 User)
Meinungen
Cheops 
Krieg ist eine Droge
Mit diesen blödsinnigen Worten im Vorspann beginnt der, meiner Meinung nach völlig überbewertetem Durchhaltefilm „Tödliches Kommando – The Hurt Locker“, der 2010 allen Ernstes als bester Film ausgezeichnet wurde. Bei der Oscarverleihung 2010 war ich nur angefressen, als dieser Film der beste von 2009 sein sollte, nun habe ich ihn auf Sky gesehen und bin echt sauer. Der Film von Kathryn Bigelow ist zwar schon aus dem Jahr 2008, fiel im Kino kaum positiv auf und beim Publikum erst mal durch, aber die Academy of Motion Picture war wohl der Meinung, man sollte das Interesse der Öffentlichkeit mit einem Oscar als bester Film wachrütteln und hat dafür das Meisterwerk „Avatar“, das schon satte zwei Milliarden Dollar eingespielt hat, auf die Plätze verwiesen. Jeremy Renner, der aus Filmen wie „S.W.A.T.“ und 28 Weeks later“ bekannt ist, spielt den Bombenentschärfer Staff Sergeant William James, der den Macho gibt und so lässig mit cool gemeinten Sprüchen Bomben entschärft, wie andere Männer an Toastern schrauben. Wenn er dieses, im Film völlig ungefährliche Handwerk, natürlich erfolgreich erledigt hat, erholt er sich in der Kaserne dann a einem PC bei bunten Ballerspielen. Der Krieg im Irak ist bei Frau Bigelow eine ziemlich saubere Angelegenheit, aber bei mir ist er es nicht und schon gar nicht dieser Krieg, den es nur gibt, weil Bush gelogen hat. Soldaten, die als Besatzer mit Besetzten plaudern, als wären sie in einem Dorf in Texas und nicht im feindlichen Bagdad und auch mit Selbstmordattentätern mit Dynamit um den Bauch wird erst noch freundliche Konversation betrieben, bevor sie explodieren. Ansonsten hat der Film viele Längen, die mit amerikanischer Lebensweise der Soldaten gefüllt werden, die sich so aufführen, als wären sie zuhause im Dorf und nicht im feindlichen Bagdad. Regisseurin Kathryn Bigelow ging da sehr viel unkritischer ans Thema als ihr Exmann James Cameron, der genau das in Avatar in sehr schönen Bildern verarbeitet hat und zum Auftreten der Amerikaner anderen Menschen oder besser, Lebewesen, gegenüber recht kritisch und sehr unterhaltsam auf Distanz ging. Sie ist also eher für Krieg und er dagegen. Ich möchte nicht wissen, wie die Ehe der Beiden ausgesehen hat, aber sie war sicher unterhaltsamer als die quälenden 130 Minuten „Tödliches Kommando – The Hurt Locker“, bei der es mir mit jeder verstrichenen Minute schwerer fiel, die Entscheidung der Academy für dieses Werk als bester Film nachzuvollziehen. Zumal das Ende des Films dann noch sehr viel fragwürdiger ausfiel als sein lausiger Beginn. Frau Bigelow hat da einen amerikanischen Durchhaltefilm mit Videospieloptik für die Playstation-Generation abgeliefert, aber das hat herzlich wenig mit gutem Kino zu tun, sondern eher mit schlechter Politik. Nur für sowas bezahlt heute keiner mehr eine teure Kinokarte. Ich zumindest nicht und daher ist mein Urteil und meine persönliche Wertung dann auch eher vernichtend. Ich würde direkt in den negativen Bereich tendieren und dieses (Mach)Werk mit -10/10 ansiedeln. Es gibt selbst von Uwe Boll Filme, die mich sehr viel weniger gelangweilt haben und Amerika hat sich seit 2008 auch verändert, aber das scheint der Academy offenbar entgangen. Der Trailer war wohl noch das Beste am Film.
geschrieben am 17.11.2010 um 15:01 Uhr
schnappschuss 
subtile spannung in bigelows film
Der kritikerin des films in filmreporter.de kann ich mich nur anschließen. Bilgelow schafft es tatsächlich, einen neunen blick auf das genre des anti-kriegsfilms zu werfen. Bei der vielzahl an großen filmen und regiseuren, die sich dem thema krieg angenommen haben, ist allein das schon ehrenwert. Nicht dass man das motiv der versehrung des körpers in den kriegs- bzw. antikriegsfilmen (blutgemetzel, umherfliegende körperteile, soldaten, die mit ihren körperteilen rumlaufen) als qualitätsmanko bezeichnen könnte. Aber es ist doch auffällig, dass bilgelow diesem „klischee“ entgeht. Überhaupt konzentriert sie sich nicht auf vordergründige aktion oder die spannung. Die spannung bei ihr ist vielmehr “subtil“. Sie hat in ihrem film fast keine schlachtenszenen, dafür umso mehr szenen, die unmittelbar vor einer auseinandersetzung, einer explosion, einer aktion stattfinden. das entschärfen einer bombe ist dabei die perfekte situation, um diese „subtile“ spannung zu erzeugen. der zuschauer ist mitten im geschehen und fiebert mit dem protagonisten, der gerade sein leben vor einer bombe riskiert. Diese angst um den helden, die sorge, dass er es nicht schafft, diese spannung ist viel mehr wert als die spannung einer aktion. Das erinnert auffällig an hitchcock – zumal dieses prinzip die möglilchkeit der zeitdehnung bereithält (die entschärfung der bombe in einem auto dauert doch gefühlte zwei stunden). Nicht zuletzt aus diesem grund ist „tödliches kommando“ sicher der spannendste film des jahres). abgesehen von der spannung bieten diese vor-einer-aktion-momente die möglicheit für poetische augenblicke. Etwa die szene mit den heckeschützen, als die u.s.-einheit auf der lauer liegt und auf die möglichkeit wartet, den feindlichien heckenschützen abzuschießen. Auffällig auch hier, wie das beste dieser szene nicht gegenseitige beschießen ist, sondern die momente davor, danach und dazwischen. Dann gibt es hier einen moment, der etwas ganz anderes ist, als bloß handlung. Plötzlich ist die kamera ganz nah bei den protagonisten, ein ganz magischer, poetsichier moment. Sicher der höhepunkt des films, der sehr an ähnliche magische momente in den filmen von michael mann erinnert Aus einem anderen blickwindel betrachtet, ist dieses spannungsprinzip die perfekte umsetzung des thematischen kerns des films. Worum es im film doch geht, das ist der nervenkitzel. Ein doppelter nervenkitzel in gewisserweise. Der nervenkitzel, den der protagonist verspürt, wenn er raus geht und sein leben beim entschärfen einer bombe riskiert. andererseits der nervenkitzel, den der zuschauer verspürt, wenn er dem protagonisten zuschaut und hofft, dass dieser es schafft. Es ist quasi derselbe nervenkitzel, der sich nur insofern unterscheidet, als beide – protagonist und zuschauer nur von einer leinwand getrennt sind. Und wenn man eine andere thematik des films berücksichtigt, dann wird der grund für bigelows „subtilen“ spannungsaufbau noch deutlicher. Schließlich geht es im film nicht nur um den nervenkitzel. Worauf der film zu anfang selbst hinweist (zumindest bilde ich mir ein, dass dies der inhalt war): es geht um die sucht nach nervenkitzel, nach dem adrenalinausstoß, nach solchen szenen, die dies bewirken, und damit nach krieg. Auch hier ist die sucht auf beiden seiten präsent: beim protagonisten wie beim zuschauer. Und das ist doch das eigentlich subversive und innovative des films, wie ich glaube: betrachtet man den zuschauer und seine sucht nach nervenkitzel. Trotz seiner identifikation mit dem helden: Wünscht er sich nicht trotzdem, dass dieser raus geht und sein leben riskiert? Und das für seinen kick! Und dann: diese sicht auf den krieg. Gab es das schon mal? Normalerweise sind die helden von antikriegsfilmen traumatisierte und fürs leben gezeichnete menschen, die sich in der gesellschaft nicht mehr zurecht finden. In den krieg zu ziehen werden sie durch die pflicht gezwungen. Und wenn sie anfangs noch begeistert in den krieg ziehen, dann aus naivität oder patriotismus; spätestens die erfahrung dann macht sie zu seelischen krüppeln. Bigelows ansatz ist insofern anders, als ihr held quasi freiwillig in den krieg geht. und dann wieder dahin zurückkehrt, nicht weil er in der realität nicht zurechtkommt, sondern weil ihm diese zu banal und reizlos ist. Er braucht den nervenkitzel, der ihm – so absurd das klingt – spaß bereitete. Krieg, todesgefahr als droge, als freiwillige angelegenheit oder eben doch keine freiwilige angelegenheit, weil man letztlich gefangener seiner sucht ist. Das ist das neue und subversive an bigelows film. Wann gab es das schon? Ich kenne keinen film mit ähnlichem ansatz. Jedenfalls hätte ich nichts dagegen, wenn tödliches kommando für den einen oder anderen oscar ausgezeichnet wird – verdient hätte er‘s. Übrigens, wie konnte man einem solchen film einen solchen deutschen titel geben; klingt, als wär’s ein action-film. Warum nicht gleich phantom kommando – ach so, den gibt’s ja schon!
geschrieben am 04.03.2010 um 14:57 Uhr
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