Kinowelt
Source Code

Source Code

Originaltitel
Source Code
Regie
Duncan Jones
Darsteller
Matt Holland, Tom Tammi, Joe Cobden, James A. Woods, Clarice Byrne, Anne Day-Jones
Kinostart:
Deutschland, am 02.06.2011 bei Kinowelt Filmverleih
Kinostart:
Schweiz, am 02.06.2011 bei Rialto Film AG
Genre
Science Fiction
Land
USA, Frankreich
Jahr
2011
FSK
ab 12 Jahren
Länge
93 min.
IMDB
IMDB
|0  katastrophal
brillant  10|
7,0 (Filmreporter)
7,5 (2 User)
Jake Gyllenhaal explodiert immer wieder aufs Neue
Als Colter Stevens (Jake Gyllenhaal) die Augen öffnet, findet er sich in einer fremden Umgebung wieder. Der junge Mann befindet sich in einem Zug, in den er nie eingestiegen ist. Ihm gegenüber sitzt Christina (Michelle Monaghan), eine Frau, die er ebenfalls zum ersten Mal sieht. Dennoch scheint sie zu wissen, wer er ist. Als Colter in einen Spiegel schaut, folgt der nächste Schock. Er blickt in ein fremdes Gesicht. Offenbar steckt Colter im Körper eines anderen Mannes. Wie ist das möglich? Viel Zeit bleibt ihm nicht, um über die Frage nachzudenken. Denn exakt acht Minuten, nachdem er erwacht, kommt es im Zug zu einer verheerenden Explosion, sie reißt die Passagiere in den sicheren Tod.

Im nächsten Augenblick kommt Colter dennoch wieder zu Bewusstsein. Diesmal findet er sich im Inneren einer engen Kapsel wieder. Über einen Monitor erklärt ihm die Militärangehörige Goodwin (Vera Farmiga), dass er erneut in den Körper des Zuginsassen transferiert werden werde. Colter muss die letzten Augenblicke vor der Explosion immer wieder aufs Neue durchleben, bis er herausfindet, wer für die Katastrophe verantwortlich ist. Der Haken ist, dass er jedes Mal gerade mal acht Minuten Zeit hat. Nicht viel Zeit, um seinen Auftrag erfolgreich auszuführen...
Nach dem brillanten Independent-Werk "Moon" bringt Duncan Jones mit seiner zweiten Regiearbeit erneut einen intelligenten Science-Fiction auf die Leinwand. Auf den ersten Blick sind erhebliche Unterschiede zwischen der formalen Umsetzung des Regie-Erstlings und seinem Hollywood-Debüt "Source Code" festzustellen. Während "Moon" über weite Strecken als ruhige Charakterstudie erzählt wird, legt Jones beim Nachfolger von Beginn an enormes Tempo vor, zieht die Spannungsschraube bei jedem Transfer des verzweifelten Helden in den Körper des Zuginsassen enger. Dem Zuschauer wird meist nur so viel preisgegeben, wie auch der von Jake Gyllenhaal gespielte Protagonist weiß. Auf diese Weise wird ein fortwährendes Gefühl der Verunsicherung erzeugt, mit dem auch der verzweifelte Held zu kämpfen hat.

Was "Source Code" mit Jones' vorhergehendem Werk verbindet, ist die Entfaltung der dramatischen Geschehnisse auf engem Raum. Bemerkenswerterweise wirkt das Innere des Zuges keinesfalls klaustrophobisch. Stattdessen erzeugt der Regisseur durch seine mitreißende Inszenierung eine Dynamik, die die Begrenztheit des Raumes vergessen lässt. Auch inhaltlich greift Jones Themen auf, mit denen er sich schon in "Moon" auseinandersetzt. So stellt sich erneut die Frage nach dem Wert, der dem Individuum von gesellschaftlichen Institutionen zugesprochen wird. Wurde in "Moon" die Ausbeutung des Einzelnen durch ein unbarmherziges kapitalistisches System thematisiert, erscheint nun der Militärapparat in einem fragwürdigen Licht. Dabei werden implizit auch die ethischen Grenzen ausgelotet, die wir angesichts drohenden Terrors zu überschreiten bereit sind.

Neben den gesellschaftskritischen Untertönen überzeugt der Science-Fiction in erster Linie durch die zwischenmenschlichen Momente. Anhand zahlreicher überraschender Wendungen treibt Jones nicht nur den Plot voran, sondern offenbart uns meist auch eine weitere Facette des Protagonisten, die seine Situation zunehmend tragischer erscheinen lässt. Die gelungenen Charaktermomente verleihen dem Science-Fiction eine weitere Dimension, die sich in dem Genre wohltuend abhebt vom seelenlosen Effekt-Kino eines Michael Bay. Stattdessen erinnert "Source Code" an "Zurück in die Vergangenheit", eine Serie, die ebenfalls durch ihre Menschlichkeit punktete und von der sich die Macher offensichtlich inspirieren ließen. Denn auch darin muss der Protagonist ein vergangenes Ereignis im Körper eines anderen wiedergutmachen. Als Referenz spricht Scott Bakula, der Protagonist der Serie, die Stimme von Gyllenhaals Vater in Jones' Film. Ein wenig enttäuschend ist lediglich das euphemistische Ende von "Source Code". Obwohl laut Jones der Schluss der Geschichte so beabsichtigt war, wird man das Gefühl nicht los, dass es ein Zugeständnis an Hollywoods Mainstream-Kino ist. Ein mutigeres Ende wäre dem ansonsten einwandfreien Werk gerechter geworden.
Carlos Corbelle/Filmreporter.de
Videoclip: Source Code
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Galerie: Source Code
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2024