Fähre nach Hongkong

Thema in Lewis Gilberts Abenteuerfilm "Fähre nach Hongkong" mit Curd Jürgens und Orson Welles in den Hauptrollen ist Freuds Dualitätsprinzip des menschlichen Wesens. Ein Mann hat den Glauben an das Gute verloren. Eines Verbrechens schuldig, wandert er verbittert und ziellos durch die Welt, ohne deren Schönheit zu sehen. Dabei ist er nicht unglücklich, denn dazu bedarf es Lebenswillen und der Glaube an Werte und Moralvorstellungen. Die Indifferenz und der Zynismus gegenüber seinen Mitmenschen hat ihm jedes Gefühl für Glück oder Unglück genommen. Und doch ist er ein ganzer Kerl, nur weiß er es nicht und es fehlte in seinem Leben die Gelegenheit, dies zu beweisen.

Schließlich trifft er auf einen Mann, an dem er sein wahres Wesen messen kann, der unter der Maske der Biederkeit feige und verschlagen ist. Der Mann ist ihm höchst zuwider, da er in einer Situation versagt, in der jeder anständige Mensch wüsste, was zu tun sei. Diese Begegnung führt den Heimatlosen nicht nur zur Erkenntnis der Doppelnatur des Menschen, sondern auch zur eigenen Einsicht. Zum ersten Mal in seinem Leben spürt er, dass er Kräfte in sich hat, die er für etwas Positives einsetzen kann. Eine Erkenntnis, die ihm neues Selbstvertrauen gibt.

Willy Flemmer, Filmreporter.de